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Kurse und Seminare
von
Marco de Angelis
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2022/23
(Wintersemester)
Präsenz-Seminar (Leuphana Universität Lüneburg): Eine friedliche und umweltfreundliche Zukunft aus der Perspektive der Philosophie gestalten: Eine interaktive Plattform soll es ermöglichen!
INHALT
In einer globalen und digitalen Welt ist es wünschenswert, dass sich Wissenschaft, Philosophie und Politik digital und global präsentieren. Wir brauchen einen "Ort" im Internet, an dem die Menschen gemeinsam darüber nachdenken, wie sie ihr zukünfti-ges Leben gemeinsam gestalten können.
In diesem Sinne zielt die neu gegründete Internetplattform www.philosophyforfuture.org darauf ab, die Grundlinien einer zukunftsfähigen, wei-sen Weltpolitik in Teamarbeit zwischen Wissenschaftlern, Studierenden und Interes-sierten zu entwerfen. Sie könnte der Ort werden, wo sich die Menschen treffen, um ihre Zukunft philosophisch-wissenschaftlich gemeinsam und friedlich weltweit zu gestalten.
Dank des eingebauten Google-Übersetzers ist die Plattform in allen Sprachen der Welt sowohl passiv (lesen) als auch aktiv (mitschreiben) zu verwenden. Sie soll eine kosmopolitische, auf den Erkenntnissen von Wissenschaft (Wissen) und Philosophie (Weisheit) basierende Vision erarbeiten und anbieten, wie die Weltgesellschaft der Zukunft nachhaltig gestaltet werden kann.
ZIEL
Im Seminar werden die Studierenden die Möglichkeit haben, sich ein Thema und eine Sektion der Plattform auszusuchen und diese in ihrem eigenen Forschungsprojekt nach dem Paradigma der ‚Weisheit‘ zu behandeln. Wie soll z. B. eine weise Wirt-schaft aussehen? Soll sie nur wachstumsorientiert oder vielmehr gemeinwohlorientiert sein? Wie soll eine weise Politik aussehen? Soll sie weiterhin nationalistisch und ideologisch oder eher kosmopolitisch und wissenschaftlich praktiziert werden? Und wie sollen die Umwelt und die Tiere behandelt werden, als Objekte oder Subjekte?
Diese sind nur einige Beispielfragen, die in den Projektarbeiten angegangen werden können. Dabei ist vordergründig der Bezug auf die 17 Ziele der Agenda 2030 (www.globalgoals.org), die den aktuellen offiziellen Rahmen der politischen ‚Weis-heit‘ sozusagen bilden.
Die Ergebnisse davon werden dann in den Konferenzwochen dargestellt sowie in schriftlicher Form in den entsprechenden Sektionen der Plattform veröffentlicht.
2021/22
(Wintersemester)
Digitales Seminar (Leuphana Universität Lüneburg): Philosophy for future: Welchen Beitrag kann die Philosophie zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Gesellschaft leisten?
INHALT
Unser Seminar beginnt mit der Feststellung des Unterschieds heutzutage zwischen Wissen und Weisheit. Wir verfügen über eine enorme Menge an Wissen, das uns zum Beispiel dazu befähigt, den Weltraum zu erforschen, aber wir haben kein angemessenes Maß an Weisheit, sodass der Planet, den wir bewohnen, derzeit in einer schweren Krise steckt. Wollen wir wirklich in den kommenden Jahrzehnten den Weltraum immer genauer erforschen, aber gleichzeitig unseren eigenen Planet zerstören? Diese Gefahr spiegelt eben die Diskrepanz zwischen Wissen und Weisheit wieder. Der Trend soll unbedingt umgekehrt werden, d. h. der Fokus müsste in den kommenden Jahren mehr auf der Anwendung von Weisheit als von Wissen liegen. Dazu kann uns die Philosophie sehr helfen. Sie bedeutet „Liebe zur Weisheit“. Wir brauchen künftig die Einbindung philosophischer Motivationen in die Weltpolitik. In diesem Sinne zielt die neu gegründete Internetplattform www.philosophyforfuture.org darauf, die Grundlinien einer zukunftsfähigen weisen Weltpolitik in Teamarbeit zwischen Wissenschaftlern, Studierenden und Interessiert zu entwerfen.
