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Inwiefern Musik den Geist der Zeit ausdrückt  in Bezug auf das Lied „Imagine” von John Lennon

Inwiefern Musik den Geist der Zeit ausdrückt in Bezug auf das Lied „Imagine” von John Lennon

SANTA IGAUNIS
 

Inwiefern Musik den Geist der Zeit ausdrückt
in Bezug auf das Lied „Imagine“ von John Lennon und die 68er-Bewegung

                                                                                        

 Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung                                                                               
  2. Analyse „Imagine“                                                            
  3. Geschichte hinter „Imagine“                                          

3.1 John Lennon                                                               

3.2 Die 68er Bewegung                                                   

  1. Was ist ein Weltstaat?                                                             
  2. Verbindung zum Seminar                                                       
  3. Fazit                                                                                        
  4. Meine Version von Imagine                                                 
  5. Literaturverzeichnis                                                               

Einleitung

Mit der Aufforderung, sich eine Welt ohne Länder und Religionen vorzustellen,  konfrontiert John Lennon einen Zuhörer in seinem Lied „Imagine“ und stellt damit eine Idee der Welt dar, die heutzutage unmöglich erscheint, denn seine Vorstellungen kommen der Idee eines Weltstaates sehr nahe.

Doch inwiefern drückt diese Weltvorstellung die Wünsche der Menschen zu der Zeit aus, in der das Lied veröffentlicht wurde? In einer Zeit, wo die 68er-Bewegung ausgelöst wird und sich die „Beatles“ trennen, eine der bekanntesten Bands weltweit.

Wie sehen die Menschen die Vorstellung eines Weltstaates heute und welchen philosophischen Ansatz gibt es?

In meiner Hausarbeit möchte ich im Bezug darauf, der Fragestellung nachgehen, inwiefern Musik den Geist der Zeit ausdrückt. Dafür möchte ich zunächst John Lennons Lied „Imagine“ analysieren, untersuchen, was seine Wunschvorstellungen sind und die Geschichte und Hintergründe des Liedes ausfindig machen. Außerdem möchte ich darauf eingehen, was ein Weltstaat ist und den Bezug zu dem Seminar erläutern.

 

 Analyse „Imagine“

„Imagine“ wurde 1971 von John Lennon geschrieben und in London veröffentlicht.  Schon der Titel zeigt, dass der Hörer direkt angesprochen und dazu aufgefordert wird, sich etwas vorzustellen.

In der ersten Strophe soll der Hörer sich vorstellen, dass es keinen Himmel und keine Hölle gebe und dass die Menschen dann für das Jetzt leben würden. Daraus kann man schließen, dass Lennon Religionen und das Denken von einer Unterteilung in Himmel und Hölle nach dem Tod kritisiert. Mit „Imagine all the people living for today“[1] deutet er darauf hin, dass die Menschen sich nicht auf das Leben nach dem Tod konzentrieren sollen, was ungewiss ist, sondern auf das Leben, was sie jetzt leben können.

In der zweiten Strophe fordert das lyrische Ich den Hörer auf, sich vorzustellen, dass es keine Länder gebe und schließt daraus, dass es dann keine Kriege und Religionen mehr geben würde. Das würde auch bedeuten, dass es keine Grenzen, keine Nationalitäten und kein Rassendenken geben würde.

Im Refrain unterstellt das lyrische Ich dem Hörer, dass der Hörer ihn für einen Träumer halten würde. Das lyrische Ich deutet aber darauf hin, dass es noch andere Menschen gebe, die auch davon träumen würden. Es scheint eine Gruppe von Menschen zu geben, die auch so denken. Und das lyrische Ich hofft, dass auch der Hörer der Gruppe beitreten wird. Mit „And the world will be as one“[2]  werden Andeutungen darauf gemacht, dass Lennon sich eine Weltgemeinschaft wünscht.

In der letzten Strophe fordert das lyrische Ich dazu auf, sich eine Welt ohne Besitztümer vorzustellen. Dann würde es keine Gier und keinen Hunger mehr geben. Dadurch würden sich alle Menschen wie Geschwister verhalten, die untereinander teilen.

