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Die philosophische Auffassung Hegels zur Familie vs. Familie in 2030

Die philosophische Auffassung Hegels zur Familie vs. Familie in 2030

 

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Die philosophische Auffassung Hegels
zur Familie 
vs. Familie in 2030

von

Lina Zellhorn

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(Video) 

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1)  Einleitung

Aus dem lateinischen „famulus“ entstammt der Begriff der Familie. Während er den Besitzstand eines Mannes darstellt, ist damit jedoch nicht nur Haus und Hof, sondern auch Ehefrau, Kinder und Sklaven gemeint gewesen.
Während zumindest bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Familie eher eine wirtschaftliche Einheit bildete, ist sie heute größtenteils durch soziale Bindungen geprägt.

Diese Hausarbeit gibt einen weiten Überblick über Hegels Auffassungen zu der Familie als solches, die Ehe und die Erziehung und vergleicht diese mit den heutigen. Die Arbeit ist im Rahmen der Veranstaltung „Agenda 2030“ entstanden. 
Insbesondere die Rollenverteilung innerhalb von Familien und den Schwierigkeiten, mit denen Familien heute zu kämpfen haben, greift diese Hausarbeit auf.

Dabei wird hier u.a. auf den Zukunftsreport 2030 des BMFSFJ  und Hegels Philosophie des Rechts, speziell §§ 158- 181 eingegangen.

Es sei an dieser Stelle nochmals erwähnt, dass es sich lediglich um einen groben Überblick handelt, auf welchen man sicher noch intensiver z.B. im Rahmen einer Bachelorarbeit eingehen könnte. 

2)  Hegels Ansichten 

Was macht eine Familie zu einer Familie?
Ist es das genetisch ähnliche Blut, das durch ihre Adern strömt, der gemeinsame Haushalt, die offizielle Unterschrift für das Standesamt bei einer Hochzeit und bei der Geburt oder ist es vielleicht eine Rolle, die jedes Mitglied annimmt?
Natürlich kann man an dieser Stelle noch immer weiter philosophieren, doch bleiben wir einmal bei diesen Fragen und schauen, was Hegel sich zu ebendiesen gedacht hat.
a) … zur Ehe
Hegel sieht in der Ehe eine natürliche Gegebenheit, es sei eine „sittliche Pflicht, in den Stand der Ehe einzutreten“ (§ 162 A).  So solle man die reine Neigung füreinander und/oder das bloße Suchen nach Befriedigung überwinden, um frei für die sittliche und geistige Bestimmung zu sein (§162). 
Neben dem durchaus wichtigen Reproduktionsfaktor, den eine Ehe seines Erachtens nach mit sich bringen muss, erkennt Hegel in ihr vielmehr etwas Soziales/ Intimes. Etwas, das eine „Einheit“ bildet, welche zuerst aus „besonderer Neigung zweier Personen“ entsteht. Es ist also etwas Geistiges, das aus natürlicher Sittlichkeit entstanden ist. Damit vertritt Hegel der Familie gegenüber eine viel freiere und bürgerlichere Ansicht als die meisten anderen seiner Zeit.

Während Kant die Ehe als Vertrag sieht,   so hat Hegel dazu eine sehr gegenteilige Auffassung. 
Dieser betitelt es als „freye Einwilligung“ (§ 162), die nichts mit einem Vertrag gemein hat. Denn ein Vertrag wäre hier lediglich die Verpflichtung für die physische Seite und dies würde nicht Hauptgegenstand der Ehe sein. Wie oben bereits aufgeführt, liegt es in seiner Ansicht, dass eine Ehe zwei Individuen zu einer Einheit macht. Schon allein aus diesem Grund sei eine Ehe kein Vertrag, da dieser eine beliebige Anzahl an Personen sowie einen beliebigen Inhalt ermöglichen würde. 
Trotzdem sieht Hegel den Zweck in der Heirat als offiziellen, legalen und nötigen Schritt, bei welchem „eine dritte sittliche Autorität gefordert“ wird, „welche das Recht der Ehe [...] gegen die bloße Meynung [...] und gegen die Zufälligkeit bloß temporärer Stimmung u. s. f. festhält (§ 176).

