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2012:  HEGEL INTERPRET SEINER SELBST

2012: HEGEL INTERPRET SEINER SELBST

 

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2012
(November)

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Marco de Angelis
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Hegel-Interpret seiner selbst

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Kongressvortrag

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Papiertext: nein

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Digitaler Text: Ja, hier unten

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1. Die Position von Giacomo Rinaldi: Hegels Philosophie als absolute Philosophie

Die Grundidee des Denkens Giacomo Rinaldis, wie wir sie in dem Aufsatz „Wahrheit und Wirklichkeit des absoluten Idealismusdargelegt finden, der in dem Band Hegels Denken im Zeitalter der Globalisierung veröffentlicht wurde, und in dem Sammelband „Absoluter Idealismus und zeitgenössische Philosophie" lesen können, ist, dass Hegels Philosophie die wahre Philosophie, die absolute Philosophie ist. Der zentrale Gedanke dieser Philosophie wird insbesondere von Rinaldi darin identifiziert, dass sie ist eine

 

 "... idealistische Metaphysik des unendlichen Selbstbewusstseins" (Absoluter Idealismus, S. 33)

 

Vor diesem Hintergrund möchte ich sofort meine grundsätzliche Zustimmung zu Rinaldi erklären. In Hegels Philosophie gibt es nicht nur gültige und noch verwendbare Gedanken, wie sie zum Beispiel sein könnten. die dialektische Konzeption dagegen stellt den Höhepunkt der Philosophiegeschichte dar, die in dieser Philosophie ihr Ziel erreicht hat, ihr immanentes Telos, das heißt das Verstehen des Absoluten, des ersten Seinsprinzips der archè. Hegels philosophisches System, vollständig ausgedrückt in der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, enthält daher nicht eine historische und persönliche Wahrheit des Autors, sondern die Wahrheit an sich, eben das Absolute.

Auch wenn er von Positionen absoluter Treue zu Hegels philosophischem System und folglich absoluter Übereinstimmung mit Rinaldi ausgeht, dessen Verdienst es ist, den Gedanken des schwäbischen Philosophen heute mit so viel Kraft neu vorzuschlagen, in einer Zeit, der unseren, die dazu wenig geneigt ist systematische Wahrheit, sie ist immens, dennoch möchte ich die Aufmerksamkeit aller Hegelianer hier darauf lenken, dass es nur möglich ist, dass die Hegelkritik der letzten rund 180 Jahre, die zur jetzigen Situation der Negation geführt hat den absoluten Wert seiner Philosophie, es war alles falsch, alles ein Fehler. Hegel selbst hat gelehrt, in der Position des Gegners die Teilwahrheit zu sehen, um die Parteilichkeit und damit die Falschheit (die für Hegel in der Philosophie mit der Parteilichkeit zusammenfällt, während „das Wahre das Ganze ist“) präzise hervorheben zu können.  

Ich möchte hier also zunächst die Grundwahrheit der Hegel-Kritik nach dem Tod des Philosophen herausarbeiten, um dann verstehen zu können, wie seine Philosophie noch 180 Jahre später mit Recht als „absolut“ bezeichnet werden kann Philosophie".

 

2. "Akkommodierender" Hegel? Jawohl!

Der grundsätzliche Vorwurf, der von Anfang an (Marx, Haym) an Hegel gerichtet war, dann aber in ähnlicher oder anderer Weise von Persönlichkeiten vom Kaliber Nietzsches und Iltings wiederholt wurde, um nur einige der wichtigsten Namen zu nennen, es war das der „Akkommodation“. Dieser Kritik zufolge hat Hegel sein Denken bewusst an die vorherrschende historische Situation seiner Zeit angepasst und es für die protestantische theologische Kultur des preußischen Staates perfekt verdaulich gemacht. Im Grunde hätte Hegel alles getan, um sein philosophisches System mit dem protestantischen Christentum und mit dem preußischen Staat in Einklang zu bringen. Solange die Teilwahrheit dieser Kritik nicht verstanden wird, anstatt sie a priori abzulehnen, kann meiner Meinung nach der Hegelianismus nicht angemessen gestützt werden, d.h.

Diese Kritik ist wahr und durch die Hegelschen Reifetexte gerechtfertigt. Hegel war entgegenkommend. In all seinen reifen Werken gibt es auf überflüssige und manchmal auch ärgerliche Weise den ständigen Wunsch, dem Leser zu versichern, dass die Wahrheit des absoluten Idealismus, die der Autor präzise zum Ausdruck bringt, nicht im Widerspruch zum vorherrschenden Glauben steht, und zwar auf der im Gegenteil, es ist seine stärkste Stütze. In der Logik von 1831 lesen wir zum Beispiel:

 

„Die Logik ist sonach als das System der reinen Vernunft, als das Reich des reinen Gedankens zu fassen. Dieses Reich ist die Wahrheit, wie sie ohne Hülle an und für sich selbst ist. Man kann sich deßwegen ausdrücken, daß dieser Inhalt die Darstellung Gottes ist, wie er in seinem ewigen Wesen vor der Erschaffung der Natur und eines endlichen Geistes ist." 

(GW 21, S. 34,6-11; Internetquelle hier).

 

Selbst die Hegelsche Geschichtsauffassung, die in der Monarchie den höchsten Augenblick des Allgeistes und der Freiheit aller ausmachte, dürfte den damaligen Regierenden des preußischen Staates und damit auch Hegels Dienstherrn offenbar nicht so feindlich gewirkt haben. 

In der Enzyklopädie von 1830 lesen wir dann in § 542:

 

„Die monarchische Verfassung ist daher die Verfassung der entwickelten Vernunft; alle anderen Verfassungen gehören niedrigern Stufen der Entwicklung und Realisirung der Vernunft an."

(GW 20, S. 516,8-10; Internetquelle hier).