 

Die Geschichte hinter „Imagine“

 

John Lennon

John Lennon lebte von 1940 bis 1980. Ursprünglich stammt er aus England, lebte viele Jahre in New York. Er war Sänger der erfolgreichen Band „Beatles“, die er 1957 mit Paul McCartney gründete. Die Band wird weltweit berühmt, ihre Lieder wie „Yellow Submarine“ gehören zu den meist verkauften Schallplatten aller Zeiten und sie gehen auf Welttournee. Diese Reichweite scheint Lennon zu nutzen, um seine Überzeugungen zu verbreiten.

Dass John Lennon sich gegen Religionen ausspricht, wird auch in „Imagine“ deutlich. Am 11. August 1966 macht er dazu eine Aussage, nachdem ihm nachgesagt wird, dass er  sich unpassend zu dem Thema geäußert habe.

Er antwortete darauf, dass er nicht gegen Gott, gegen Christus oder gegen Religionen sei. Er glaube, dass jeder etwas davon in sich habe, was Menschen Gott nennen würden. Er sei aber der Meinung, dass die Überlieferungen eine falsche Richtung eingeschlagen hätten.[3]

 Am 18. Oktober 1967 sagt Lennon zu einem Reporter, dass er Krieg hasse. Falls es wieder einen Krieg gebe, werde er nicht kämpfen, und werde versuchen, allen Jugendlichen zu sagen, dass auch sie nicht kämpfen sollten.[4] Dass Lennon sich eine Welt ohne Kriege wünscht, wird auch in „Imagine“ deutlich. Außerdem macht er damit klar, dass er andere Menschen von seinen Ansichten überzeugen will.

Auch am 14. Mai 1968 macht Lennon seine Einstellung bemerkbar. Er und McCartney erscheinen in der „Tonight Show“ auf NBC (National Broadcasting Company). Dort spricht Lennon sich gegen Amerikas Beteiligung in dem Vietnamkrieg aus, der 1955 bis 1975 geführt wurde.

Er sagt, dass es krankhaft sei. Politische Ungerechtigkeit könne seiner Meinung nach nur bekämpft werden, wenn das Establishment verändert werde.[5] Hier wird wie in „Imagine“ dargestellt, dass er sich Gerechtigkeit wünscht.

Am 30. Mai 1968 fangen die Beatles an, das Lied „Revolution 1“ aufzunehmen.  John Robertson schreibt in seinem Buch über John Lennons Leben: „Der Song fängt Lennons Einstellungen zum Aufruhr in den Städten Westeuropas im Jahr 1968 genau so hautnah ein wie das Engagement der Kommunistischen Partei für eine schrittweise Revolution - im Gegensatz zu den apokalyptischen Trotzkis. „Wenn du die Zerstörung suchst, weißt du nicht, dass du dabei nicht auf mich zählen kannst?“ fragt Lennon zweideutig in dem Songtext.“[6]

In dem Lied sowie in „Imagine“ macht Lennon deutlich, dass er sich nach einer Veränderung in der Welt sehnt, worauf schon der Titel „Revolution“ hindeutet.

1969 wird ein Brief von Lennon an die Herausgeber der „Black Dwarf“ Zeitung veröffentlicht, wo er schreibt, dass er erzählen werde, was mit der Welt nicht stimme: Nämlich die Menschen.[7] Hierbei geht er im Vergleich zum Liedtext von „Imagine“ darauf ein, dass die Menschen für den Umgang miteinander und das Dasein der Welt verantwortlich wären und sich ändern müssten.

Im gleichen Jahr veranstalten Lennon und seine Frau Yoko Ono vom 25. bis zum 31. März einen „Bed-In“ für den Frieden. Lennon sagt dazu, dass sie eine Woche lang im Bett bleiben wollen würden, um ihren Prostest gegen all das Leid und die Gewalt in der Welt auszudrücken.[8]

Am 6. März 1970 trennen sich die „Beatles“, aber Lennon macht trotzdem weiterhin Musik und ist dabei erfolgreich. Und auch seine Überzeugungen und Wünsche vertritt er weiterhin in der Öffentlichkeit: Im gleichen Jahr am 31. Dezember beginnt er das Year 1A.P. („After Peace“) und schreibt dazu, dass das letzte Jahrzehnt das Ende der alten Zerstörungs-Maschinerie markiere und dass er glaube, dass sie das mit der Hilfe der Fans schaffen würden. Er habe große Hoffnung für das neue Jahr.[9]

Außerdem bringt er dann am 9.September 1971 sein zweites Solo-Album „Imagine“ raus, wovon „Imagine“ als US-Single veröffentlicht wird und den dritten Platz in den Charts erreicht. Daraus kann man schließen, dass viele Menschen seine Überzeugung vertreten haben.