Darüber hinaus sieht Hegel es als Bestimmung, die Ehe in der Kirche zu beginnen (§ 164).

Hegel war darüber hinaus gegen die Ehe unter Blutsverwandten. Dies ergibt sich aus seiner Ansicht, dass man sich nicht frei vereinen könne, wo es nie eine Trennung gegeben hat. Sprich die Einheit einer Ehe setzt Entzweiung voraus (§ 168). Blutsverwandte seien sich also schlicht zu ähnlich, als dass es funktionieren könne, sich (geistig gesehen) zu vereinen.

Für Hegel ist ausschließlich das Natürliche das Vernünftige. Dass eins das andere gar ausschließen könne oder einen Gegensatz bilden könnte, ist für Hegel keine Option. 
Daher ist nicht verwunderlich, dass er nur in der heterosexuellen Liebe einen Sinn sieht. Für Hegel ist nur eine heterosexuelle Beziehung vernünftig, aus den gleichen Gründen, die oben bereits bezogen für Blutsverwandte gelten. Nur Gegensätze (hier: das unterschiedliche, biologische Geschlecht) sind füreinander bestimmt und natürlich. 
Dies ergibt sich nicht zuletzt aus den „concreten Einheiten“ (§ 165) der verschiedenen Geschlechter. Während der Mann als selbstbewusst, aktiv und mächtig nach außen dargestellt wird, ist die Frau in ihrer Rolle eher passiv und auf ihre „Empfindung“ beschränkt (§ 166).
Daraus ergibt sich ein für die Zeit klassisches Rollenbild, in welchem sich der Ehemann der Politik und der Arbeit hingibt, während die Ehefrau ihre Bestimmung in den häuslichen Tugenden findet. 

Diese hegelsche Wahrnehmung über die Rolle der einzelnen Mitglieder der Familie und die Aufgabe des Individuums für die Familie, ist eine Ansicht, die heutzutage kaum mehr vertreten wird. 
Auch wenn Hegel an dieser Stelle nicht meint, dass man grundsätzlich seinen Individualismus aufgibt, sondern diesen nur innerhalb der Familie zurückstellt, so ist dies eine recht einschneidende Auffassung. 
Natürlich nicht unbegründet, denn das Rollenverständnis zu Hegels Zeit war ein ganz anderes als das heutige, nicht zuletzt im Hinblick auf die Emanzipation der Frau.

Hegel selbst schreibt an seinen Freund Nitehammer am 10.10.1811: „Ich habe damit im ganzen – einige noch wünschenswerte Modifikationen abgerechnet – mein irdisches Ziel erreicht, denn mit einem Amte und einem lieben Weibe ist man fertig in dieser Welt.“  

Zur Ehe kann man also sagen, dass Hegel eine sehr traditionelle und seiner Zeit fast übliche Auffassung vertreten hat.
b) … zur Familie
Laut Hegel ist die Familie in der Liebe bzw. der Empfindung begründet, diese sei das Wesentliche (§158).
Hegel beschreibt darüber hinaus die einzelnen Personen einer Familie als „Mitglieder“, er meint an dieser Stelle, dass jeder seine Rolle in dieser Gemeinschaft hat, also Vater, Mutter, Kind.
Diese sind nicht unabhängig voneinander. Viel mehr sind sie unzertrennlich und führen dazu, dass „gegenseitige Liebe und Beyhülfe“ das Verhalten zueinander bestimmt (§ 164).
Das Fürsichsein gibt man auf, um Selbstbewusstsein und ebenso das Bewusstsein dafür, dass man als Einheit mit dem anderen existiert, zu erlangen (§ 158 Z).
c) … zur Erziehung und zu Kindern
Kinder sind für Hegel ein Ausdruck der Liebe, die das Ehepaar gemeinsam hat (§ 173).
Sie sollen sich „(…) aus der natürlichen Unmittelbarkeit, in der sie sich ursprünglich befinden, zur Selbstständigkeit und freyen Persönlichkeit und damit zur Fähigkeit, aus der natürlichen Einheit der Familie (zu) treten“ 
(§ 175). Damit meint Hegel, dass das Ziel jeder Erziehung darin bestehen sollte, seine Kinder zu selbstbewussten und freien Individuen zu machen, sodass sie in die bürgerliche Gesellschaft übertreten, dieser nützen und eigene Familien gründen (§ 177).