ZIEL
Im Seminar werden die Studierenden die Möglichkeit haben, sich ein Thema und eine Sektion der Plattform auszusuchen sowie diese in ihrem eigenen Forschungsprojekt nach dem Paradigma der ‚Weisheit‘ zu behandeln. Wie soll z. B. eine weise Wirtschaft aussehen? Soll sie nur wachstumsorientiert oder vielmehr gemeinwohlorientiert sein? Wie soll eine weise Politik aussehen? Soll sie weiterhin nationalistisch und ideologisch oder eher kosmopolitisch und wissenschaftlich praktiziert werden? Und wie sollen die Umwelt und die Tiere behandelt werden, als Objekte oder Subjekte?
Diese sind nur einige Beispielfragen, die in den Projektarbeiten angegangen werden können. Dabei ist vordergründig der Bezug auf die 17 Ziele der Agenda 2030 (www.globalgoals.org), die den aktuelle offiziellen Rahmen der politischen ‚Weisheit‘ sozusagen bilden. Die Ergebnisse davon werden dann in den Konferenzwochen dargestellt sowie dann in schriftlicher Form in den entsprechenden Sektionen der Plattform veröffentlicht
2020/21
(Wintersemester)
Digitales Seminar 1 (Leuphana Universität Lüneburg): Internet als neues Medium der Kulturvermittlung: Wie eine neue philosophische Plattform dazu helfen kann, eine kosmopolitische ‚Weltkultur‘ zu erarbeiten und weltweit zu verbreiten
INHALT
Heutzutage wird alles über das Internet abgewickelt. Das ist kein Wunsch, sondern eine Tatsache. Es ist mittlerweile undenkbar geworden, mit anderen Menschen, vor allem mit denen der ganz jungen Generation, kommunizieren zu können, ohne das Internet in all seinen verschiedenen Funktionen zu nutzen.
Besonders wichtig dafür sind soziale Netzwerke, auf deren Plattformen heute nicht nur das Spiel der menschlichen, sondern auch das der politi-schen Beziehungen gespielt wird. Es ist daher an der Zeit, dass sich Philosophie und Wissenschaft auf diesem Feld kraftvoll und entschlossen präsentieren und ihr eigenes Spiel spielen.
Zu diesem Zweck wurde von mir im letzten Jahr die Internetplattform geschaffen www.philosophyforfuture.org. Ziel der Plattform ist die Bewegung Fridays for Future zu unterstützen, die sicherlich eine der wenigen historischen Erscheinungen aus jüngster Zeit ist, die uns heute auf eine bessere künftige Welt hoffen lässt. Die oft sehr jungen Menschen dieser Bewegung wissen, was sie nicht wollen, wogegen sie protestieren, aber sie können nicht wissen, was die Alternative und die Lösung ist. Tatsächlich erfordert die Ausarbeitung einer solchen Alternative präzise wissenschaftlich-philosophische Kenntnisse, die nur PhilosophInnen und WissenschaftlerInnen oder solche, die sich mit solchen Fragen eingehend befassen, besitzen können.
Diese Internetplattform, an der weitgehend Studierende unserer Universität mit ihren Arbeiten teilnehmen, will diese Funktion erfüllen. Forscher, Lehrende und Studierende veröffentlichen darin wichtige Studien, die darauf abzielen, die Grundlinien der Welt von morgen gedanklich zu skizzieren. In diesen Beiträgen beschäftigt man sich mit den schwerwiegenden Fragen sowohl der Umwelt und der Nachhaltigkeit als auch der sozialen Gerechtigkeit und der individuellen Freiheit, die unsere globalisierte Gesellschaft heimsuchen.
Auf diese Weise hoffen wir, sowohl der Fridays for Future-Bewegung als auch ähnlichen zukünftigen Bewegungen ein sehr mächtiges multimediales Medium für die Verbreitung von philosophischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Verfügung zu stellen, die für die gedankliche Erschaffung der Welt der Zukunft notwendig sind.
Dazu soll auch das Treffen und der Gedankenaustausch zwischen Men-schen ermöglicht werden, die ernsthaft zu diesem wichtigen und notwendigen Unterfangen beitragen wollen. In der Tat hat sich auch eine europäisch und kosmopolitisch orientierte philosophische Gemeinschaft schon konstituiert, die zurzeit aus deutschen und italienischen gleichgesinnten Menschen besteht, aber mit der Zeit auch Teilnehmer anderer Nationalität einschließen soll.
