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Die Ethik als Glückseligkeit und Selbstverwirklichung des Menschen

Die Ethik als Glückseligkeit und Selbstverwirklichung des Menschen

 

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"Die Ethik als Glückseligkeit und
Selbstverwirklichung des Menschen" 

von

Marco de Angelis

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Die dargestellten Werte (Staat, Familie, Arbeit) bilden den Inhalt der menschlichen Weisheit, die von der philosophischen Wissenschaft begründet wird. Versuchen wir nun zu verstehen, wie sich diese Weisheit im menschlichen Leben auswirkt.

Innerhalb des ‚ethischen Staates‘ (möglichst im Sinne des demokratischen Weltstaates, aber auch als nationaler Staat denkbar, aber nur wenn in friedlichem und kooperativem Verhältnis zu den anderen Staaten), der sich auf den philosophisch-idealistischen Prinzipien der dialektischen Rationalität und der substantiellen Freiheit gründet, können die Individuen ihr eigenes schöpferisches Wesen auf der Grundlage der familiären und beruflichen Aner-kennung verwirklichen. Auf diese Weise reproduziert und entwickelt sich die absolute Vernunft, das Monos und Logos. In diesem Sinne sind die mensch-lichen Individuen Mittel zur Verwirklichung des Absoluten, das sie überlebt. Wo dies enden wird, wenn eines Tages die Menschheit nicht mehr als Mittel des Absoluten dienen, sondern selbst das Absolute regieren wird, kann man derzeit noch nicht wissen. Das ist sicher eine Problematik, über die man in den nächsten Jahren nachdenken sollte. 

Es gibt aber einen Preis, den das Individuum dafür erhält, wenn er die Reproduktion und Entwicklung des Absoluten sichert: das Glück (bzw. die Glückseligkeit). Das ethisch lebende Individuum, das eine beständige Familie gründet, in der es anderen Menschen sowohl natürliches als auch geistiges Leben schenkt, und das durch seine Arbeit die Bedürfnisse anderer Menschen befriedigt, bekommt als Belohnung ein Gefühl der Zufriedenheit, der Vollkommenheit, das ihn zufrieden, befriedigt,  glücklich macht. 

Es ist ein geistiges Glück, eben die Glückseligkeit, gespickt mit Augenblicken wahrer Freude, wie etwa die Verliebtheitsphase, die Geburt eines Kindes, das Gelingen einer guten Arbeit oder alle diese besonders bedeutungsvollen Situationen voller emotionaler Ergriffenheit, die das ethische Leben der Individuen ausmachen. Innerhalb dieses geistigen Glücks, welches der geistigen Natur des rationalen Wesens des Menschen angemessen ist, werden auch jene Bedürfnisse befriedigt, jene Triebe, jene hauptsächlich materiellen, körperlichen Instinkte, die eine nicht wesentliche, aber trotzdem präsente Komponente der vielseitigen Natur des Menschen darstellen. 

Das ethische Leben des Menschen ist also ein sowohl geistig als auch körperlich erfülltes Leben. Die Glückseligkeit ist zwar grundsätzlich etwas Geistiges, aber sie setzt die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse und Gefühle voraus. 

Selbstverständlich handelt es sich um ethisches Glück, also Erwachsenenglück, nicht jenes von Kindern. Es ist also ein Glück, welches vom Bewusstsein über die Endlichkeit des menschlichen Lebens begleitet wird, ein Glück, welches irgendwie von der durch dieses Bewusstsein hervorgerufenen Melancholie begleitet wird. Aber der Mensch kann daran nichts ändern: Die Unendlichkeit besteht in der Erfülltheit des Endlichen, wie wir in der Lektion 7 gesehen haben, und nicht in der unendlichen Wiederholung von Handlungen. Daher sollten wir ein erfülltes Leben, in dem wir uns verwirklichen, und kein ewiges anstreben, wenn wir den Lehren der dialektischen Logik folgen.

So hat das Leben selbst ein Ende, weil es einen Abschluss hat. Der Mensch kann alles daransetzen, sein Leben unendlich zu machen, d.h. es auszufüllen, etwas wirklich Wichtiges in seiner Lebenszeit zu verwirklichen. Über diese Erfüllung hinaus kann er nicht gehen, auch wenn seine Sehnsucht danach durchaus vorhanden ist. So können auch wir nicht über den Begriff des ein wenig von der soeben erwähnten Melancholie getrübten Glücks hier hinausgehen.  

Der Mensch, der alle Schwierigkeiten, die das Leben mit sich bringt, wie auch die besagte Melancholie mit Beharrlichkeit und Zähigkeit überwindet und hartnäckig die Verwirklichung des ethischen Lebens voranbringt, hat „Charakter“. Der Charakter ist genau die Standhaftigkeit, die vorzugsweise von einem soliden philosophischen Wissen über die wahren Werte des Lebens befestigt wird. Er ist die Quelle der Weisheit, welche als Ziel der Philosophie und des Wissens betrachtet werden kann; Weisheit, die also allen und nicht nur wenigen eigen sein kann und soll. 

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