 

Schließlich, gerade in Bezug auf das Verhältnis von Religion und Politik, Kirche und Staat, führt Hegel in der sehr wichtigen Anmerkung zu § 552, die den Abschnitt des objektiven Geistes der Enzyklopädie von 1830 abschließt und damit den Übergang zum absoluten Geist markiert, schreibt:

 

„So wird zuletzt das Princip des religiösen und des sittlichen Gewissens ein und dasselbe, in dem protestantischen Gewissen – der freie Geist in seiner Vernünftigkeit und sich Wahrheit wissend. Die Verfassung und Gesetzgebung wie deren Bethätigungen haben zu ihrem Inhalt das Princip und die Entwicklung der Sittlichkeit, welche aus der zu ihrem ursprünglichen Princip hergestellten und damit erst als solcher wirklichen Wahrheit der Religion hervorgeht und daraus allein hervogehen kann. Die Sittlichkeit des Staates und die religiöse Geistigkeit des Staates sind sich so die gegenseitigen festen Garantien."

(GW 20, S. 541,2-11; Internetquelle hier ).

 

Kurz gesagt, die Art und Weise, wie Hegel seine Philosophie präsentierte, war sicherlich kein Hindernis für seine akademische Karriere! Hegel war entschieden entgegenkommend mit theologischer und politischer Macht, er präsentierte seine Philosophie so weit wie möglich in einem versöhnlichen und entgegenkommenden Sinn, er drückte die Konzepte seines Systems aus, immer bemüht, seine Vereinbarkeit mit den Prinzipien der protestantischen christlichen Religion und mit dem Staat zu zeigen preußisch, um nicht in Konflikt mit der etablierten religiösen und politischen Macht zu geraten. Der Philosoph versuchte mit allen Mitteln, sich als preußischer Staatsphilosoph zu profilieren. 

Aber fragen wir uns jetzt: Es ist kein Zufall, dass Hegel, nachdem er sich eine glänzende Karriere gesichert und die Sympathie und den Schutz theologischer und politischer Macht auf sich gezogen hat, stattdessen seinem philosophischen System ein Vermögen in der Nachwelt verschafft hat, dieses Vermögen, das stattdessen ein solches ist System, da es die absolute Philosophie enthält, sicherlich verdient es?

Mit anderen Worten, es war nicht das Hegelsche Diktat selbst, der Buchstabe seiner Philosophie, ein Hindernis für ihren Erfolg, nicht für den vergänglichen und vergänglichen Erfolg der Gegenwart, den es gab, sondern für ihren ewigen Erfolg, der nur der Welt gehört Wahrheit absolut?  

 

3. Der Geist des Hegelianismus und sein Schicksal: a. Akkommodation als Schicksal des Hegelschen philosophischen Systems

Die Antwort auf all diese Fragen muss ja lauten. In den Hegelschen Werken liegt bereits der Keim, der sie zu ihrer Zeit ungeheuer geschätzt machen wird (was sie mit ihren Gedanken zu lernen versuchten, wie es eine der grundlegenden Passagen des Philosophen heißt), aber später von einigen der großen späteren Denker verachtet wird, der in ihm nur einen ängstlichen Befürworter der Macht und keinen mutigen Verfechter der absoluten Wahrheit sehen wird, notfalls auch gegen die Macht. 

Wir haben also einerseits seine absolute Wahrheit, wie von Rinaldi argumentiert, andererseits seine Funktion relativ zu seiner eigenen Zeit als Stütze der theologisch-politischen Macht der Zeit; einerseits die Absolutheit der Hegelschen Philosophie, andererseits ihre historische Relativität.

Bevor ich dieses offensichtliche Dilemma auflöse, möchte ich hier klarstellen, dass Hegel sich dessen vollkommen bewusst war. Er war sich zu 100% bewusst, dass er die absolute Philosophie, die ultimative Philosophie der Menschheit, zumindest was die Grundlinien des philosophischen Systems betrifft, ausgearbeitet hatte. Er wusste auch, dass diese Philosophie eine Bombe für die damalige Zeit war, da sie die Keime einer theologischen und politischen Revolution in sich trug. Aber der kluge Denker sowohl aus psychologischen Gründen (seine eigene ruhige und ängstliche Art, Respekt vor Familienmitgliedern insbesondere für die gläubige Frau, sicherlich auch der Wunsch, Karriere zu machen) als auch aus philosophischen Gründen (er war überzeugt, dass er früher oder später das Absolute sein wird hätte sich alleine auf den Weg gemacht, 

Wir können also Hegel als den guten Riesen darstellen, der eine Bombe in der Hand hatte, sie aber nicht zündete, sie auf jede Weise zu entschärfen versuchte, einige seiner Anhänger sogar darüber nachdachten (Feuerbach, Marx usw.). wenn nicht angemessen, die Zündschnur auszulösen (die Theorie der Entfremdung ist eine im Grunde hegelianische Theorie, insbesondere des jungen Hegel, ganz zu schweigen von der Dialektik, der Seele des Hegelschen Systems, dann der Hegelschen Linken und dann dem dialektischen Materialismus und Historiker nichts getan, als zu explodieren, was Hegel stattdessen nicht explodiert hatte).

Aber war es nicht vielleicht so, dass das Absolute, das Wahre , wie es sich nur in der Form der Totalität, eines Systems ausdrücken kann, und da das System nur das Ergebnis methodischer und sorgfältiger Arbeit sein kann, Konzept für Konzept, braucht die ruhige, stille Persönlichkeit eines fleißigen und aufmerksamen Denkers, und nicht eines Revolutionärs, nicht eines leidenschaftlichen Kämpfers bis zuletzt für die Wahrheit, sondern seines ruhigen und stillen Forschers und Schreibers, um seine eigene Form zu finden richtiger, logischer, wissenschaftlicher Ausdruck? 

Hegel hat das Absolute umgeschrieben, er hat es der Nachwelt überliefert, das war seine historische Aufgabe, nicht persönlich für die Konstruktion der diesem Absoluten entsprechenden realen Welt zu kämpfen.