ZIEL
Ziel des Seminars ist es, die Studierenden in die Lage zu versetzen, sich aktiv an der Ausarbeitung von kurzen philosophisch-wissenschaftlichen Originalbeiträgen zu beteiligen, die auf der Plattform www.philosophyforfuture.org veröffentlicht werden können. Solche Beiträge werden am Ende des Seminars die eigenen Hausarbeiten sein.
Zu diesem Zweck werden genaue Kenntnisse über philosophische Positionen vermittelt, die stark auf die Notwendigkeit ausgerichtet sind, eine Welt von morgen zu entwerfen, in der Probleme im Zusammenhang mit Umwelt, Nachhaltigkeit, Sicherheit, Gesundheit, Gerechtigkeit und Freiheit kooperativ und philosophisch-wissenschaftlich angegangen werden.
Da die Plattform das ganze Spektrum der Wissenschaft und der menschlichen Gesellschaft umfasst, wird jeder Student bzw. jede Studentin darin das Bereich aussuchen können, das sich mehr den eigenen kulturellen und intellektuellen Interessen entspricht.
Digitales Seminar 2 (Universität Lüneburg): Pandemie, Universität, Philosophie: Was können und was sollen wir Philosophen und Wissenschaftler tun, um die Menschen vor gesellschaftlichen und globalen Katastrophen wie eine Pandemie zu schützen?
INHALT
Eine globale Welt ist eine unsichere Welt. Es ist nicht möglich, in einer globalisierten Welt nur auf sozioökonomischer und nicht auch auf philosophisch-politischer Ebene sicher und gesund zu leben. Die sozioökonomische Globalisierung erfordert eine internationale politische Organisation, weltweit verbindliche Gesetze, die den Bürgern auf der ganzen Welt die Unmöglichkeit des Auftretens von Pandemien, Unfällen in den Laboratorien für biologische Waffen, nuklearen Unfällen und jeder anderen Quelle von Leid, Schmerz und Tod garantieren.
Das Recht auf Leben ist das Grundrecht schlechthin, steht vor allen anderen Rechten. Aus diesem Grund soll jede Quelle, die das Leben der Bürger der Welt gefährdet, von einer philosophisch und wissenschaftlich unabhängigen Weltautorität kontrolliert und unschädlich gemacht werden.
Eine solche Autorität soll sich aus Philosophen und Wissenschaftlern von absoluter Seriosität und Unabhängigkeit zusammensetzen. Die Schaffung einer solchen Autorität in Verbindung mit dem Beginn des Prozesses der Errichtung eines Weltstaates kann nicht länger aufgeschoben werden.
Dazu sollen die kulturellen Unterschiede zwischen den Völkern durch die Verbreitung einer gemeinsamen Grundphilosophie sowie gemeinsamer Grundwerte verringert und die Völker einander gebracht werden.
Die nächsten Jahre sollen in kurzmöglicher Zeit der Schaffung einer solchen philosophisch-wissenschaftlichen Weltautorität gewidmet werden. Geschieht dies nicht, werden künftige Generationen mit sehr schwerwiegenden Phänomenen wie Pandemien, nuklearen Unfällen und Umweltkatastrophen leben müssen. Deshalb soll künftig die größte Anstrengung der Philosophen und Wissenschaftler auf die Schaffung einer solchen philosophischen, wissenschaftlichen und politischen Globalisierung ausgerichtet sein.
ZIEL
In diesem Seminar wollen wir in erster Linie die Begriffe Volk‚ Nation, Krieg, Frieden und Konkurrenz-Kooperation unter Völkern oder Nationen vertiefen sowie die Argumente, die für eine Aufhebung der Nationalstaaten in einen Weltstaat sprechen, darstellen und logisch-philosophisch begründen.
Den Studierenden soll beigebracht werden, wie man in der klassischen Philosophie die Begriffe voneinander deduziert.
Wir wollen aber auch praxisnah arbeiten, d.h. Kontakte zu schon vorhandenen politischen und sozialen Organisationen (Parteien, Bewegungen usw.) anknüpfen und dabei überprüfen, welche von diesen Organisationen für eine philosophische Theorie des Weltstaates empfänglich sind.
