Fleischkonsum - zwischen Ethik und Umweltschutz
von
Luna Marie Lindner
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Ethik
3. Tierethik
3.1. Peter Singer
3.2. Tom Regan
3.3. Peter Carruthers
4. Betrachtung aus Sicht der klassischen Philosophie
5. Fleischkonsum und Umweltschutz
6. Fazit
Fußnoten
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Frage nach der moralischen Vertretbarkeit des Fleischkonsums ist ein gesellschaftlich sehr aktuelles Thema, das in letzter Zeit immer mehr, besonders auch durch Umweltbewegungen wie Fridays for Future an Bedeutung gewann. So wird vermehrt über die moralischen und umweltpolitischen Aspekte des Fleischkonsums und der Tierhaltung diskutiert und der vegane oder vegetarische Lebensstil verbreitet sich weiter. Die Frage, nach unserer Verantwortung aus ethischer Perspektive, halte ich daher nicht nur für wissenschaftlich, sondern auch für philosophisch relevant. Dabei geht es nicht nur um den Mensch und seine Beziehung zur Umwelt, sondern auch um einen vermeintlich höheren Wert des Menschen gegenüber den Tieren. Diese moralischen Aspekte gilt es daher zu hinterfragen und auch mit Bezug zu den Aspekten der Nachhaltigkeit zu einem abschließenden Fazit bezüglich unserer Verantwortung des Fleischkonsums zu gelangen. Dazu werden in dieser Hausarbeit zunächst unterschiedliche tierethische Positionen herausgearbeitet. Dabei konzentriere ich mich auf die Idee des Speziesismus von Peter Singer und beschäftige mich mit Tom Regans Auffassungen zur Tierethik und Tierrechten. Außerdem werde ich die Argumentationen des Philosophen Peter Carruthers miteinbeziehen, welche die Theorien Singers und Regans infrage stellt und die Tierethik aus Sicht der klassischen Philosophie betrachten. Somit wird die Frage nach der ethischen Position, gegenüber dem Fleischkonsum auch aus verschiedenen Sichtweisen betrachtet, um mögliche Kontroversen aufzuzeigen. Diese verschiedenen tierethischen Positionen sollen dann auf die aktuelle Debatte, um den Konsum von tierischen Produkten bezogen und vor dem Hintergrund der Würde und dem Leid der Tiere genauer betrachtet werden. Bevor ich zu einem abschließenden Fazit komme, soll noch ein anderer Aspekt unserer möglichen Verantwortung genauer betrachtet werden, nämlich den Einfluss des Fleischkonsums auf unsere Umwelt. Dazu werden die Probleme der Viehzucht und der Landwirtschaft für unsere Ressourcen und die Umwelt thematisiert. Mithilfe dieser unterschiedlichen Perspektiven auf die Vertretbarkeit von Fleischkonsum, soll am Ende ein Fazit gezogen werden, inwieweit der Konsum von Fleischprodukten tatsächlich mit unserer Verantwortung gegenüber der Natur und den Tieren vereinbar ist und welche alternativen Möglichkeiten es geben könnte, um die Nachhaltigkeit weiter in den Vordergrund zu rücken. Wichtig ist dabei noch, dass die Überlegungen zu den ethischen und moralischen Fragen des Fleischkonsums auf Grundlage unseres westlichen Lebens begründet sind und diese Argumentation für andere Teile der Welt, aufgrund schlechterer Nahrungsmittelversorgung und Lebenssituationen, anders geführt werden müsste.
2. Ethik
Die Ethik ist ein Teilbereich der Philosophie und wird häufig als angewandte Philosophie bezeichnet. Ethik ist, so Immanuel Kant, die „Wissenschaft von den sittlichen Gesetzen, nach denen alles geschehen soll.“1 Der Begriff lässt sich aus dem griechischen Wort „ethos“ ableiten, was so viel bedeutet wie „Gewohnheit“. Hierbei geht es um das Hinterfragen von moralischen Gewohnheiten sowie unseren Vorstellungen von „Gut und Böse“2. Dieses Hinterfragen sei, so Schweidler, als „kritische Auseinandersetzung mit normativen Ansprüchen, Regeln und Überzeugungen, […], denen die Unterscheidung zwischen gut und schlecht, richtig und falsch, human und inhuman innewohnt“ zu verstehen.3 Als Kern der ethischen Überlegungen hat Immanuel Kant, in seiner Schrift „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ von 1785 den kategorischen Imperativ formuliert, nachdem die Menschen handeln sollen. Darin sagt er: „Handle nur nach denjenigen Motiven, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie zum allgemeinen Gesetz werde“4. Unser Handeln soll sich also, so Kant, mithilfe der Vernunft, an moralischen Sitten und Prinzipien orientieren. Es geht bei ethischen Debatten, wie sie auch in dieser Hausarbeit mit Bezug zum Fleischkonsum geführt werden soll, um das Hinterfragen unserer eigenen Ernährungspraktiken und darum, inwieweit diese mit unseren moralischen Überzeugungen darüber, was richtig oder falsch ist, zu vereinen sind. Die traditionelle europäische Ethik ist, wie sich auch in dieser Hausarbeit zeigen wird, anthropozentrisch ausgelegt. Das heißt, sie ist menschlich orientiert und geht von dem Gedanken aus, dass es einen Unterschied zwischen Mensch und Natur gibt.5 Diese höhere Stellung ist darin begründet, dass der Mensch, aufgrund seiner Freiheit und seines Selbstbewusstseins, eine absolute Würde besitzt. Der Mensch ist das einzige Wesen, welches durch die Gesellschaft zu einem guten Wesen erzogen werden kann und muss. Darin liegt die Aufgabe der Gesellschaft. Diese Erziehung zu einem guten Menschen ist nur möglich, da dieser selbstbewusst ist und mithilfe seiner Vernunft das Handeln beeinflussen kann.6 Dieses Selbstbewusstsein ist bei Tieren nicht gegeben, weshalb sie in dem klassischen Bereich der Ethik nicht berücksichtigt werden. Diese betrifft ausschließlich absolut freie Wesen und basiert auf Gegenseitigkeit, welche bei Tieren ebenfalls nicht gegeben ist.7 Diese Unterscheidung ist für die Betrachtung des Menschen in Bezug zu Tieren und der Umwelt von großer Bedeutung. Nur durch diese Auffassung, der Mensch sei ein eigener, höhergestellter Teil der Natur ist die Frage nach der Zulässigkeit des Fleischkonsums möglich, da dies die Voraussetzung dafür ist, dass der Mensch andere Tiere als Nahrungsmittel ansieht.