So war es das Schicksal des absoluten Idealismus, von einem ruhigen, methodischen Menschen formuliert zu werden, der keinen revolutionären Charakter hatte, aber auch zu Kompromissen und Anpassungen neigte. Kurz, der Absolute sucht selbst und mit größter Intelligenz die geeignete Persönlichkeit, um sich in der Welt in angemessener Form, nämlich der philosophischen und wissenschaftlichen, darstellen zu können, er begibt sich gewiss nicht in die Hände eines Revolutionärs, der für sein eigenes Temperament nicht jene Ruhe und Geduld aufbringen würde, die stattdessen die Philosophie erfordert, also die Wissenschaft, die dem Absoluten eine „Gegenwart“ gibt, wie Hegel in einem Jenaer Text schrieb.
Es war daher Schicksal, dass für eine ruhige, zu Kompromiss und Vermittlung neigende Persönlichkeit der adäquate, also spekulative, logisch-metaphysische und wissenschaftliche Ausdruck des Absoluten gesucht werden würde, sonst würde das Absolute niemals eine Ausdrucksform in Publikationen und in finden können Universitätslehre, also auch im Proselytismus, der andererseits dank des spezifischen Charakters Hegels trotz der Hindernisse, die ihm das Leben in den Weg legte, dennoch gefunden wurde. Trotz dieses positiven Charakters ist es Hegel dennoch nicht gelungen, viele wichtige Teile seiner Philosophie, die heute in handschriftlicher Form oder in Vorlesungsskripten erhalten sind, zu vollenden und zu veröffentlichen, und dies ohnehin nur dank der Liebe seiner Familie und seiner Schüler, das heißt dank diese sozialen Strukturen, die Familie und die akademische Welt, 
Wir können daher sicher behaupten, dass die Anpassung das „Schicksal“ der Hegelschen Philosophie war, während die absolute Wahrheit, die sie in sich enthält und ausdrückt, ihren „Geist“ ausmacht.

Aus dem Gesagten folgt, dass, wenn es wahr ist – und für uns ist es wahr – die anfängliche Rinaldische Annahme des absoluten Wertes der Hegelschen Philosophie, nämlich die Tatsache, dass sie nicht nur eine historische und relative Wahrheit ausdrückt, sondern eine ewige und für alle Zeiten gültig, ist es notwendig, unter der Oberfläche des Hegelschen Diktats und Briefes, das heißt des Schicksals der Hegelschen Version des absoluten Idealismus, zu graben, um seinen ewigen Wahrheitskern, seinen Geist, zu entdecken.

4. Der Geist des Hegelianismus und sein Schicksal: b. „Philosophische Demokratie“ als Geist des Hegelschen philosophischen Systems

Wie uns der neapolitanische Philosoph Vico gelehrt hat, liegt die Wahrheit der Dinge in der eigenen Geburt, dies allein erklärt tatsächlich, warum die Dinge so und nicht anders sind:

 

„Natura di cose altro non è che nascimento di esse in certi tempi e con certe guise, le quali sempre che sono tali, indi tali e non altre nascon le cose” 

(Degnità  XIV im Abschnitt II Degli Elementi der "Principi di Scienza Nuova",  Ausgabe 1744, Milano 1963, p. 111)

 

„Die Natur der Dinge ist nichts anderes als ihre Entstehung zu bestimmten Zeiten und auf bestimmte Weise; immer dann, wenn diese so sind, entstehen die Dinge daraus so und nicht anders“ 

(dt. Übersetzung von Vittorio Hösle und Christoph Jermann, Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker, Hamburg 1990, S.94)

 

Wenn wir also die Wahrheit von Hegels Philosophie, seines Geistes verstehen wollen, müssen wir seine Geburt untersuchen.

In der Tat, wenn einerseits die 180 Jahre nach dem Tod des Philosophen eine rücksichtslose Kritik verordnet haben, so trifft es andererseits auch zu, dass im Laufe der Zeit die Intuition, dass es einen „geheimen Hegel“ gab, immer stärker gewachsen ist, wie Jacques D’Hondt hat es definiert, nämlich dass der Hegelsche Brief und das Diktat vom Geist seiner Philosophie verschieden sind. Genau diese grundlegende Intuition führte zur Erforschung und Veröffentlichung des Korpus der unveröffentlichten Hegelschen Schriften, in denen Hegel also den Zünder auslösen konnte, schreiben konnte, was er wollte, so sehr sie dazu bestimmt waren, in seiner Schublade zu bleiben. 

Daraus, während des zwanzigsten Jahrhunderts, aber noch heute fortdauernd, die Veröffentlichung der sogenannten Jugendschriften Hegels, die sozusagen jugendlich sind, da sie bis 1806 reichen, als Hegel 36 Jahre alt war und das philosophische System bereits definitiv geboren, insbesondere in den Manuskripten der Logik / Metaphysik von 1804-05 und in der Philosophie der Natur und des Geistes von 1805-06. 1807 gab es dann bekanntlich die Veröffentlichung der Phänomenologie des Geistes, also sind wir, obwohl diese Schriften noch als jugendlich bezeichnet werden, in der vollen Reife Hegels.

Vico folgend, müssen wir also in dieser ersten Version des Systems nach seiner authentischen Bedeutung, seinem Geist suchen, bevor der unangenehme Buchstabe überhand nimmt, diesen Geist verdunkelt und damit das Schicksal des Hegelismus bestimmt.

Eine Schrift aus jenen Jahren, die die ursprüngliche Philosophie des objektiven Geistes enthält, das System der Ethik (1802-03), ist in dieser Hinsicht von außerordentlicher Bedeutung. Diese Schrift ist besonders wichtig, da es sich um eine Reinschrift handelt, also um ein bereits zur Veröffentlichung vorbereitetes Manuskript, das Hegel dann aber nicht veröffentlichte, da er in seinem letzten Teil die Veröffentlichung abbrach, aufhörte, nicht fortsetzen konnte. 