Als Lehrer und Rektor eines Gymnasiums hat Hegel einige Ansichten zur Erziehung vertreten, die noch heute als brauchbar angesehen werden.
So sieht er in der Bildung nicht grundsätzlich etwas Praktisches und Nützliches, sondern grundsätzlich etwas, das die Seele stärken sollte. Bildung formt seines Erachtens nicht nur den Verstand, sondern den Menschen als Ganzes. 

Im Gegensatz zu den meisten heutigen Erziehungsratgebern ist Hegel nicht der Auffassung, dass Kinder spielend lernen sollen. Der Ernst bei der Sache sei wichtig, sodass sie Bildung nicht nur „mit verächtlichem Sinne“ betrachteten, denn das Leben bzw. „die Gesetze der Welt“ sind nun mal nicht nur Spaß.

3)  Familie und Kindererziehung Heute

Das klassische Familienbild war lange Zeit Vater, Mutter, Kind die in einer lebenslangen Beziehung zu einander stehen, legal, monogam und allenfalls noch in der klassischen Rollenverteilung. 
Der Vater als Ernährer, die Mutter als Hausfrau.
Doch in den letzten Jahren haben sich u.a. durch Politik und Rechtsprechung diverse Möglichkeiten für weitere legale Strukturen ergeben. So ist es nicht unüblich geworden mit 2 Vätern oder 2 Müttern aufzuwachsen, oder auch mit einem alleinerziehenden Elternteil, im Heim oder bei Pflegeeltern bzw. als Adoptivkind. 

Nicht nur strukturell, auch funktional hat sich einiges verändert.
So ist eine Familie heute viel mehr ein soziales Gebinde, bei der es um Nähe, insbesondere in emotionaler Hinsicht geht. Nicht selten ist heute z.B. die Mutter die beste Freundin der Tochter, Sohn und Vater haben gemeinsame Hobbys, einen ähnlichen Musikgeschmack. 
Zu Hegels Zeiten wäre dies eher unüblich, wenn nicht sogar undenkbar. 

Heute ist die Familie eher etwas, das sich nicht durch Vertrag bzw. Verpflichtung ergibt, sondern etwas, das durch Interaktion und Kommunikation heraus entsteht und wächst. 

Eine Familie vertritt oft ähnliche Wertvorstellungen, die nicht zuletzt durch Erziehung oder zumindest hinreichender Wertevermittlung durch die Eltern entstanden sind. 

Bei der sogenannten LifE-Studie bei der über einen Zeitraum von 23 Jahren (1979-2003) bei den gleichen Personen die Werthaltungen und Einstellungen untersucht wurden, hat man insbesondere signifikante Einflüsse der Eltern auf die Bereiche Parteipräferenz, politische Interessen und kirchliche Bindung belegen können. 

Erziehung heute ist meist ein bidirektionaler Prozess, d.h. dass beide Parteien (Jung & Alt) voneinander lernen und miteinander wachsen, hier spricht man auch von „(…) intergenerationaler Transmission über kommunikative und argumentative Prozesse.“. 