2020
(Sommersemester)
Digitales-Seminar 1 (Leuphana Universität Lüneburg): Die philosophischen Voraussetzungen der Agenda 2030: der Begriff „eine Welt“ und die Aufhebung der Nationalstaaten zugunsten eines Weltstaates
INHALT
Die Agenda 2030 beinhaltet 17 Ziele und Zielvorgaben, die die Grundlage der Gespräche bei dem G-20 Treffen bildeten werden, welches im Juli 2017 in Hamburg stattfand. Jedem dieser 17 Punkte liegt der Begriff „eine Welt“ zugrunde. In all diesen Punkten wird in der Tat vorausgesetzt, aber nicht thematisiert, dass die Nationen, die zur Weltgemeinschaft gehören, eine einzige, zusammenhängende, gemeinsame Welt bilden.
Wir wissen aber, dass dem nicht so ist. Die Nationen, die diese sehr theoretische “eine Welt“ bewohnen, sind tief gespalten. In mehreren Regionen dieser „einen Welt“ bestimmen Kriege den Alltag, welche in der Geschichte oftmals die Hauptverbindung zwischen diesen Nationen darstellten. Wir wissen, dass früher oder später irgendwo neue Kriege entstehen werden und wir können dabei nur egoistisch hoffen, dass es weit weg von uns geschehen wird.
Und doch, obwohl aktuell völlig inhaltlos verwendet, ist der Begriff „eine Welt“ sehr gut philosophisch zu begründen und wurde in der Geschichte der Philosophie auch schon sehr stringent begründet. Es gibt in der Tat für die aktuell existierenden Nationen, die ohnehin geographisch in der Vergangenheit schon anders ausgesehen haben, keine logisch-philosophische Begründung, sondern nur eine faktisch-historische Feststellung, dass sie so geworden sind, wie sie eben heute sind. Konträr hierzu, gibt es eine sehr gute, streng logische, Begründung für die Bildung eines Weltstaates, für eine gemeinsame Regierung der Völker und für das Zusammengehören der Weltbewohner zu einer und derselben Menschheit, ohne jeglichen geographisch bzw. historisch festgestellten Unterschied.
Immanuel Kant hat dies in seiner Schrift von 1795 "Zum ewigen Frieden" explizit thematisiert und mit sehr guten und treffenden Argumenten untermauert. Aber auch heutzutage ist eine logisch-philosophische Begründung einer notwendigen und längst überfälligen Aufhebung der Teilung der Menschheit in verschiedene, unter sich konkurrierende Nationen mit noch treffenderen Argumenten als bei Kant
ZIEL
In diesem Seminar wollen wir die Begriffe Volk‚ Nation, Krieg, Frieden und Konkurrenz bzw. Kooperation unter Völkern bzw. Nationen vertiefen sowie die Argumente, die für eine Aufhebung der Nationalstaaten zugunsten eines Weltstaates sprechen, darstellen und logisch-philosophisch begründen. Damit bezwecken wir, dem Begriff „eine Welt“, die der Agenda 2030 zugrunde liegt, ohne darin thematisiert zu werden, einen eigenen Inhalt zu geben.
Außerdem wollen wir darüber gemeinsam reflektieren, ob eine solche philosophische Vision eines Weltstaates bei den aktuell wirkenden Parteien und wichtigen sozialen Organisationen gut ankommen könnte und ob diese bereit wären, eine solche übernationale Vision zu teilen oder immer noch streng national denken.
Digitales-Seminar 2 (Leuphana Universität Lüneburg): Eine neue Welt braucht eine neue Logik: die Dialektik als neue Methode des Denkens
INHALT
Seit 1945 hat sich weltweit im Bewusstsein vieler Menschen zunehmend das Bedürfnis nach einem neuen Leben breit gemacht: Krieg und Leiden werden nicht mehr toleriert und man ist nicht mehr bereit, sie als festes und unvermeidbares Zubehör des Lebens zu betrachten. Einige Prozesse deuten klar auf diese Entwicklung hin.
1. Der Start des Prozesses der europäischen Einigung, der in dem Manifest von Ventotene (1941) seine philosophische Grundlage hat, war und ist von der Grundidee geleitet, dass der Frieden der oberste Wert ist. Völker, die sich in der Geschichte über Jahrtausende bekriegt haben, haben nach 1945 den endgültigen Weg der Freundschaft und des Friedens gefunden.
2. Die 68er-Bewegung, die in der 77er-Bewegung eine verstärkte Wiederholung fand, war ebenso von der Hauptidee des Friedens und der Verbannung des Kriegs aus der Welt sowie von der Idee der Weltgerechtigkeit geleitet.