Der Schluß dieser Abhandlung entspricht im endgültigen System dem Abschnitt, der das Ende der Philosophie des objektiven Geistes und den Übergang zur Philosophie des absoluten Geistes markiert (genau der oben zitierte Abschnitt über das Verhältnis von Religion und Politik, Kirchen- Bundesland). Dieser Abschnitt ist in der Hegelschen Konzeption grundlegend, da er die Grundlage der absoluten Ethik darstellt. Das Problem der Begründung der absoluten Ethik hängt eng mit dem Geschichtsbegriff zusammen, da die relative Ethik, also die aufeinanderfolgenden Volksgeister im Laufe der Zeit, die relative Ethik hervorgebracht haben, die absolute Ethik also nicht die eines Volksgeistes sein kann, sondern die eines absoluten Menschen, eines Volkes, das erst in der Geschichte das Absolute in sich trägt und daher sein eigenes objektives Leben gestalten kann, Staat als das Leben des Absoluten, also als absolute und nicht relative Ethik. Das ist der Schlüsselpunkt von Hegels Philosophie, wenn dieser Punkt fällt, fällt alles, wenn dieser Punkt gilt, steht das ganze System (das Absolute ist Subjekt, es muss sich in der Zeit manifestieren, es ist nicht nur Substanz und der Ort seiner Manifestation ist die Geschichte der Völker und insbesondere des absoluten Volkes, des freien Volkes, wie die Struktur sowohl der Phänomenologie des Geistes als auch der Philosophie des Geistes deutlich macht). 

In seinen Reflexionen von 1802-03 identifiziert Hegel, der über die Objektivität des Geistes und seine Absolutheit, also zwischen Politik und Religion, nachdenkt, die Demokratie als die vollständigste Form der politischen Organisation und den Adel und die Monarchie als untergeordnete Regierungsformen:

 

„Mögliche Formen einer freyen Regierung. I. Demokratie. II. Aristokratie. III.  Monarchie;  jede ist fähig unfrey zu seyn; I. Ochlokratie. II.  Oligarchie; III.  Despotie; das äussere mechanische ist dasselbe;  den Unterschied macht das Verhältniß der Regierung zum Regierten;  ob das Wesen dasselbe,  und die Form der Entgegensetzung nur oberflächlich ist. 

Die Monarchie ist die Darstellung der absoluten Realität der  Sittlichkeit,  in einem Individuum;  die Aristokratie in mehrern;  sie unterscheidet sich von der absoluten Verfassung,  durch Erblichkeit, mehr noch durch Besitzthum;  und weil sie die Form der absoluten,  und nicht ihr Wesen hat,  ist sie die schlechteste. -  Die Demokratie  ist die Darstellung in allen also Vermischung des Besitzes damit, und nicht Absonderung des absoluten Standes.  für die absolute Verfassung ist Form der Aristokratie oder Monarchie  gleichgültig;  sie ist auch Demokratie in den Ständen. 

Die Monarchie ist die Darstellung der absoluten Realität der  Sittlichkeit,  in einem Individuum;  die Aristokratie in mehrern;  sie unterscheidet sich von der absoluten Verfassung,  durch Erblichkeit, mehr noch durch Besitzthum;  und weil sie die Form der absoluten,  und nicht ihr Wesen hat,  ist sie die schlechteste. -  Die Demokratie  ist die Darstellung in allen also Vermischung des Besitzes damit, und nicht Absonderung des absoluten Standes.  für die absolute Verfassung ist Form der Aristokratie oder Monarchie  gleichgültig;  sie ist auch Demokratie in den Ständen. 

In der Monarchie muß eine Religion neben den Monarchen stehen;  er ist Identität des Ganzen, aber in empirischer Gestalt;  und je empirischer er ist;  jeder  barbarischer das Volk, desto mehr hat sie Gewalt  und constituirt sich unabhängiger;  jemehr das Volk eins mit sich selbst,  der Natur und Sittlichkeit wird,  desto mehr nimmt es das Göttliche in sich,  und verliert an dieser ihn widerstehenden Religion; und geht dann durch die Versöhnung mit der Welt und sich selbst durch die Phantasielosigkeit  der Irreligion,  und des Verstandes durch.

In der Aristocratie  ist diß ebenso,  aber um ihrer Väterlichkeit,  des allgemeinen Breys Willen,  ist wenig Phantasie  und Religion. 

In der Demokratie zwar absolute Religion,  aber unbefestigte,  oder vielmehr Naturreligion,  das sittliche  ist mit dem natürlichen verbunden,  und die Verknüpfung der objectiven Natur Macht sie für den Verstand zugänglich;  für das Setzen der Natur  als ein objectives, -  Epicureische Philosophie; -  die Religion muss rein sittlich seyn;  so die Phantasie  der absoluten Religion, so die Kunst,  welche einen Jupiter Apollo,  Venus producirt hat; Nicht die Homerische,  wo Jupiter Juno,  die Lufft  Neptun das Wasser ist; -  diese Trennung muß  vollständig seyn;  die  sittliche Bewegung Gottes absolut, nicht Verbrechen und Schwächen sondern absolutes Verbrechen,  der Tod. 

(Gw 5, S. 360-361)

 

Der letzte Absatz zeigt deutlich, dass Hegel nun den Faden seiner Rede verloren hat, er die Reinschrift aufgibt und anfängt, für sich selbst zu schreiben, er zu dem Schluss kommt, dass die Religion, die eine solche Demokratie begründen kann, nur eine ethische Religion sein kann, also a Religion ohne Gott, ohne Transzendenz. 
An dieser Stelle hört das Hegelsche Manuskript auf, Hegel kommt nicht weiter, da ihm noch nicht klar ist, was diese „rein ethische Religion“ zur Grundlage der absoluten Ethik werden kann. 

In den folgenden zwei Jahren arbeitet er an diesem Konzept und gelangt zur Theorie des absoluten Geistes, die in der Geistesphilosophie von 1804 noch fehlt, dafür aber in der Geistesphilosophie von 1805/06 vorhanden ist. Daher ist 1805 das zentrale Jahr, in dem Hegel die Theorie des absoluten Geistes ausarbeitet, wie wir sie später im definitiven System finden werden. Nach dieser Theorie ist die höchste Form der Religion (im weiteren Sinne des von Hegel verwendeten Begriffs) die Philosophie, eindeutig seine eigene Philosophie, insbesondere die spekulative Logik, deren erste Version Hegel 1804/05 ausgearbeitet hatte, also genau in jenen Jahren. Das Absolute wird dem Menschen in einer vollendeten Form in der Philosophie präsentiert, in der die absolute Vernunft sich selbst kennt. Nur die spekulative Philosophie kann daher die adäquate Grundlage einer absoluten Ethik sein, insofern sie allein, indem sie das Absolute in jedem Wesen als eine rationale Einheit identifiziert, es in den Rang des Souveräns der politischen Organisation erhebt. So begründet die spekulative Philosophie die Demokratie, die die höchste Regierungsform im System der Ethik war. In den Menschen, die das Absolute kennen, also in den Menschen, die der Sitz des absoluten Selbstbewusstseins sind, erscheint das Absolute, existiert, entsteht. 