3. Tierethik
In dem Gebiet der Tierethik werden, die moralischen Prinzipien, die unserem Handeln in Bezug zu Tieren bzw. nicht-menschlichen Lebewesen zugrunde liegen kritisch hinterfragt8. In der tierethischen Diskussion sei die Idee einer Unterscheidung zwischen Tieren mit moralischem bzw. ohne moralischen Status entscheidend für die Beantwortung der Frage: „Was darf man mit Tieren tun?“9, so Grimm et al. Das Konzept des moralischen Status von Tieren ist entscheidend, wenn es um die Frage nach unserer moralischen Verantwortung gegenüber Tieren geht.10 Daher wird diese Unterscheidung zwischen Tieren mit oder ohne moralischen Status auch für die spätere Beantwortung der Fragestellung von Bedeutung sein. Tiere haben grundsätzlich, so Ingensiep und Baranzke, einen moralischen Anspruch auf Schutz, da sie der Grausamkeit und den Aktionen der Menschen ausgeliefert sind und sich nicht selber schützen können.11 Sie diskutieren über einen Schutz von Tieren ähnlich dem Schutz von Personen, aufgrund ihrer „vielfältigen physischen und psychischen Ähnlichkeiten“12. Mit dieser Ausweitung des Schutzes würde, so die Auffassung der beiden Autoren, aber auch eine Ausweitung des Personenbegriffs auf nicht-menschliche Lebewesen einhergehen.13 Die Zuschreibung eines moralischen Status, ist ebenso wie bei Ingensiep und Baranzke, auch bei Grimm et al. abhängig von ihren individuellen Eigenschaften.14 Diese sind u.a. Leidensfähigkeit, Empfindungsfähigkeit, Bewusstsein, Intelligenz oder Moralfähigkeit eines Tieres, sowie die Fähigkeit Präferenzen zu haben.15 Diese individuellen Eigenschaften müssen für jedes Tier individuell betrachtet werden. Beschäftigt sich die Tierethik mit der Diskussion um das Töten von Tieren, so werden zwei unterschiedliche Fragestellungen betrachtet: Zum einen die Frage „ob – und wenn ja unter welchen Bedingungen und in welchem Maß – der Tod den Tieren schadet“16 und zum anderen „wie das Töten eines Tieres moralisch zu beurteilen ist.“17 Dabei geht es um den grundlegenden moralischen Aspekt, ob wir Tiere töten dürfen und, wenn ja, unter welchen Bedingungen.18 Diese Fragen, zu Wert und Moral des Tötens von Tieren, sollen ebenfalls Grundlage der Betrachtungen über die ethische Perspektive des Fleischkonsums sein.
3.1. Peter Singer
Der australische Philosoph Peter Singer hat besonders durch sein 1975 erstveröffentlichtes Buch „Animal Liberations“ einen großen Einfluss auf die tierethischen Diskussionen gehabt.
In seinem Text „Ethik und Tiere. Eine Ausweitung der Ethik über unsere eigene Spezies hinaus“19 beschreibt er zunächst die allgemeine Situation in der tierethischen Diskussion und beklagt die fehlende Betrachtung der Tiere in der Ethik bzw. ihren Status als moralisch zweitrangig.20 Zunächst beschreibt er die Herkunft unserer Auffassungen zum Status von Tieren, da die Menschen schon immer im Zentrum unserer westlichen Traditionen standen und in unseren Traditionen, die „Gesamtheit dessen dar[stellen], was in der Welt bedeutsam ist.“21 Diese traditionellen Auffassungen sind, so Singer, die Gründe für unsere Betrachtung von Tieren als zweitklassiges Wesen.22 Er argumentiert gegen diese Betrachtungsweise von Tieren als zweitklassiges Wesen, indem er die Parallelen zwischen Menschen und Tieren aufzeigt und deutlich macht, dass es keinerlei Unterschiede gibt, die unseren Umgang mit Tieren rechtfertigen.23 Der wichtigste Ansatz Singers ist die Leidensfähigkeit, die nicht nur wir Menschen, sondern auch die Tiere besitzen. Diese Theorie, den Tieren Leidensfähigkeit oder Interessen nur deshalb abzusprechen, weil sie keine Mitglieder unserer sind bezeichnet Singer als Speziesismus.24 Der Speziesismus beschreibt eine voreingenommene Haltung gegenüber anderen Lebewesen, aufgrund ihrer Spezies.25
Dieser Begriff soll auf die Parallelen zu anderen Diskriminierungsformen, wie Rassismus und Sexismus hindeuten, denn auch dahinter stehe der Grundgedanke „[…], dass diejenigen, die zu ihrer ›Rasse‹ oder ihrem Geschlecht gehören, schlicht aufgrund dieser ›Rasse‹ oder dieses Geschlechts einen höheren moralischen Status besitzen, ungeachtet ihrer Eigenschaften und Qualitäten.“26
Der Speziesismus rechtfertigt unser Verhalten und unser Umgang mit Tieren, indem sie als minderwertig dargestellt werden. Gegen diese Betrachtungsweise sprechen allerdings, so Singer, zahlreiche Eigenschaften, die Tiere genauso wie wir Menschen aufweisen. So sind auch Tiere in der Lage Leid und Schmerz zu empfinden, können ihr Leben genießen und Interessen haben.27 Leidensfähigkeit ist dabei das zentrale Argument für die moralische Gleichbehandlung von Tier und Mensch.28 Die speziesistischen Lebens- und Verhaltensweisen der Menschen erklären, nach Singers Auffassung, dass Menschen anderen Tieren Leid und Schmerz zufügen um ihre eigenen Wünsche und Interessen zu befriedigen.29 Aufgrund dieser Auffassung, dass Tiere ebenso moralischen Wert besitzen wie Menschen betrachtet Peter Singer den Fleischkonsum, als weit verbreiteteste Form der Tiernutzung, als moralisch fragwürdig.30 Dabei stehen die individuellen Interessen nach dem Konsum von Fleisch dem Leben und Wohlergehen von Tieren gegenüber, was nach der Auffassung Singers ein speziesistischer Gedanke ist, der moralisch nicht zu rechtfertigen ist und daher von ihm abgelehnt wird.31 Diese Betrachtungsweise muss, so Singer nicht zwingend zu einer vegetarischen, also fleischlosen, oder veganen Ernährung, bei der komplett auf tierische Produkte verzichtet wird, führen.32 Es sei auch möglich Produkte zu konsumieren, bei denen die Tiere vorher ein gutes Leben hatten und beispielsweise draußen weiden durften. Allerdings sind die Standards dafür, was als „gutes Leben“ angesehen wird sehr verschieden und es fehlt es am Mechanismen, um dies wirklich zu kontrollieren und nachzuvollziehen.33
3.2. Tom Regan
Noch radikalere Forderungen in der Umsetzung der Ethik gegenüber Tieren als Peter Singer vertritt Tom Regan.