Dass Erziehung ein Teil elterlicher Pflicht ist, hat das deutsche Grundgesetz ebenso klargestellt, wie die Tatsache, dass nicht nur verheiratete, leibliche Eltern(teile) dafür verantwortlich sind. 
Artikel 6 Absatz 2 GG meint nicht, dass Eltern ein einseitiges Recht am Kind haben, sondern, dass sie das Recht (und die Pflicht!) haben, ihr Recht im Interesse des Kindes auszulegen. 
Dies verbietet zugleich die körperliche Züchtigung des Kindes, stellt den Eltern aber z.B. auch frei, auf welche Schule sie ihr Kind schicken, wie sie es kleiden etc. Grundsätzlich ist das elterliche Recht also am Wohl des Kindes zu orientieren. 
Des Weiteren stellt Absatz 5 sicher, dass auch Kinder nicht verheirateter Eltern gleichberechtigt sein müssen und gegenüber verheirateten nicht benachteiligt werden dürfen. 
Auch das Erbrecht unehelicher Kinder wurde durch diesen Absatz gesichert.
Heute fast unvorstellbar, doch erst seit 1969 dürfen Mütter nach einer Scheidung selbst die Vormundschaft ihrer Kinder übernehmen. Zuvor war dies noch dem Jugendamt vorbehalten. 

Und was hat sich noch geändert? Immer wieder hört man, dass sich Scheidungen erhöhen und Geburtenraten reduzieren. 
Doch ist das wirklich so?
2019 kamen rechnerisch gesehen auf 1 Eheschließung 0,3 Scheidungen. Im Vergleich: 2005 waren es noch 0,5 Scheidungen.  Auch die Geburtenrate hat sich seit 2006 um fast 100.000 Lebendgeburten gesteigert.  
Ebenso ist ein Zuwachs bei den Eheschließungen zu sehen, was u.a. auch darauf zurückzuführen ist, dass seit 2018 auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen.  

Wie oben bereits erwähnt, hat sich auch einiges (m.E.n. positives) in der klassischen Rollenverteilung geändert.
Nicht zuletzt die Einführung der Anti-Baby-Pille in den 60ger Jahren hat dafür gesorgt, dass sich die Menschen und vor allem Frauen viel bewusster für oder gegen Kinder entscheiden können.

Die Emanzipation der Frau führte dazu, dass diese nicht ausschließlich für Haus und Kind da war, sondern viel mehr ihrer Selbstverwirklichung und vor allem beruflichen Karriere nachgehen kann.
Zu Hegels Zeiten wäre dies absolut unvorstellbar, da Bildung und Studium nur Männern zustanden.

Spätestens Elterngeld und Elternzeit für Väter haben die klassische Rollenverteilung der letzten Jahre weitgehend aufgelöst oder zumindest die Grenzen etwas mehr verwischt. 
So nutzen immer häufiger auch Väter die vom Staat finanzierte Auszeit um ihr Kind (besonders im ersten Lebensjahr) zu betreuen oder machen von Teilzeitanstellungen Gebrauch (siehe Abb. 12). 
Väter, die die komplette Elternzeit zu Hause bleiben und die Mutter direkt nach dem Mutterschutz wieder ihre Arbeit aufnimmt, gibt es gelegentlich derweil auch zu sehen.

Auch Krippenplätze für unter 1-jährige Kinder gibt es vermehrt, denn grade Alleinerziehende können sich oft finanziell kein ganzes Jahr „Auszeit“ leisten. Allgemein sind Elternteile, die mehr als 1 Jahr Elternzeit in Anspruch nehmen, sehr selten geworden, ganz zu schweigen von einer Mutter, die solange zu Hause bleibt, bis die Kinder sich mehr oder weniger alleine versorgen können. 
Der gesetzlich zugesicherte Krippenplatz sorgt dafür, dass man schnell seiner ursprünglichen beruflichen Tätigkeit nachgehen kann.
Nicht zuletzt ist es für viele Familien kaum noch erschwinglich, mit nur einem Gehalt ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, sodass beide Elternteile arbeiten müssen.