Die „rein ethische Religion“, deren Formulierungsmangel Hegel daran hinderte, das System der Ethik 1803 zu vollenden, liegt nun also gegen Ende des Jahres 1805 als Logik-Metaphysik vor, so dass das System geschlossen und für die formuliert werden kann erstmals 1805/06 dank der vollständigen und inzwischen endgültigen Vorstellung vom absoluten Geist.

Auf diese Weise kehrt Hegel zum System der Ethik zurück, schließt es ab und setzt die Schlussfolgerung, die ihm 1804 fehlte, wie sein erster Biograph Rosenkranz beschreibt, der von den Erben unter anderem einen Text erhalten hatte, der genau als Fortsetzung bezeichnet wurde Das System der Ethik. Dieser Text ist tatsächlich mit der Reinschrift von 1804 verknüpft. Leider ist der Originaltext verloren gegangen (durch Hegels Frau und Sohn zerstört?). Was Rosenkranz darüber berichtet, ist jedoch für das Verständnis von Hegels erstem System äußerst wichtig. Die Originaltreue seiner Zitate wird von Haym bestätigt, der diesen Text auch für die Erstellung seiner eigenen Hegelschen Biographie hatte einsehen können. Haym sagt uns, dass die Zitate von Rosenkranz ziemlich wörtlich sind,

In diesem Aufsatz stellt Hegel einerseits klar, dass Religion sich in der Welt gemäß der triadischen Vernunftstruktur (abstrakte Identität – Differenz und Konstruktion realer Identität – reale Identität oder Versöhnung) präsentieren muss. 

 

"Die Religion muß, wie Hegel sich in der damaligen naturphilosophischen Modesprache ausdrückte, nach den allgemeinen drei Dimensionen der Vernunft Innerhalb der klimatischen Modification  nach ihrer empirischen Differenz weltgeschichtlich in folgenden drei Formen auftreten: 1) in der Form der Identität, in ursprünglicher Versöhntheit des Geistes und seines Reellseins in der Individualität; 2) in der Form, daß der Geist von der unendlichen Differenz seiner Identität anfange und aus ihr eine relative Identität reconstruire und sich versöhne; 3) diese Identität, unter jene erste absolute subsumirt,  wird das Einssein der Vernunft  in Geistesgestalt  und derselben in ihrem Reellsein oder in Individualität  als ursprünglich und zugleich ihren unendlichen Gegensatz und seine Reconstruction setzen."
(Rosenkranz, Hegels Leben, S. 135 ff.)

 

Anschließend rekonstruiert er die Religionsgeschichte nach diesem dialektischen Schema:

 

Erste Stufe: Polytheismus (natürliche Religion, der Identität, das Absolute wird vom Menschen in die Welt gesetzt, insbesondere in die Natur und in ihre Kräfte, die Götter);

 

Zweite Stufe: Monotheismus (Religion der Differenz und der Wiederherstellung der ursprünglichen Identität, das Absolute wird vom Menschen außerhalb der Welt gestellt, insbesondere in eine geistige Instanz, Gott; Versöhnung geschieht durch den Sohn).

 

Der letzte Teil von Hegels Untersuchung des Monotheismus ist sehr bedeutsam, da er, indem er die beiden endlichen Formen des christlichen Monotheismus im Katholizismus und im Protestantismus identifiziert, in ihrer dialektischen Überwindung die Geburtsstunde des christlichen Monotheismus sieht.

 

Dritte Stufe: das heißt Idealismus, Philosophie als Religion der Versöhnung, der neuen Identität von Mensch und Natur, das Absolute wird zwar vom Menschen in die Natur gesetzt, aber nicht in seine Materialität (die Götter), sondern in den Logos, der darin ist es und macht das geistige Wesen des Menschen aus, das sich selbst erkennt und in seiner eigenen Form in ihm entsteht.

Rosenkranz äußert sich diesbezüglich so:

 

„Obwohl nun Hegel damals, wie aus den vorstehenden Mittheilungen zur Genüge hervorgeht, den Protestantismus für eine eben so endliche Form des Christenthums hielt, als den Katholizismus, so ging er deswegen doch nicht, wie Viele seiner Zeitgenossen, zum Katholicismus über, sondern glaubte, daß aus dem Christenthum durch die Vermittelung der Philosophie eine dritte Form der Religion sich hervorbilden werde. Er sagte in dieser Hinsicht“

 

Nun folgen Hegels Worte, die Rosenkranz aus dem verschollenen Manuskript textgetreu zitiert: 


“(…) Nachdem nun der Protestantismus die fremde Weihe ausgezogen, kann der Geist sich als Geist in eigener Gestalt zu heiligen und die ursprüngliche Versöhnung mit sich in einer neuen Religion herzustellen wagen, in welche der unendliche Schmerz und die ganze Sphäre seines Gegensatzes aufgenommen, aber ungetrübt und rein sich auflöst, wenn es nämlich ein freies Volk geben und die Vernunft ihre Realität als einen sittlichen Geist wiedergeboren haben wird, der die Kühnheit haben kann, auf eigenem Boden und aus eigener Majestät sich seine reine Gestalt zu nehmen. – Jeder Einzelne ist ein blindes Glied in der Kette der absoluten Nothwendigkeit, an der sich die Welt fortbildet. Jeder Einzelne kann sich zur Herrschaft über eine größere Länge dieser Kette allein erheben, wenn er erkennt, wohin die große Nothwendigkeit will und aus dieser Erkenntniß die Zauberworte aussprechen lernt, die ihre Gestalt hervorrufen. Diese Erkenntniß, die ganze Energie des Leidens und des Gegensatzes, der ein paar tausend Jahre die Welt und alle Formen ihrer Ausbildung beherrscht hat, zugleich in sich zu schließen und sich über ihn zu erheben, diese Erkenntniß vermag nur Philosophie zu geben“.