Doch Lennon schien auch Gegner zu haben. Am 8. Dezember 1980 wurde er von Mark Chapman in der Öffentlichkeit vor Lennons Apartmenthaus in New York erschossen.

Die ganze Welt scheint geschockt und Lennons Erfolg und seine Wirkung wird  nochmals deutlich: „Rundfunkstationen spielen seine Musik und die der Beatles rund um die Uhr. Alle Tageszeitungen machen mit der tragischen Nachricht auf. Alte Freunde telefonieren miteinander und teilen ihren Schmerz. Die ganze Nation trauert.“[10], schreibt John Robertson.

 

Die 68er-Bewegung

Die 68er-Bewegung begrenzt sich nicht nur auf 1968, sondern verlief von 1967 bis 1969. Angefangen hat die Bewegung in den USA mit einer Studentenbewegung und mit der Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Black Panther Party, die ein 10-Punkte-Programm aufgestellt haben. Da schreiben sie beispielsweise: „Wir wollen Freiheit. Wir wollen Macht, das Schicksal unserer schwarzen Gemeinde zu bestimmen.“[11]

Dadurch wird auch deutlich, was das Ziel der 68er- Bewegung war: „Der Fixpunkt „68“ bezeichnet ein Jahrzehnt der Umwälzung und der kritischen Bewusstwerdung. (…) „68“ ist ein Amalgam: eine Rebellion der Jugend - von Studenten, von Schülern, von Arbeitern, von Intellektuellen und Künstlern.“[12], schreibt Lutz Schulenburg.

Besonders im Fokus steht dabei auch der von John Lennon erwähnte Vietnam Krieg. Die Internationale Befreiungsfront sagt dazu in „Mord“: „Die Völker Asiens, Afrikas und Lateinamerikas kämpfen gegen Hunger, Tod und Entmenschlichung. Die ehemaligen Sklaven wollen Menschen werden. Kuba, Kongo, Vietnam - die Antwort der Kapitalisten ist Krieg. Mit Waffengewalt wird die Herrschaft aufrechterhalten.“[13]

Studenten rebellieren weltweit gegen starre Strukturen, wie an den Universitäten, gegen den Kapitalismus und gegen das „Totschweigen“ der vergangenen nationalistischen Herrschaft, besonders in den USA gegen Krieg und Rassismus. Sie demonstrieren für Gleichberechtigung und Frieden.

Zu den wichtigsten Ereignissen gehört der 11. April 1968. Dort kommt es zu den bekannten Osterunruhen in Deutschland, die über mehrere Tage andauerten. Sie werden durch ein Attentat auf einen der wichtigsten Leiter der Rebellionen in Deutschland Rudi Dutschke ausgelöst. Detlev Albers schreibt in „Ostern 1968: Verlauf der Aktionen in Hamburg“ dazu: „Als uns am späten Nachmittag des 11.April die Nachricht vom Anschlag auf Rudi Dutschke erreichte, kam es noch am gleichen Abend zu einem spontanen Demonstrationszug durch die Hamburger Innenstadt. (…)  Man zog von einer Springer-Filiale zur anderen; alle wussten, und das blieb auch in den folgenden Tagen ganz unbestritten, dass Spingers Zeitungen die wichtigste, wenn auch indirekte auslösende Ursache für das Attentat darstellten.“ Zu Karfreitag schreibt er: „Vor allem gelang es, am Hauptausgang Kaiser-Wilhelm-Straße mit weit über 1000 Demonstranten zusammenzubleiben. So wurde über mehrere Stunden tatsächlich eine blockadeähnliche Absperrung erreicht. (…) Die nächste Demonstration am Ostermontag, dem 15.4., war weitgehend ähnlich angelegt wie Karfreitag. (…) Die Polizei ging sehr viel härter und systematischer vor und lieferte gegen Mitternacht 1.500 Demonstranten vor dem Polizeipräsidium, wo die Freilassung aller vorbeugend inhaftierten SDS Mitglieder gefordert wurde, den blutigsten Einsatz während der Ostertage überhaupt.“[14] Diese Ereignisse zeigen, wie engagiert die Studenten waren und wie stark der Kampf gegen die Regierung war.