Der Philosoph Tom Regan verfolgt in seinem 1983 erstveröffentlichten Buch „The Case for Animal Rights“ einen Rechts-Ansatz. Er geht dabei zunächst von den Menschenrechten aus und stellt im Verlauf seiner Argumentation fest, dass diese auch auf Tiere ausgeweitet werden müssten.34 Bei seiner Betrachtung der Menschenrechte nennt Regan zwei Grundsätze, die durch moralische Rechte gewährleistet werden sollen. Zum einen, dass es anderen nicht zusteht uns Schaden zuzufügen und zum anderen, dass unser Leben, unser Körper und unsere Freiheit geschützt werden sollen, „indem es die Freiheiten anderer moralisch begrenzt“.35 Auf Grundlage diese Überlegungen zu den Menschenrechten, sowie zur Gerechtigkeit als höchster moralischer Forderung, die auch einen Beistand bei Unrecht notwendig macht36, versucht Regan die Gründe für diese Rechte abzuleiten. Er nennt einige Beispiele für mögliche Antworten, wie z. B. das Menschen Menschen sind, oder das Menschen über Selbstbewusstsein verfügen.37 Diese Antworten sind, laut Regan, aber nicht ausreichend oder sogar irrelevant für die Fragestellung, weshalb ein Mensch nun diese Rechte haben sollte.38 Schließlich begründet er die Tatsache das Menschen Rechte haben damit, dass sie „Subjekte-eines-Lebens“ sind. Mit diesem Begriff beschreibt er die Lebewesen, die alle in der Welt sind, die sich ihres Lebens in der Welt gewahr sind, für die es von Bedeutung ist was in der Welt passiert, auch unabhängig von der Bedeutung für andere, bei denen es keine Unter- oder Überlegenheit gibt und die alle moralisch ebenbürtig sind.39 Auf Grundlage dieser Definition über „Subjekte-eines-Lebens“40, denen aufgrund ihrer Eigenschaften Rechte zustehen sollten, so Regan, stellt sich für ihn die Frage, ob es auch Tiere gibt, die „Subjekte-eines-Lebens“41 sind. Dafür erschien es ihm notwendig zu untersuchen, ob es Tiere gibt, die die genannten Bedingungen erfüllen. Diese Frage sei entscheidend für die Frage nach Tierrechten und damit essenziell für die tierethische Debatte. Wenn diese Bedingungen nämlich erfüllt sind, müsste man nicht nur den Menschen, sondern auch den Tieren, die diese Bedingungen erfüllen, Rechte zugestehen, so Regan.42 Diese Notwendigkeit verdeutlicht Regan noch weiterhin, indem er die Ähnlichkeiten zwischen Menschen und Tieren herausstellt. So sagt er beispielsweise, sie würden über ähnliche Sprachen und Verhalten verfügen, da der Mensch Tiere, zumindest zum Teil, verstehen kann und unser eigenes Verhalten auf ihr Verhalten übertragbar ist.43 Als Beispiel nennt er einen Hund im Zwinger, der mit den Pfoten scharrt. Wir können sein Verhalten verstehen, da wir vermutlich versuchen würden auszubrechen, wenn wir in einem Käfig eingesperrt wären und somit verstehen können, dass auch er dieses versucht.44 Außerdem nennt Regan die Ähnlichkeiten des Körpers, z. B. die Organe oder das Gehirn, und des Ursprungs in der Evolution als Gründe für die Berücksichtigung von Tieren mit Rechten. Da es seiner Meinung nach Tiere gibt, die Subjekte-eines-Lebens sind, ist es also notwendig die Rechte auch auf Tiere auszuweiten. Daraus ergeben sich, so Regan, weitreichende Konsequenzen, da es unter diesen Umständen moralisch falsch wäre Tiere weiterhin zum Verzehr oder anderweitig zu nutzen.45 Aus diesen Gründen muss die Tierhaltung zu menschlichen Zwecken aus der Sicht von Tom Regan beendet werden. Damit unterscheidet er sich von den Ausführungen Peter Singers, der eine vollkommene Beendigung nicht zwingend verlangt, sondern nur fordert, dass es humaner gemacht werden müsse.46 Regan fordert außerdem zum Beistand auf und verdeutlicht, dass eingeschritten werden muss, um die Tiere zu schützen.47 Eine hierzu komplett gegensätzliche Position vertritt Peter Carruthers.