(In: K. Rosenkranz, Hegels Leben, Erstausgabel 1844, Reprint Darmstadt 1977, S. 140-141; heute teilweise auch im GW 5, Über Naturrecht, S. 459 ff.).

 

Damit fand Hegel 1805 eindeutig die zur Begründung der Demokratie geeignete rein ethische Religion, in der der Souverän jeder einzelne Mensch als, wenn auch nur vorübergehende, Inkarnation des höchsten Wesens, des Absoluten ist. Diese rein ethische Religion, die imstande ist, die absolute Ethik des freien Volkes zu begründen, ist die Philosophie, natürlich ihre eigene idealistische Philosophie. Dies war Hegels erstes System, wie uns Rosenkranz mitteilt.

Daher müssen wir dann, Vico und dem Prinzip des Historismus folgend, den Geist, das Wesen, die Natur des Hegelschen philosophischen Systems in diesem Begriff identifizieren: Hegels Philosophie in ihrer ursprünglichen Formulierung, also um 1805/06, war von einem Punkt aus aus theologischer Sicht eine Philosophie, die alle Transzendenz vollständig aufhob, sie auf die zweite Stufe der religiösen Entwicklung der Menschheit zurückführte und aus politischer Sicht die Demokratie des freien Volkes als höchste Form der politischen Organisation vertrat.

Das Wesen von Hegels Philosophie, das in seiner Geburt liegt, soll daher die Ankündigung der Menschheit sein, den Eintritt in die dritte und letzte Stufe ihrer Geschichte sowie ihrer Gründung. Diese Stufe wird vom Idealismus als absoluter Philosophie und von der Demokratie als entsprechender politischer Form dominiert (wir könnten diese Stufe als „philosophische Demokratie“ definieren, die sich sehr von der „liberalen Demokratie“ unterscheidet, weil der Hegelsche Begriff der „Freiheit“ es nicht ist individualistisch, aber sozial, nicht formal, sondern substantiell Hegel unterscheidet in allen seinen ethischen Schriften tatsächlich zwischen wahrer Freiheit, die auf gesellschaftlicher Anerkennung gründet und daher die Gesellschaft voraussetzt, und individueller Willensfreiheit, die im englischen als Freiheit definiert wird empiristisches Denken und traditioneller Liberalismus).

 

5. Hegel Interpret seiner selbst

Nun zurück zum letzten Teil von Punkt 3 dieses Berichts, also zum Dilemma des scheinbaren Widerspruchs zwischen dem Absolutheitsanspruch von Hegels Philosophie (unterstützt von Rinaldi) und seiner völligen Anpassung statt der Macht der Zeit als theologischer Stütze - politisch für die protestantische Christenheit und den preußischen Staat, wird, gestützt auf die heftigste philosophische Kritik, folgende Lösung vorgeschlagen.

 

- Der eigentliche, tiefe und überzeitliche Sinn der Hegelschen Philosophie liegt im ersten System von 1805/06, insbesondere im „System der Sittlichkeit“ von 1802/03, in der „Logik-Metaphysik“ von 1804/05, in der „Fortsetzung des Systems der Sittlichkeit“ (vermutlich von 1805, wenn nicht schon von 1803/04) und in der „Philosophie der Natur und des Geistes“ von 1805/06; es ist das Grundkonzept des Idealismus als absolute Philosophie und Grundlage wahrer Demokratie im dritten und letzten Stadium der menschlichen Zivilisation nach dem Schema Identität-Differenz-Versöhnungsvernunft (Polytheismus-Monotheismus-Idealismus); dies ist der Schlüssel zur Interpretation des Hegelschen philosophischen Systems, auch wenn es ausgereift ist, diese Idee wird immer im Grunde von Hegels Werken präsent bleiben, da sie ihren Geist ausmacht.

 

- In den folgenden Jahren von 1807-1831 führte Hegel zwei grundlegende Operationen durch: Einerseits führte er den in seinem ersten System vorhandenen Gedankeninhalt aus, indem er das überlieferte Begriffssystem des Absoluten schuf; andererseits aber wurde er gerade dadurch zum ersten Interpreten seiner selbst, das heißt zum ersten Interpreten seiner eigenen Philosophie, der absoluten Philosophie, der letzten Philosophie der Menschheit, der letzten und wahren Religion in der Welt weiten Sinn, der schon im Jahre 1806 in seinen Grundprinzipien eine eigene Form angenommen hatte.

 

Bei dieser Vervollkommnung des Systems wurde der Mensch Hegel, der allen Zwängen des realen Lebens in der Gesellschaft seiner Zeit wie jeder Mensch unterworfen war, von äußeren Zwängen (theologisch-politische Macht; Achtung vor Frau und Familie, Not für soziale Anerkennung im Allgemeinen) zu interpretieren  sein eigenes System möglichst "versöhnlich" mit seiner eigenen Zeit (daher auch der Ursprung der Theorie der Philosophie als seiner eigenen Zeit erlerntes Denken, das nicht ganz dem Grundprinzip des absoluten Idealismus entspricht, das stattdessen in den Schriften der die Jenaer Zeit bis einschließlich der Phänomenologie des Geistes kündigen deutlich eine „neue Welt“, eine „neue Epoche“ an, die von der neuen Philosophie, der natürlich Hegels selbst, eingeläutet wird). 