3. Die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands (1989) infolge der Entspannung zwischen West- und Ostblock ist ebenso ein klares Zeichen dafür, dass weitreichende geschichtliche Prozesse in unserer Zeit friedlich gelöst werden können, wenn der politische Wille da ist.
4. Schließlich sind viele europäische Nationalstaaten in den letzten Jahren bereit gewesen, Geflüchtete aufzunehmen und ihnen eine neue Lebenschance und Perspektive zu geben. Trotz Engpässen, Uneinigkeiten und der noch immer ungeklärten Lage beispielsweise um die Flucht über das Mittelmeer und die Situation in Libyen ist das doch für einige Millionen von ihnen, die bei uns in Europa Schutz und Ruhe gefunden haben, bisher gut gelungen.
Dies sind mindestens vier gute Gründe, die uns klar machen sollten, dass nach 1945 trotz aller Probleme, die weiterhin bestehen, doch einige Schritte nach vorne in Richtung einer „neuen Welt“ gemacht worden sind.
Wenn wir von 1945 zurückblicken, können wir in einigen Theorien die philosophische Grundlage wiederfinden, aus der diese Idee einer „neuen Welt“ entstanden ist.
1. In erster Linie ist es der Marxismus gewesen, der in seinen verschiedenen Interpretationen und historischen Erscheinungen - trotz seiner diktatorischen Art und Weise, die Macht zu verwalten - doch eine politische Vision gefördert hat, die auf Frieden und Gerechtigkeit zielt. Grundlage dafür ist eine neue philosophische Denkmethode, die Marx und Engels als „dialektischen bzw. historischen Materialismus“ bezeichneten.
2. Diese neue Denkmethode, die Dialektik, wurde aber nicht von Marx und Engels erfunden, sondern war bereits in der früheren Geschichte der Philosophie präsent, und zwar von der griechischen Antike an, bis sie dann ihre vollständige Darstellung im Werk Die Wissenschaft der Logik von G.W.F. Hegel (1812-16) fand. Auf dieses Werk bezogen sich Marx und Engels ausdrücklich. Dieses Werk enthält in der Tat die umfassendere und in sich begründetere Theorie der Dialektik.
Wenn wir uns heute für eine neue, auf Frieden und Gerechtigkeit begründete Welt engagieren wollen, können wir dieses Hauptwerk der Philosophiegeschichte und die darin enthaltene und begründete Theorie der Dialektik nicht ignorieren. Auch die Umweltprobleme, deren Lösung in den kommenden Jahrzehnten für das Leben und sogar das Überleben der Menschheit entscheidend sein wird, können nicht ohne tiefe Kenntnis der Dialektik vernünftig und erfolgreich angegangen werden.
Die Erforschung und die Aneignung einer dialektischen Art und Weise zu denken ist also der Schlüssel, um die friedliche, gerechte und nachhaltig agierende Welt von morgen zu errichten. Der Hauptgrund dafür ist der Grundgedanke der Dialektik, dass die Wahrheit immer das Verständnis des Ganzen ist. „Das Wahre ist das Ganze“, so lautet Hegels Definition der Wahrheit. Es ist also wichtig, das Ganze zu begreifen, um dann das Leben der Teile (wie z.B. das Leben der Menschheit als Teil des Universums) richtig einzustellen.
Was ist aber das Ganze? Diese Frage und diese Themen wollen wir in unserem Seminar angehen, indem wir uns mit Hegels Wissenschaft der Logik eingehend auseinandersetzen.
2019/20
Präsenz-Seminar 1 (Leuphana Universität Lüneburg): Ausdehnung der Staatlichkeit und Erweiterung des Bewusstseins: ein philosophisches Zusammenspiel als Grundlage der Menschheitsgeschichte?
INHALT
Die Geschichte der Menschheit ist von einer stetigen Ausdehnung der Dimension der Staatlichkeit gekennzeichnet. Während die Urgemeinden lokal begrenzt waren, hat sich durch Nomadismus und Kriegführung der geographische Horizont der Menschheit kontinuierlich erweitert. Ergebnis davon sind die aktuellen Großmächte, die heutzutage die Geschichte bestimmen.