Nicht zuletzt sind Kinder nachgewiesenermaßen ein Armutsrisiko. 
Die Kosten für das alltägliche Leben steigen jährlich (Stichpunkte: Mietpreise, Kitagebühren, Freizeitausgaben) und die Beurteilung wonach ich jemand bewerte, hat sich in den letzten Jahrzenten immer mehr in die materielle Richtung gewendet. Kinder werden beispielsweise schon früh in der Schule ausgegrenzt, wenn sie die „falsche“ Kleidung tragen oder ihre elektronischen Geräte nicht der Norm entsprechen.

Während immer mehr Frauen einer Vollzeitbeschäftigung trotz Kindern nachgehen, so zeigt die folgende Grafik, dass der Trend für Väter eher in die andere Richtung geht.
So reduzieren immer mehr Männer ihre Arbeitszeit, grundsätzlich machen sie jedoch meist den noch zeitintensiveren Job, zumindest in beruflicher Hinsicht.

Der viel benutzte Terminus „Work-Life Balance“ hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen. In diesem Kontext ist es unabdingbar zu erwähnen, dass das Jonglieren zwischen Arbeit und Zuhause allerdings für viele, insbesondere Familien, zur Herausforderung wird. 

Der Bericht des BMFSFJ zur Agenda 2030 spiegelt eine Umfrage wider, bei der der sich viele mehr Unterstützung vom Staat wünschen bezüglich Teilzeitanstellungen, finanzielle Anreize und ausgeweitete, flexiblere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. 

Während bis zur Industrialisierung Kinderarbeit üblich war und Kinder meist gar nicht oder nur kurz die Schule besucht haben, so sind die meisten heute mindestens 9 Jahre in der Schule. Die Ausweitung des Schulbetriebs bis hin zur 12./13. Klasse hat u.a. dafür gesorgt, dass Kinder deutlich später in das Berufsleben starten als z.B. noch Anfang des 20. Jahrhunderts. 
Sie verbringen daher also die meiste Zeit ihrer Kindheit betreut in Kitas, Schulen etc. 
Die Eltern widmen sich in der Folge weniger zeitintensiv um die Erziehung ihrer Kinder, nicht zuletzt ist dies, wie oben bereits aufgeführt, nicht ausschließlich Aufgabe der Mutter. 

2014 wurden in einer Studie von UNICEF deutsche 6-14 -Jährige befragt, was ihnen am wichtigsten sei. Dabei antworteten fast 80 % der Kinder, dass dies Familie und Freundschaften seien, dicht gefolgt von Geborgenheit und Vertrauen (jeweils knapp 60 %). 

Freundschaften ersetzen heutzutage oft die Familie, besonders dort, wo diese nicht sehr intakt ist oder zumindest nicht von viel Anerkennung, Fürsorge und Respekt geprägt ist.
Oft ist das einzige was eine Familie noch von Freunden unterscheidet, nicht etwa das Blut, sondern die Tatsache, dass man das Kind der Eltern immer sein wird. Denn Familie kann man sich nicht aussuchen, Freunde schon. 

4)  Zusammenfassung und persönliche Meinung

Schon Hegel hat zu seiner Zeit erkannt, dass eine Familie u.a. dazu da ist, Kinder gesellschaftsfähig zu machen. Nicht nur die finanzielle Unterstützung der Eltern, auch die Vermittlung von Werten hilft, sie zu selbstbewussten, eigenständigen Persönlichkeiten werden zu lassen. Dass es Liebe braucht, um eine Ehe aufrechtzuerhalten und eine Einheit zu der eine Familie als Ganzes wird. Diesen Ansichten würde kaum jemand widersprechen, da sie sich nicht wirklich von den heutigen unterscheiden. 
Natürlich haben sich flexiblere Lebens- und Partnermodelle entwickelt und der wirtschaftliche Aspekt ist bei weitem kein Grund mehr, sich für eine Familie zu entscheiden. Der Individualismus in der Familie hat ebenso einen deutlich höheren Stellenwert als noch in Hegels Vorstellungen (z.B. bezüglich Ehegatten) erhalten.