3.3 Peter Carruthers
Die Position Carruthers wird bereits in dem Titel seines 2014 veröffentlichten Aufsatzes „Warum Tiere moralisch nicht zählen“48 deutlich. Er vertritt den klaren Standpunkt, dass Tiere keinen moralischen Status haben und ihnen daher auch keine Rechte zustehen.49 Mit dieser Position widerspricht er den vorher beschriebenen tierethischen Theorien Singers und Regans grundsätzlich. Diese Positionen begründet er auf Grundlage einiger Vorannahmen, die ich im Folgenden weiter erläutern möchte. Er geht davon aus, und ähnelt mit diesen Annahmen durchaus denen von Singer und Regan, dass der Geist der Tiere dem des Menschen ähnelt und sie daher Wünsche und Überzeugungen verspüren können.50 Außerdem geht er auch davon aus, dass sie Schmerzen und Angst empfinden51, also dass sie, die von Singer beschriebene leidensfähig besitzen.52 Aus diesen Vorannahmen leitet Carruthers nun allerdings nicht, wie Singer und Regan es tun, moralische Regeln oder Rechte für Tiere ab, sondern argumentiert dafür, dass sie trotz dessen keinen moralischen Status besitzen. Dies wird damit begründet, dass Tiere keine rationalen Akteure seien, das heißt, dass sie ihr Handeln nicht an allgemeinen Regeln orientieren.53 Diese Fähigkeit ist für Carruthers eine Grundvoraussetzung dafür, dass das Lebewesen einen moralischen Status besitzt. Daher besitzen, seiner Auffassung nach, nur Menschen einen moralischen Status, da sie die einzigen Lebewesen seien, die dieses Kriterium erfüllen.54 Dabei ergibt sich die Schwierigkeit des moralischen Status von Kleinkindern oder geistig eingeschränkten Personen, da sie ihr Handeln ebenfalls nicht zwingend an allgemeinen Regeln orientieren.55 Dennoch spricht er allen Menschen, unabhängig davon, ob sie das Kriterium wirklich erfüllen, einen moralischen Status zu, da somit die soziale Stabilität erhalten werden soll.56 Dies geht zurück auf die Beziehungen und Gefühle, die sie zu anderen rationalen Akteuren haben.57 Daher hat jeder Mensch, so Carruthers, unabhängig davon, ob er tatsächlich gerade ein rationaler Akteur ist oder nicht, einen moralischen Status.58 Diese Argumentation auch auf Tiere zu übertragen, also mit der sozialen Stabilität und den Beziehungen zu ihren Besitzern zu argumentieren, hingegen scheitert, so Carruthers.59 Die Menschen würden sich zwar auch um ihre Haustiere sorgen, allerdings gebe es zwei Gründe dafür, warum diese Argumentation hier nicht möglich ist. Zum einen sei nicht eindeutig geklärt, ob die Bindung zu Haustieren etwas allgemein Menschliches, oder kulturell bedingt ist.60 Zum anderen seien die Bindungen zu Tieren kaum jemals so eng wie die zu Familienangehörigen.61 Aus diesen Gründen ist das Argument der sozialen Stabilität auf Tiere nicht anzuwenden, weshalb ihnen nur so viel Schutz zugesprochen werden sollte, wie anderen Besitzgegenständen, so Carruthers.62 Da Tieren also keine moralischen Rechte zukommen sollen, schlägt Carruthers indirekte Pflichten gegenüber Tieren vor.63 Dabei handelt es sich nicht um Rechte der Tiere, sondern um die Idee das Töten oder Quälen von Tieren zu unterlassen, weil es für andere verstörend sein könnte. Diese Pflichten gegenüber den Tieren entstammen gewissen Charakterzügen, die die jeweilige Handlung offenbaren würde.64 Würde man also ein Tier grausam behandeln, wäre dies nicht aufgrund des moralischen Status des Tieres verwerflich, sondern weil es einen grausamen Charakter erkennen ließe, welcher sich auch in Grausamkeiten gegenüber Menschen manifestieren könnte. Dadurch würden die Rechte der Menschen verletzt.65 Aufgrund dieses Zusammenhangs von Grausamkeit gegenüber Mensch und Tier kommen uns also indirekte Pflichten gegenüber den Tieren zu, die Grausamkeit gegenüber Tieren zugunsten von Menschen verbieten.66 Unsere moralischen Verpflichtungen hängen also, so Carruthers, nicht mit dem moralischen Status von Tieren zusammen, sondern mit den Auswirkungen unseres Handelns auf unseren Charakter bzw. unser Wesen.67
4. Betrachtung aus Sicht der klassischen Philosophie
Nachdem nun drei klassische tierethische Positionen erläutert wurden, soll nun die Thematik aus Sicht der klassischen Philosophie betrachtet werden. Dabei wird hauptsächlich Bezug genommen auf die Theorien des Monismus, sowie auf die fünfte und sechste Lektion „Die Vernunft als Einheit von Mensch und Natur, Subjekt und Objekt“ und „der logische Monis-mus“ der Lektüre „Philosophie für alle“ von Marco de Angelis. Dafür ist bedeutsam, dass Tiere im folgenden als Teil der Natur betrachtet werden. Bei Marco de Angelis ist die Natur die Vernunft, die durch rationale, regelhafte Naturgesetze erklärt werden kann. Die Vernunft des Menschen hingegen basiert auf Freiheit und Bewusstsein, dies unterscheidet sie von der Vernunft der Natur.68 Trotz dieser Unterscheidung in der Form der Vernunft spricht sich Angelis dafür aus, Mensch und Natur als Einheit zu sehen, da der Mensch von der Natur hervorgebracht sei.69 Es wird das Verhältnis von Natur und Mensch aus monistischer Sicht dargestellt. Monismus ist eine „philosophisch-religiöse Lehre von der Existenz nur eines einheitlichen Grundprinzips des Seins und der Wirklichkeit“70 Dabei wird die Natur dem Menschen vorangestellt, da sie die Voraussetzung für sein Leben darstellt, indem sie den Menschen hervorbringt. Zudem gäbe es mit der Entwicklung von einfachen Lebensformen, wie z. B. Atomen zu komplexeren Lebensformen wie Tieren und Menschen immer auch eine schrittweise Steigerung des Bewusstseins und der Freiheit.71 Aufgrund dieser Betrach-tungsweise ist der Mensch im Monismus immer eine Stufe höhergestellt als das Tier, da nur der Mensch über dieses Ausmaß an Freiheit und Selbstbewusstsein verfügt. Wenn man die-ser Auffassung folgt, ist der Verzehr von tierischen Produkten durchaus zu rechtfertigen, da der Mensch nicht auf derselben Stufe steht wie das Tier, sondern höhergestellt ist und somit darüber verfügen kann. Unsere Verantwortung gegenüber Tieren würde daher nicht durch die Gleichheit begründet werden können, da diese nur körperlich, aber nicht geistig vorhan-den ist, sondern wäre lediglich mit der Leidensfähigkeit der Tiere zu begründen. Auch hier ist also, ähnlich wie Carruthers es formuliert die Rationalität und das Selbstbewusstsein ent-scheidet72. Das heißt unsere Verantwortung wäre bereits erfüllt, wenn das Leiden minimiert werden würde, das heißt z. B. durch die Abschaffung von Massentierhaltung, würde aber einen Verzicht nicht notwendig machen. Hierzu kann ebenfalls aus Sicht des Utilitarismus argumentiert werden. Dieser besagt, dass „[…] diejenige Handlung zu präferieren bzw. mo-ralisch optimal ist, die unter allen Handlungsalternativen den größten aggregierten Gesamt-nutzen bzw. das größte Glück für alle Beteiligten stiftet.“73 Es sei also moralisch am besten, wenn so gehandelt wird, dass es für die größtmögliche Zahl an Beteiligten einen Vorteil ergibt. Daher kann in der Debatte um den Konsum von Fleisch argumentiert werden, dass das Töten eines Tieres das Leben anderer, die es möglicherweise gefressen hätte rettet und somit ein größerer Nutzen entsteht. Abschließend lässt sich sagen, dass die klassischen phi-losophischen Positionen des Monismus und des Utilitarismus den Fleischkonsum nicht aus-schließen, da der Mensch aufgrund seiner absoluten Freiheit höhergestellt ist, sondern eher ein Minimieren des Leids notwendig macht.