Zusammen mit der Erweiterung der politischen Organisationsform des Zusammenlebens der Menschen hat sich deren Bewusstsein erweitert. Die Menschen haben sich nicht mehr mit ihrem sehr begrenzten Ur-Horizont der lokalen Gemeinde, sondern mit einer immer größer werdenden Gruppierung (mit dem Dorf, der Stadt, der Region, der Nation, dem Kontinent und schließlich mit der ganzen Menschheit identifiziert. Zu dieser Erweiterung des Bewusstseins haben die Geschichte der Philosophie und der Religion wesentlich beigetragen.
Gibt es ein Verhältnis zwischen Ausdehnung der Staatlichkeit und Erweiterung des Bewusstseins? Dieser Frage wollen wir in unserem Seminar nachgehen.
ZIEL
Das Seminar soll auf der Grundlage von ausgesuchten Hauptwerken der klassischen Philosophie sowie der Geschichtswissenschaft untersuchen, wie sich das Verhältnis zwischen Ausdehnung der Staatlichkeit und Erweiterung des Bewusstseins entwickelt hat.
Gleichzeitig, von einem philosophischen Standpunkt aus betrachtet, soll der Begriff einer Weltrepublik und der von ihm vorausgesetzten kosmopolitischer Identität rein logisch deduziert werden.
Die Studierende werden dazu motiviert, zum einen Arbeitsgruppen zu bilden und im Unterricht selbst kurze Forschungen unter der Leitung des Dozenten durchzuführen, zum anderen sich kritisch über die philosophischen besprochenen Begriffe zu äußern und die bezüglichen Fragen sowohl untereinander als auch mit dem Dozenten zu diskutieren.
2019
(Sommersemester)
Präsenz-Semoinar: Die philosophischen Voraussetzungen der Agenda 2030: der Begriff „eine Welt“ und die Aufhebung der Nationalstaaten in einen Weltstaat
INHALTE
Die Agenda 2030 beinhaltet 17 Ziele und Zielvorgaben, die die Grundlage der Gespräche bei dem G-20 Treffen waren, das im Juli 2017 in Hamburg stattgefunden hat. Jedem dieser 17 Punkte liegt der Begriff „eine Welt“ zugrunde. Es wird in allen dieser Punkte in der Tat vorausgesetzt, aber nicht thematisiert, dass die Nationen, die zur Weltgemeinschaft gehören, eine einzige, zusammenhängende, gemeinsame Welt bilden.
Wir wissen aber, dass es nicht so ist. Die Nationen, die diese sehr theoretische “eine Welt“ bewohnen, sind tief gespalten. In mehreren Regionen dieser „einen Welt“ bestimmen Kriege den Alltag und Kriege waren oft in der Geschichte die Hauptverbindung zwischen diesen Nationen. Wir wissen, dass früher oder später irgendwo neue Kriege entstehen werden und wir können dabei nur egoistisch hoffen, dass es weit weg von uns geschehen wird.
Und doch ist der Begriff „eine Welt“, obwohl aktuell völlig ohne Inhalt benutzt, sehr gut philosophisch zu begründen und wurde in der Geschichte der Philosophie auch schon sehr stringent begründet. Es gibt in der Tat für die existenten Nationen, die ohnehin geographisch in der Vergangenheit schon anders ausgesehen haben, keine logisch-philosophische Begründung, sondern nur eine faktisch-historische Feststellung, dass sie so geworden sind wie sie eben heute sind. Ganz im Gegenteil gibt es eine sehr gute streng logische Begründung für die Bildung eines Weltstaates, für eine gemeinsame Regierung der Völker und für das Zusammengehören der Weltbewohner zu einer und derselben Menschheit, ohne jeglichen geographisch bzw. historisch Unterschied.
Immanuel Kant hat diese Idee in seiner Schrift von 1795 Zum ewigen Frieden explizit thematisiert und mit sehr guten und treffenden Argumenten untermauert. Aber auch heutzutage ist eine logisch-philosophische Begründung einer notwendigen und längst überfälligen Aufhebung der Teilung der Menschheit in verschiedenen, unter sich konkurrierenden Nationen mit noch treffenderen Argumenten als bei Kant lieferbar.
In diesem Seminar wollen wir die Begriffe Volk‚ Nation, Krieg, Frieden und Konkurrenz bzw. Kooperation unter Völkern bzw. Nationen vertiefen sowie die Argumente, die für eine Aufhebung der Nationalstaaten in einem Weltstaat sprechen, darstellen und logisch-philosophisch begründen. Damit bezwecken wir, dem Begriff „eine Welt“, die der Agenda 2030 zugrunde liegt, ohne darin thematisiert zu werden, einen eigenen Inhalt zu geben.