Kindererziehung und Haushalt sind grundsätzlich nicht mehr nur Frauensache, sie sind aber auch nicht zum größten Teil Sache der Bildungseinrichtungen. 
Hegel hat schon gesagt: "Ein Staatsinstitut hat bei seinen Schülern die Zucht nicht erst zu bewirken, sondern vorauszusetzen." Soll heißen, dass Eltern durchaus dazu beitragen müssen, ihre Kinder zu formen und ihnen hilfreiches auf den Weg geben müssen. Natürlich heutzutage nicht mehr in Form von Züchtigung, doch aber wohl mit der Weitergabe von z.B. Werten, Gerechtigkeitssinn, Kultur und Regeln. 

Viele der Ansichten, die für uns heute selbstverständlich und zum Teil hart erkämpft wurden oder noch immer werden, waren für Hegel wohl unvorstellbar.
Die Zeit und die Erde ändern sich durch ihre unterschiedlichen Individuen fortwährend. 
Wir sind die Generation von Morgen. Die, die als nächste langfristige Partnerschaften eingeht, Familien gründen wird und dabei hoffentlich immer noch die eigenen Vorstellungen vom ganz individuellen Leben und eigenen Wünschen beibehält und verfolgt. 

Wir sind Familie 2030.


Literaturverzeichnis

Fend / Berger / Grob (2009): Lebensverläufe, Lebensbewältigung, Lebensglück. Ergebnisse der LifE-Studie (S. 73-99). Wiesbaden.

Jaeschke, Walter (2010): Hegel Handbuch. Leben-Werk-Schule. 2. Auflage.

Kant, Immanuel (1797): Die Metaphysik der Sitten. 1. Teil AA VI.

Siep, Ludwig (2017): G. W. F. Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts. Klassiker Auslegen. Band 9, 4. Auflage.

Weitere Quellen

https://www.bpb.de/izpb/8017/familie-konzeption-und-realitaet (zuletzt abgerufen am 05.08.20)

https://www.tagesspiegel.de/themen/familie/gesellschaft-was-ist-familie-heute/1782944.html (zuletzt abgerufen am 06.08.20)
Grafik: https://www.prognos.com/publikationen/alle-publikationen/649/show/c924f7cc5e339a89b60b51228db048af/ (zuletzt abgerufen am 06.08.20)

https://www.bpb.de/izpb/254388/schutz-von-ehe-und-familie-und-von-kindern-nicht-verheirateter-eltern (zuletzt abgerufen am 13.09.20)

https://www.bmfsfj.de/blob/114088/3f1510ae813dbff3b1fb4d474095c125/werte-und-wertebildung-in-familien-bildungsinstitutionen-kooperationen-beitraege-aus-theorie-und-praxis-buch-data.pdf (zuletzt abgerufen am 12.09.20)

https://www.bmfsfj.de/blob/142626/e593258f01dcb25041e3645db9ceaa5b/agenda-2030-langfassung-data.pdf (zuletzt abgerufen am 10.09.20)

https://www.unicef.de/blob/56990/a121cfd7c7acbdc2f4b97cbcdf0cc716/geolino-unicef-kinderwertemonitor-2014-data.pdf (abgerufen am 10.09.20)

https://www.caritas.de/magazin/zeitschriften/sozialcourage/archiv/jahrgang-2018/artikel/kinder-sind-ein-armutsrisiko (abgerufen am 13.09.20)

https://www.welt.de/print-welt/article94125/Kultur-geht-vor-Natur.html (zuletzt abgerufen am 13.09.20)

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