5. Fleischkonsum und Umweltschutz
Die Frage nach dem Konsum von Fleischprodukten wird nicht nur aus moralischer Perspektive kontrovers diskutiert, sondern zunehmend auch aus Sicht der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes. Gerade im Zusammenhang mit der Fridays for Future Bewegung hat die Diskussion um den Konsum von tierischen Lebensmitteln, sowie um die vegetarische und vegane Lebensweise zunehmend an Bedeutung gewonnen. Daher sollen im Folgenden die Auswirkungen und die Bedeutung der Landwirtschaft, im Speziellen der Tierhaltung, für die Umwelt genauer betrachtet werden.
Wenn es um die Produktion und Emissionen von Treibhausgasen geht, werden hauptsächlich die Industriesektoren, wie z. B. die Automobilindustrie betrachtet und die Landwirtschaft wird nicht sofort mitbedacht. Dies geschieht, obwohl die Landwirtschaft, laut Umweltbundesamt, nach dem Energiesektor der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen in Deutschland ist.74. Die Gründe für die hohen Treibhausgasemissionen liegen zum einen in der landwirtschaftlichen Nutzung der Böden und der Verwendung von Dünger, zum großen Teil aber auch in der Menge an Methan, die von Wiederkäuern bei der Verdauung ausgestoßen werden. Diese Methanemissionen machen, so Ehlers et al., 38% der gesamten landwirtschaftlich produzierten, Treibhausgasemissionen aus.75 Ein weiteres Problem für die Umwelt stellen die tierischen Futtermittel dar. Sie führen zu massiven Nährstoffüberschüssen im Boden, da über die Futtermittel Phosphor und Stickstoff in den Boden gelangen, welche dann in Gewässer gespült werden können. Dies kann zu einer Eutrophierung, also zum Umkippen des Sees führen, was eine Bedrohung für die Artenvielfalt in den Gewässern darstellt76. Zusätzlich zu diesen Problemen, die durch das direkte Ausstoßen von Treibhausgasen und die Abgabe von Nährstoffen an den Boden entstehen, gibt es noch einige weitere Probleme, die besonders mit dem starken Fleischkonsum und den Importprodukten zusammenhängen. Zu dem Thema Fleischkonsum und Umweltschutz stellt die Ernährungswissenschaftlerin Kathrin Meinhold das Konzept des ökologischen Fußabdrucks dar.
„Zu seiner Ermittlung wird die Menge der biologisch produktiven Land- und Wasserflächen gemessen, die nötig sind, um alle Rohstoff zu produzieren, die der Mensch für Ernährung, Konsum Mobilität, Energiebedarf und vieles mehr verbraucht, […]. Diese Fläche lässt sich dann mit der tatsächlich zur Verfügung stehenden nutzbaren Naturfläche der Erde vergleichen.“77
Das Konzept des ökologischen Fußabdrucks ermittelt also die Land- und Wasserflächen, die ein Mensch mit seiner aktuellen Lebensweise verbraucht und vergleicht diese dann mit der ihm tatsächlich zur Verfügung stehenden Menge. Dabei wird deutlich, dass unser Ernährungssystem ein Drittel des ökologischen Fußabdrucks ausmacht, was, so Meinhold, besonders durch tierischer Lebensmittel begründet sei.78 Der Hauptgrund hierfür liegt hauptsächlich in dem deutlich höheren Ressourcenverbrauch bei der Produktion tierischer Lebensmittel im Vergleich zu nicht-tierischen Lebensmitteln, wie z.B. dem Anbau von Gemüse oder der Produktion von Teigwaren79. Ein weiterer Punkt, der auch bei Meinhold angeführt wird, sind die großen Umweltbelastungen, die durch den Import von Fleisch und Futtermitteln aus Drittländern entstehen. Diese haben ebenfalls einen stark negativen Einfluss auf die Treibhausgasemissionen und führen zu Luftverschmutzungen. Außerdem haben sie weitere Problemen in den Herkunftsländern zur Folge. Ein besonders gravierendes Beispiel hierfür sind die Futtermittelimporte aus Brasilien. 18% der Futtermittel werden aus Brasilien importiert, wo für den Anbau von Futtermitteln Waldflächen, so auch Teile des Amazonas, gerodet werden, was weiterhin große Auswirkungen auf das Klima und die CO2-Bilanz hat.80
Außerdem müssen für die Tiere sehr große Mengen an Futtermitteln bereitgestellt werden, bis sie schlussendlich verzehrt werden. So wurde im Jahr 2002 in etwa ein Drittel der weltweiten Getreideernten an Tiere verfüttert81 und die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzflächen für den Anbau von Viehfutter oder die Produktion von Fleisch- oder Milchprodukten genutzt.82 Aus diesen Zahlen, die besonders die großen Mengen an nötigen Futtermitteln für die Nutztiere verdeutlichen, stellt sich nicht nur die Frage nach einer Vertretbarkeit des Fleischkonsums aus der Perspektive der Nachhaltigkeit, da die Tierhaltung und der Import einen großen Einfluss auf die Treibhausgasemissionen haben, sondern besonders auch die Frage inwieweit es vertretbar ist so große Mengen an Lebensmitteln, wie Getreide, zu verfüttern. Diese Frage stellt auch Apel in seinem Beitrag zum kritischen Agrarbericht, indem er fragt: „Wollen wir mit der vorhandenen Getreidemenge Menschen versorgen oder Rinder, die ohnehin zur Schlachtung bestimmt sind?“83 Diese Frage, ist meiner Meinung nach bei der Betrachtung der Tierhaltung und des Fleischkonsums immer mitzudenken, da sie noch über die rein biologische Problematik, nämlich die Verschmutzung der Umwelt hinausgeht. Daher soll sie im folgenden Fazit ebenfalls betrachtet werden.