Besonders nach den Karlsbader Beschlüssen von 1819, die eine strenge Kontroll- und Spionagearbeit gegen Universitätslehrer einrichteten, um diejenigen zu identifizieren, die die Studenten zum Kampf für die Freiheit und zur Überwindung des theokratischen monarchischen Regimes aufstachelten, wird in den von Hegel veröffentlichten Werken deutlich die Betonung dieses Aspekts der Übereinstimmung zwischen seinem eigenen philosophischen System und der protestantischen Monarchie, die in scharfem Kontrast zum authentischen Geist des soeben erläuterten Systems und zu dem steht, was in den früheren Schriften, insbesondere in den verfassten, gesagt wurde in Jena. Unter diesem Gesichtspunkt unterscheidet sich die Enzyklopädie von 1830 grundlegend von derjenigen von 1817, die als das eigentliche philosophische System Hegels angesehen werden muss, das ohne äußere Konditionierung entstanden ist, außer denen, 

Nachdem wir also das erste philosophische System von 1805/06 als das authentische philosophische System des absoluten Idealismus aufgestellt haben, können wir Hegel ab 1808 betrachten, also nach der Ausarbeitung und Veröffentlichung der „Phänomenologie des Geistes“, die genau die Aufgabe hat der Welt zu verkünden, dass das Absolute sich selbst verstanden hat und damit die Philosophie ihre Aufgabe, die arche, das erste Prinzip des Seins, als Interpret dieses Systems zu verstehen, nicht mehr und nicht weniger als heute erfüllt hat. Der einzige Unterschied besteht darin, dass er der erste Interpret der Philosophie des absoluten Idealismus war und seine authentischen Motivationen offensichtlich von innen kannte, die er jedoch nicht in völliger Freiheit ausdrücken wollte und konnte, sonst wäre die soziale Existenz gefährdet gewesen. eigene und Familie. 

Heute aber können und müssen wir die Philosophie des absoluten Idealismus wieder in ihren ursprünglichen Geist von 1805/06 zurückführen. Wir können dies tun, weil es unter anderem auch Marx und Nietzsche gab, die, wenn sie einerseits Hegel kritisierten, andererseits dazu beitrugen, die radikal atheistische Zivilisation zu schaffen, in der wir leben. Auch dank Marx und Nietzsche sind wir heute als absolute Idealisten nicht gezwungen, irgendeinen Kompromiss mit der Macht zu suchen, und das erlaubt uns, Hegel, der in seinem Leben kein absoluter Idealist sein durfte, vollständig kohärent zu erlösen. Das hätte er aber bestimmt sein wollte, wenn die Zeit es erlaubt hatte, war dies tatsächlich sein ursprünglicher Zweck, wie die prophetischen Töne der Phänomenologie belegen, die nicht von einem Jungen geschrieben wurde, sondern von einem Mann, der sich jetzt mitten in seinem Lebensweg befand ’.

Aus dem Geschriebenen geht also hervor, dass eine andere Interpretation des fundamentalen Kerns des Hegelschen philosophischen Systems denkbar ist, was nicht entgegenkommend ist. Dies ist gerade den von seinen Gegnern an Hegel gerichteten Akkommodationsvorwürfen zu verdanken, denen wir keinen Vorwurf machen dürfen, sondern im Gegenteil gerade aus dialektisch-spekulativer Sicht notwendig ist, um die Wahrheit in ihrer Position zu erkennen und zu öffnen unsere Augen auf Hegel richten und uns dazu drängen, über seinen Brief und sein Schicksal hinaus nach der wahren und authentischen Bedeutung seiner Philosophie zu suchen.

 

6. Die Absolutheit der Philosophie des absoluten Idealismus, die Relativität der von Hegel angebotenen Formulierung und die Theorie der globalen Interpretation für eine neue Formulierung des absoluten Idealismus

Zurückkommend auf den Ausgangspunkt, nämlich die Identifizierung der Hegelschen Philosophie als absolute Philosophie, die Rinaldi in all seinen Werken deutlich zum Ausdruck bringt, muss also klargestellt werden, dass es, um diesen Gedanken im positiven Sinne zu entwickeln, zunächst notwendig ist innerhalb des Hegelschen Korpus den Kern des Wesens- und Urgedankens des absoluten Idealismus zu unterscheiden, den Hegel in Jena als Ergebnis seiner eigenen jugendlichen Entwicklung formuliert hat, und dann in den Werken der Reife diesen wahren Urinhalt von seiner Deutung zu unterscheiden, gewiss entgegenkommend, von Hegel selbst vor allem in Veröffentlichungen Berliner aus den oben genannten Gründen vorgeschlagen. Dies gilt insbesondere für die beiden Säulen des Hegelschen philosophischen Systems, den Begriff der Absolutheit und die absolute Ethik. 

Das Absolute, von Hegel mehrmals im theologischen Sinne als Gott dargestellt, hat in Wirklichkeit keinen theologischen Sinn im eigentlichen Sinn. Es ist der Logos, der durch die objektive kategoriale Struktur auf der Grundlage der Natur und subjektiv auf der Grundlage des menschlichen Denkens gebildet wird. Das Auftauchen dieses Logos im Menschen und seine Selbsterkenntnis ist der immanente Sinn, das Telos der Weltentwicklung. Diese Konzeption des Absoluten, die sich als atheistische universale Vernunftreligion herausstellt, impliziert auch eine mögliche andere Lesart der Idee-Natur-Geist-Trias, die Hegel bereits in der Syllogismentheorie angekündigt hat. Insbesondere der Übergang von der Idee zur Natur muss in einem modernen Ton und im Einklang mit den Naturwissenschaften überprüft werden. Daher gibt es in der absoluten und hegelianisch-idealistischen Metaphysik keine Transzendenz, sondern nur eine logische Immanenz. 

Absolute Ethik ist dann, wie am Ende des „Systems der Sittlichkeit“ und seiner „Fortsetzung“ geschrieben steht, die Demokratie des freien Volkes, die im germanischen Reich und im preußischen Staat gewiss nicht verkörpert werden kann (Verkörperung eines bestimmten Volksgeistes ), sondern bezieht sich auf einen supranationalen und Weltstaat (Inkarnation des Weltgeistes), der von der spekulativen Philosophie als atheistische universelle rationale Religion gegründet wurde und schon gar nicht vom Protestantismus oder irgendeiner historischen Religion.

Eine solche Interpretationstheorie wurde von mir als „globale Interpretation“ des Hegelschen Systems definiert, da sie durch die Rekonstruktion der dialektischen Entwicklung des jugendlichen Denkens zum Verständnis der authentischen Bedeutung des Systems gelangt und so den authentischen Geist von ihm trennen kann die Philosophie des absoluten Idealismus aus der von Hegel selbst gegebenen Interpretation herauszuarbeiten und schließlich eine neue aktualisierte Version dieser Philosophie vorzuschlagen, die sowohl sprachlich als auch inhaltlich unserer Zeit entspricht. 