ZIELE
In diesem Seminar wollen wir in erster Linie die Begriffe Volk‚ Nation, Krieg, Frieden und Konkurrenz-Kooperation unter Völkern oder Nationen vertiefen sowie die Argumente, die für eine Aufhebung der Nationalstaaten in einen Weltstaat sprechen, darstellen und logisch-philosophisch begründen. Den Studierenden soll beigebracht werden, wie man in der klassischen Philosophie die Begriffe voneinander deduziert.
Wir wollen aber auch praxisorientiert arbeiten, d.h. Kontakte zu schon vorhandenen politischen und sozialen Organisationen (Parteien, Bewegungen usw.) anknüpfen und dabei überprüfen, welche von diesen Organisationen für eine philosophische Theorie des Weltstaates empfänglich sind.
Bei dem Seminar soll also die philosophische Theorie mit der politischen Praxis verbunden werden.
2018/19
Präsenz-Seminar 1 (Leuphana Universität Lüneburg): Digitalisierung, Europa, Philosophie: Wie alle drei zusammen der Menschheit bei dem Ziel des Weltfriedens sehr zur Hilfe kommen können
INHALT
Die Idee und das Projekt einer Einigung der Nationalstaaten Europas sind auf der italienischen Insel Ventotene schon während des zweiten Weltkrieges entstanden. Der Hauptgedanke dabei war sehr deutlich: In Europa dürfen keine Kriege mehr entstehen! Heute, 70 Jahre nach Ende des letzten Krieges, können wir stolz darauf sein, dass dieses primäre Ziel erreicht worden ist. Wir sehen sogar, dass aus früheren Feinden Freunde geworden sind. Der lang anhaltende Frieden und das gegenseitige Kennenlernen haben dieses Wunder erzeugt. Somit zeigt Europa sein echtes Gesicht als philosophischer Staat, eine philosophische Republik, die in sich Frieden schafft und die Aufgabe übernehmen kann und soll, ein Friedensvorbild für die ganze Welt zu werden. Dabei kann die Digitalisierung sehr hilfreich sein, da sie Grenzen abschafft und die Menschen sehr nah zueinander bringt, egal wo sie leben. Somit macht sie es möglich, dass auf virtueller und digitaler Ebene die Menschheit eine Einheit werden kann. In den kommenden Jahrzehnten sollen die Philosophie und die Politik diese Chance nutzen und daraus eine friedliche Welt auch als Erweiterung des europäischen Friedensprozesses schaffen.
Präsenz-Seminar 2 (Leuphana Universität Lüneburg):: Sich als junger Mensch in einer digitalisierten, virtuellen Welt zurechtfinden: Wie die Philosophie dabei helfen kann, das Wirkliche in dem Virtuellen zu erkennen
INHALT
Die Philosophie ist eine unentbehrliche Disziplin für die Bildung des menschlichen Geistes. Sie strukturiert unsere Fähigkeit logisch zu denken, sodass sie nicht nur eine tragfähige Stütze für ein intellektuelles Leben, sondern auch für das Menschenleben überhaupt darstellt. Obwohl das logische Denken uns Menschen von Natur aus angeboren ist, soll es trotzdem geübt und gepflegt werden, und zwar ein ganzes Leben lang. Hierbei erweisen sich gut ausgesuchte Lektüren aus den Klassikern der Philosophie als sehr hilfreich. Aber auch unser gemeinschaftliches Leben, unsere Einstellung zu den Mitmenschen und unser Auf-der-Welt-Sein überhaupt profitieren sehr von einer ernsten, philosophischen Allgemeinbildung. Die Philosophie öffnet unsere Seele gegenüber dem Leben und den Mitmenschen. Sie kann unser Schlüssel sein, um die Schatzkiste des Lebens aufzumachen. Insbesondere in der heutigen, von der Digitalisierung geprägten Zeit, kann die klassische Philosophie jungen Menschen sehr dabei helfen, das Wirkliche von dem Virtuellen zu trennen und somit den tiefen Sinn des Lebens zu verstehen und zu verwirklichen.
2018
(Sommersemester)
(es wird bald fortgesetzt)
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