6. Fazit
Nachdem nun sowohl die ethische, als auch die Umweltperspektive zum Thema Fleischkonsum und Tierhaltung betrachtet wurden, sollen im Folgenden die wichtigsten Argumente noch einmal aufgeführt werden, um zu einem abschließenden Fazit bezüglich der moralischen und umweltpolitischen Vertretbarkeit des Fleischkonsums zu gelangen.
Die Betrachtung der Auswirkungen der Tierhaltung und der Landwirtschaft haben gezeigt, dass die Tierhaltung sowohl durch die Treibhausgasemissionen, die durch die Tiere ausgestoßen werden als auch durch die vielen Importe einen stark negativen Einfluss auf die Umwelt und das Klima hat. Als wichtigste Maßnahme zu einer Verbesserung der Situation wird hier eine Verkleinerung der Tierbestände, besonders der Rinderbestände, vorgeschlagen. Außerdem stellen die hohen Emissionen, die durch Importe der Fleischprodukte und Futtermittel produziert werden, wie angesprochen ein großes Problem dar. Bei der Produktion der Futtermittel ist ebenfalls anzuführen, dass sie etwa ein Drittel der Weltweiten Getreideernte beanspruchen, was gerade auch aus moralischer Sicht, mit Blick auf die vielen Gebiete der Welt in denen Menschen Hungern müssen, sehr fragwürdig ist. Die Mengen an Getreide, die hier verwendet werden, um tierische Produkte zu gewinnen, die nicht aus Notwendigkeit, sondern nur aus Gewohnheit und Genuss verzehrt werden, könnten meiner Meinung nach eher genutzt werden, um Menschen zu versorgen, die keine anderen Lebensmittel zur Verfügung haben. Dies ist nicht als eine Forderung zur Beendigung von Futtermittelproduktionen zu verstehen, sondern zielt nur auf eine Reduzierung der Tierbestände und somit der Futtermengen ab.
Neben der Frage der ethischen Vertretbarkeit gegenüber anderen, weniger gut versorgten Menschen ist natürlich die zu Beginn der Arbeit stark thematisierte tierethische Perspektive von großer Relevanz, um das Thema abschließend zu beantworten. Dafür ist zunächst wichtig zu bedenken, dass dabei Schmerzen, Leid und das Leben der Tiere den menschlichen Interessen gegenüberstehen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um das Interesse an dem Konsum bestimmter Lebensmittel, zu möglichst günstigen Preisen, sowie um das Interesse an dem Erhalt der kulturellen Praxis.84 Die Frage der kulturellen Praxis, wird in vielen Diskussionen über den Konsum von Fleischprodukten angeführt, da häufig argumentiert wird, dies sei Teil unserer kulturellen Identität85 und habe seit Jahrhunderten unseren Umgang mit Tieren geprägt86. Diese Argumentation ist meiner Meinung nach aber nicht überzeugend genug, um das Leid von Tieren zugunsten unserer Interessen, wie einem Essen in Gemeinschaft zu rechtfertigen. Außerdem würde eine Veränderung der Essgewohnheiten schon zu dem gewünschten Effekt, nämlich zu einer Reduzierung der Tierbestände führen. Die grundlegenden Aussagen der beiden Philosophen Singer und Regan sind daher ganz ähnlich, da beide den Tieren einen moralischen Status zusprechen und den Menschen damit Pflichten ihnen gegenüber geben.87 Allerdings sind ihre Begründungen hierfür und die daraus abgeleiteten Folgen unterschiedlich. Während Peter Singer die Verpflichtungen der Menschen gegenüber Tieren mit seinem speziesistischen Ansatz erklärt und dabei die Leidensfähigkeit als zentrales Argument für Gleichbehandlung von Mensch und Tier anführt88, argumentiert Tom Regan damit, dass Tiere ebenfalls Subjekte-des-Lebens seien.89 Die Konsequenzen, die sich aus diesen Argumentationen ergeben sind ebenfalls unterschiedlich, da Singer eine Einschränkung des Fleischkonsums, um einen Verzehr von Fleisch, welches unter guten Bedingungen, in denen die Tiere nicht leiden mussten, produziert werden kann zu gewährleisten als Konsequenz ausreicht und er nicht einen kompletten Fleischverzicht fordert.90 Dies ist bei Tom Regan anders, denn er hält die Nutzung von Tieren für grundsätzlich moralisch falsch und fordert daher ein Ende dessen.91 Daher fordern zwar beide einen moralischen Status für Tiere, allerdings geht Tom Regan in seinen Argumentationen und seinen Konsequenzen noch etwas weiter. Den Ansatz Singers halte ich für sehr sinnvoll, da er meiner Meinung nach noch eher umsetzbar ist, als der von Tom Regan. Daher sollte er in den Debatten um den Konsum von Fleisch durchaus miteinbezogen werden. Allerdings können die Mengen, die aktuell konsumiert werden nicht allein durch humane Produktionsmethoden zur Verfügung gestellt werden, weshalb auch die Verbraucher gefordert sind ihren Fleischkonsum einzuschränken. Gegensätzlich zu diesen Positionen argumentiert Peter Carruthers, der den moralischen Status von Tieren nicht anerkennt, da sie keine rationalen Akteure seien. Er argumentiert nur gegen die Grausamkeit an Tieren, da sie einen grausamen Charakter erkennen ließe, der auch gegenüber Menschen sichtbar werden könnte.92 Ebenso wird in der klassischen Philosophie argumentiert, bei er der Mensch, aufgrund seines Bewusstseins und seiner Freiheit eine Stufe höhergestellt wird und somit der Fleischkonsum nicht direkt eingeschränkt wird.