Diese Theorie gliedert sich in drei Phasen: 


1. Rekonstruktion von Hegels Jugendentwicklung und Verständnis des eigentlichen Sinns des Systems des absoluten Idealismus, das Ergebnis und Erfüllung dieser Jugendentwicklung war (Arbeit an den Texten der Jahre 1785-1807);

 

2. Immanente Analyse des ausgereiften Systems, Identifikation und Ausweisung all jener Begriffe, die dem ursprünglichen Sinn desselben nicht oder nicht mehr dem heutigen Erkenntnisstand entsprechen (Bearbeitung der Texte der Jahre 1808-1831);

 

3. Schaffung des neuen Systems des absoluten Idealismus, befreit von diesen historischen Elementen aufgrund der von Hegel selbst gegebenen unfreien Interpretation („Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften“ 2.0, während die von Hegel als 1.0 anzusehen ist).

 

So erhalten wir eine aktuelle Deutung des wesentlichen Kerns des bis 1807 formulierten absoluten Idealismus, der dann am Ende des reifen Systems blieb, aber manchmal durch die entgegenkommende Deutung Hegels selbst verdunkelt wurde. Daher stellt sich Hegels Philosophie fraglos als die erste wissenschaftliche Formulierung der absoluten Philosophie dar (Encyclopedia of Philosophical Sciences 1.0), des absoluten Logos, der im Menschen, insbesondere im Menschen Hegel, der alles darangesetzt hat, eine Interpretation zu geben, zum Selbstbewusstsein gelangt ist zeitgemäß, was aber nicht mehr zeitgemäß ist, da unsere heutige Zeit wahrscheinlich nicht mehr zeitgemäß sein wird und sie in 200 Jahren vielleicht auch bei uns eine gewisse Anpassung finden werden, die wir heute nicht haben kann sehen, warum wir darin sind, wie Hegel in sich selbst war, in seinem eigenen Leben und in den täglichen Problemen seines Lebens, und er konnte sich nicht von außen beurteilen, er konnte die Schwere dessen, was er tat, nicht wirklich verstehen, weil sein praktischer Zweck die Sicherheit war seine eigene Person und Familie, hatte absoluten Vorrang. Dies jedoch nicht aus nutzlosen egoistischen Gründen, sondern gerade aus philosophischen Gründen. Der absolute Idealismus befürwortet in der Tat die Verwirklichung des subjektiven individuellen Geistes in der Objektivität der gesellschaftlichen Institutionen der Familie, der bürgerlichen Gesellschaft und des Staates, wofür Hegel, Versöhnung und Ausgleich mit seiner eigenen Zeit, also mit seiner eigenen Familie suchend, an die seine Frau, die er sehr liebte, inbrünstig glaubte, und mit dem preußischen Staat, der ihm mit der Ernennung zum Rektor der damals angesehensten Universität die höchste Anerkennung zuteil werden ließ, tat nichts anderes, als nach den Grundsätzen seiner eigenen ethischen Philosophie zu leben, wenn auch mit einer historischen Objektivität, die diesen Grundsätzen nicht entsprach. Dies war jedoch nicht seine Schuld, sondern einfach die historische Grenze seiner Zeit, wie überhaupt aller Zeiten. 

Unsere Überwindung Hegels aber gründet auf der Seele der Dialektik und demonstriert damit die ewige Wahrheit in Hegels grundlegendem Urgedanken, der im Sinne des Aufgehobenseins und gerade dank dieser Überschreitungen auch in Zukunft immer wieder überwunden werden wird es wird erhalten bleiben. Und das wird der Beweis sein, dass Hegel trotz aller Vorkehrungen recht hatte!

Daher ist die Rückkehr zu Hegel willkommen und daher ein großes Verdienst an Rinaldi, dass er mutig unterstützt hat, was heute unhaltbar erscheinen mag, nämlich dass in Hegels Philosophie absolute Wahrheit steckt, die sicherlich wahr ist, unbeschadet der Fähigkeit, den wahren Inhalt zu verstehen in der von seinen besten Kritikern grundsätzlich geäußerten Akkommodationskritik zu kompensieren und diese Kritik nicht dadurch zu überwinden, dass man sie ignoriert, sondern indem man sie schätzt und die beiden Ebenen der Hegelschen Philosophie identifiziert, die authentische Vorakkommodation und die reife, leider durch Akkommodation verdorbene. Auf der Grundlage des ersten, des wahren Hegels, des authentischen Hegels, muss eine neue Version des absoluten Idealismus formuliert werden, die unserer Zeit angemessen und weit davon entfernt ist, entgegenkommend zu sein.

Hegels Philosophie heute zu aktualisieren bedeutet daher, sowohl von der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (die auch die Wissenschaft der Logik, die Grundzüge der Rechtsphilosophie usw. als Erklärungen enthält) als auch von Hegels erstem System auszugehen, um ein neues System des absoluten Idealismus zu erarbeiten, die diese Philosophie mit Entschiedenheit, Klarheit und logischer Präzision auf die Grundlage der dritten Stufe der Menschheit stellt, derjenigen des Idealismus, die diejenige des Monotheismus ersetzen wird, ja bereits ersetzt, die ihrerseits diejenige des Polytheismus abgelöst hat. Diese dritte Stufe, in der wir uns also bereits drin befinden, muss auf globaler und planetarischer Ebene, ihrem Konzept nach, von Philosophie und Demokratie dominiert werden. Sie tritt daher als weltanschauliche Demokratie auf,

Das ist eine schwierige Aufgabe, aber ein echter Idealist kann und darf nie wieder aufgefordert werden, sich nach der negativen Erfahrung Hegels in der Gegenwart niederzulassen und auf das Auslösen des Zünders in seiner Hand zu verzichten. Philosophie ist nicht nur die gedanklich erlernte eigene Zeit, sondern auch und vor allem die künftige Zeit, die dazu bestimmt ist, durch philosophische Demokratie die ewige theoretische Wahrheit, das heißt das unendliche Selbstbewusstsein der freien Menschengemeinschaft, das erscheinende Absolute zu verwirklichen und lebt als solcher in der Welt als seine eigene Welt.

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