Aus den genannten Positionen und umweltpolitischen Problemen gilt es nun eine Möglichkeit zu finden mit dem Thema umzugehen und zu fragen, inwieweit der Konsum von tierischen Produkten zu rechtfertigen ist. Diese Frage zu stellen liegt, meiner Meinung nach, in der individuellen Verantwortung jedes einzelnen, hat aber auch eine politische und kulturelle Komponente, auf Seiten der Züchter und Landwirte, die entscheiden können wie sie wirtschaften und ihre Tiere behandeln, auf der anderen Seite aber auch bei der Politik, die die Handlungsrahmen festlegt. So könnte beispielsweise eine Einschränkung der Massentierhaltung oder Förderungen der biologischen Landwirtschaft zu einer Verbesserung der Situation und der Umweltproblematik beitragen. Allerdings liegt auch ein großer Teil der Verantwortung beim Verbraucher, indem er z. B. weniger Fleisch und Fleisch aus besseren Haltungsbedingungen kauft und somit Druck auf die Landwirtschaft und die Industrie ausgeübt werden kann damit sie nachhaltiger produzieren. Wenn weiterhin so viel Fleisch konsumiert wird, wie bisher ist es auch schwierig diese Mengen nachhaltig zu produzieren, daher ist eine Reduzierung der Menge an Fleisch zwingend erforderlich, wenn wir eine nachhaltigere und tierfreundlichere Produktion ermöglichen wollen.93 Diese Möglichkeiten haben wir als Verbraucher, da der Konsum von Fleisch für uns keine Notwendigkeit darstellt, sondern Gewohnheit ist.94 Aus den genannten Gründen, sowohl aus moralischer Perspektive den Tieren gegenüber, als auch aus Sicht des Umweltschutzes ist eine Reduzierung der Tierbestände zwingend erforderlich und der Verzehr von Fleischprodukten aus schlechten Bedingungen, wie der Massentierhaltung abzulehnen. Wie weiterhin mit dem Thema Fleischkonsum umgegangen wird, liegt dann in der Verantwortung jedes einzelnen, ob eine Einschränkung des Konsums, die vegetarische oder sogar die vegane Lebensweise als moralisch und für die Gesundheit angemessen betrachtet wird.
Fußnoten
1 Kant, Immanuel (1974): Kritik der praktischen Vernunft. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 11
2 Andersen, Svend (2012): Einführung in die Ethik. 2. Erw. Auflage. Berlin: Walter de Gruyter, S. 1
3 Schweidler, Walter (2018): kleine Einführung in die angewandte Ethik. Wiesbaden: Springer VS, S. 11
4 Kant 1974: S. 51
5 Vgl. Andersen 2012: S. 11
6 Vgl. Angelis, Marco de (2020): Rückmeldung zur Hausarbeit – Unterschiede zwischen Mensch und Tier. Seevetal, 04.03.2020. Telefonat.
7 Vgl. Angelis 2020: Telefonat
8 Vgl. Düwell, Markus et.al. (2011): Angewandte oder Bereichsspezifische Ethik. In: Düwell, Markus; Hübenthal, Christoph & Werner, Micha H. (Hrsg.): Handbuch Ethik. 3., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Verlag J.B. Metzler, S. 288
9 Grimm, Herwig et. al. (2018): moralischer Status. Funktion und Bedeutung der Frage nach dem moralischen Status. In: Ach, Johann S. & Borchers, Dagmar (Hrsg.): Handbuch Tierethik: Grundlagen – Kontexte – Perspektiven. Stuttgart: Verlag J.B. Metzler, S. 185
10 Vgl. ebd.
11 Vgl. Ingensiep, Hans Werner & Baranzke, Heike (2018): Person. In: Ach, Johann & Borchers, Dagmar (Hrsg.): Handbuch Tierethik: Grundlagen – Kontexte – Perspektiven. Stuttgart: Verlag J.B. Metzler, S. 194
12 Ebd.
13 Vgl. ebd.
14 Vgl. Grimm et al. 2018: S. 185
15 Vgl. ebd.
16 Visak, Tatjana (2018): Töten und Tötungsverbot. In: Ach, Johann & Borchers, Dagmar (Hrsg.): Handbuch Tierethik: Grundlagen – Kontexte – Perspektiven. Stuttgart. Verlag J.B. Metzler, S. 213
17 ebd.
18 Vgl. ebd.
19 Singer, Peter (2014): Ethik und Tiere. Eine Ausweitung der Ethik über unsere eigene Spezies hinaus. In: Schmitz, Friederike (Hrsg.): Tierethik. Grundlagentexte. Berlin: Suhrkamp, S. 77-87
20 Vgl. ebd.: S. 77
21 ebd.
22 Vgl. ebd.
23 Vgl. ebd.: S. 80
24 Vgl. ebd.
25 ebd.: S. 81
26 ebd.
27 Vgl. ebd.: S. 82
28 Vgl. ebd.
29 Vgl. ebd.
30 Vgl. ebd.: S. 83
31 Vgl. ebd.: S. 84
32 Vgl. ebd.: S. 86
33 Vgl. ebd.
34 Vgl. Regan, Tom (2014): Von Menschenrechten zu Tierrechten. In: Schmitz, Friederike (Hrsg.): Tierethik. Grundlagentexte. Berlin: Suhrkamp, S. 102-110
35 ebd.: S. 90
36 Vgl. ebd.
37 Vgl. ebd.: S. 96
38 Vgl. ebd.: S. 96-100
39 ebd.: S. 102
40 ebd.: S. 101
41 ebd. 7
42 Vgl. ebd.: S. 103
43 Vgl. ebd.: S. 105-109
44 Vgl. ebd.: S. 105
45 Vgl. ebd.: S. 113
46 Vgl. Singer 2014: S. 86f.
47 Vgl. Regan 2014: S. 113f.
48 Carruthers, Peter (2014): Warum Tiere moralisch nicht zählen. In: Schmitz, Friederike: Tierethik. Grundlagentexte. Berlin: Suhrkamp, S. 219
49 Vgl. ebd.
50 Vgl. ebd.
51 Vgl. ebd.: S. 220
52 Vgl. Singer 2014: S. 80
53 Vgl. Carruthers 2014: S. 220
54 Vgl. ebd.
55 Vgl. ebd.: S. 223
56 Vgl. ebd.
57 Vgl. ebd. S. 225
58 Vgl. ebd.: S. 227
59 Vgl. ebd.: S. 228
60 Vgl. ebd.: S. 229
61 Vgl. ebd. 9
62 Vgl. ebd.
63 Vgl. ebd.: S. 233
64 Vgl. ebd.: S. 233-237
65 Vgl. ebd.: S. 239f.
66 Vgl. ebd. S. 239-242
67 Vgl. ebd.: S. 242
68 Vgl. Angelis, Marco de (2016): Philosophie für alle (1.0). Manifest für die philosophische Identität des europäischen Volkes. Möhnesee: PhilEuropa, S. 22
69 Vgl. ebd.: S. 23
70 Dudenredaktion (o.J.c): Monismus, der. Hg. v. Duden online. Online verfügbar unter https://www.duden.de/rechtschreibung/Monismus, zuletzt geprüft am 10.03.2020.
71 Vgl. Angelis 2016: S. 24
72 Vgl. Carruthers 2014: S. 220f.
73 Philoclopedia.de (2017): Eine kurze Einführung in den Utilitarismus. Online verfügbar unter: https://www.philoclopedia.de/2017/03/04/eine-kurze-einführung-in-den-utilitarismus/, zuletzt geprüft am 10.03.2020. 11
74 Vgl. Ehlers et al. (2017): Landwirtschaft im (Klima-)Wandel. In: Umweltbundesamt (Hrsg.): Umweltschutz in der Landwirtschaft. 2.aktualisierte Auflage. Dessau-Roßlau: o.V., S. 10
75 Vgl. ebd.
76 Vgl. Hofmeier, Maximilian & Ehlers, Knut (2017): Nährstoffe in der Landwirtschaft – vom Mangel zum Umweltproblem. In: Umweltbundesamt (Hrsg.). Umweltschutz in der Landwirtschaft. 2.aktualisierte Auflage. Dessau-Roßlau: o.V., S. 23
77 Meinhold, Kathrin (2011): Der ökologische Fußabdruck. Ein ganzheitlicher Bewertungsansatz von Nachhaltigkeit. In: Ernährung im Fokus 11 (1), S.3
78 Vgl. ebd.: S. 4
79 Vgl. ebd.: S. 5
80 Vgl. Apel, Wolfgang (2009): Tierhaltung und Klimawandel. In: AgrarBündnis e.V. Landwirtschaft 2009. Der kritische Agrarbericht: Hintergrundberichte und Positionen zur Agrardebatte Schwerpunkt: Landwirtschaft im Klimawandel. Kassel/Hamm: ABL Bauernblatt Verlags-GmbH, S. 217
81 Vgl. ebd.: S. 218
82 Vgl. Umweltbundesamt (2018): Daten zur Umwelt. Umwelt und Landwirtschaft. O.O., o.V., S. 140
83 Apel 2009: S. 218
84 Vgl. Ach, Johann S. (2018): Nutztierhaltung. In: Ach, Johann S. & Borchers, Dagmar (Hrsg.): Handbuch Tierethik: Grundlagen – Kontexte – Perspektiven. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 260
85 Vgl. Wolf, Ursula (2018): Ethik der Mensch-Tier-Beziehung. 2., unveränderte Auflage. Frankfurt am Main: Klostermann (Klostermann Rote Reihe, 49), S. 128
86 Vgl. Dirscherl, Clemens (2013): Fleischkonsum und Tierhaltung in der aktuellen gesellschaftsethischen Debatte. In: Berichte über Landwirtschaft. Zeitschrift für Agrarpolitik und Landwirtschaft 91 (3), S. 1
87 Vgl. Singer 2014: S. 77-87; Regan 2014: S. 88-114
88 Vgl. Singer 2014: S. 77-87
89 Vgl. Regan 2014: S. 103
90 Vgl. Singer 2014: S. 85-87
91 Vgl. Regan 2014: S. 113f. 15
92 Vgl. Carruthers 2014: S. 239-242
93 Vgl. Singer 2014: S. 87
94 Vgl. Visak 2018: S. 213
Literaturverzeichnis
Monografie
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Zeitschriftenaufsatz
Dirscherl, Clemens (2013): Fleischkonsum und Tierhaltung in der aktuellen gesellschafts-ethischen Debatte. In: Berichte über Landwirtschaft - Zeitschrift für Agrarpolitik und Landwirtschaft 91 (3), S. 1–14.
Meinhold, Kathrin (2011): Der ökologische Fußabdruck. Ein ganzheitlicher Bewertungsan-satz von Nachhaltigkeit. In: Ernährung im Fokus 11 (1), S. 2–7.
Internetdokument
Dudenredaktion (o.J): Monismus, der. Hg. v. Duden online. Online verfügbar unter https://www.duden.de/rechtschreibung/Monismus, zuletzt geprüft am 10.03.2020.
philoclopedia.de (2017): Eine kurze Einführung in den Utilitarismus. Online verfügbar un-ter https://www.philoclopedia.de/2017/03/04/eine-kurze-einführung-in-den-utilitarismus/, zuletzt geprüft am 10.03.2020.
persönliche Mitteilung
Angelis, Marco de (2020): Rückmeldung zur Hausarbeit - Unterschiede zwischen Mensch und Tier. Seevetal, 04.03.2020. Telefonat an Luna Lindner.
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