In Frankreich kommt es kurz darauf zu den Mai-Unruhen. Sie beginnen in Nanterre, einer Kleinstadt nahe Paris, und weiten sich über ganz Frankreich aus. Die Studenten  demonstrieren für das Ende des Vietnamkriegs und mehr Freiheiten.

In einem Brief an Theodor W. Adorno schreibt Elisabeth Lenk: „Aber ich denke, was zu wenig über die Grenzen gedrungen ist, sind die Ereignisse in der Nacht vom 10. zum 11.Mai. Studenten, Schüler und einige Professoren haben in dieser Nacht das Quartier Latin besetzt und für alle Fälle, auch um die Nervosität einiger einiger „durs“ zu bändigen, Barrikaden errichtet.“[15]

Darauf folgt eine Besetzung der Sorbonne. In einem Bericht über die Besetzung der Sorbonne steht: „Die Besetzung der Sorbonne seit Montag, dem 13. Mai, hat eine neue Phase der Krise der modernen Gesellschaft eingeleitet. Die Ereignisse, die sich augenblicklich in Frankreich abspielen, nehmen das Wiedererscheinen der revolutionären proletarischen Bewegung in allen Ländern vorweg.“[16] Hierdurch wird deutlich, dass dieser Protest einen der gravierendsten darstellt. Während dieser Zeit finden mehrere Tage Kämpfe zwischen Stundeten und Polizisten statt.

Nach der Besetzung werden 200 Studenten festgenommen. Daraufhin schließen sich auch Bürger und Arbeiter an. Mehrere 100.000 Arbeiter fordern mehr soziale Rechte, Lohnerhöhung und die Einführung einer Sozialversicherung. Dazu berichtet ein Arbeiter über die Kämpfe in Flins: „Alle Arbeiter, Angestellten, Studenten, etc. müssen durch diese große revolutionäre Bewegung vereint werden. Noch einmal, wir sagen Genossen Studenten Bravo und Danke, dass sie und den Weg gezeigt und uns klargemacht haben, was zu tun ist, um die Unternehmer zu besiegen. (…) Wo wird das hinführen? Zu einem Bürgerkrieg? Wir wissen es nicht!“[17]

1969 kommt es zum Ende der Proteste. Die Studenten haben einige ihrer Forderungen erreicht und an Freiheiten in den Universitäten gewonnen. Und auch die Arbeiter haben durch ihre Proteste für soziale und wirtschaftliche Reformen gesorgt.

Sie haben durch ihre Rebellion zwar keine gewollte Revolution bewirkt, aber etwas hinterlassen - Noch lange danach wurde viel über die Proteste diskutiert, eine antiautoritäre Erziehung, eine Frauenbewegung und eine Umweltbewegung wurden in Bewegung gesetzt. Norbert Frei schreibt in seinem Buch „1968 Jugendrevolte und globaler Protest“: „In der Bandbreite der „Ideen von 1968“ waren dies gewiss utopische Gedanken. (…) Was mitriss, waren die plötzlich schier unbegrenzt erscheinenden Möglichkeiten, als eine neue Generation im Eintreten für eine bessere Welt sich selbst zu beweisen. Und das bleibt ja festzuhalten: Es ging um nichts Geringeres als um eine bessere Welt. Es ging um die Freiheit der Unterdrückten, um die gesellschaftliche Teilhabe aller, um ein Mehr an Demokratie.“[18]

Und genau das schien sich auch John Lennon gewünscht zu haben, das macht er besonders in seinem Lied „Imagine“ deutlich: Eine bessere Welt.

 

Was ist ein Weltstaat?

Wenn man das Wort „Weltstaat“ in einem Wörterbuch sucht, wird es als ein politisch staatliches Gebilde, das organisatorisch die gesamte Welt umfasst, definiert.

Das würde eine einheitliche Regierung und für alle gleich geltende Gesetze bedeuten. Und würde einige negative, aber auch positive Aspekte hervorbringen, denn „Klimawandel, Epidemien, multilateraler Handel, internationale Finanzarchitektur, Rechte am geistigen Eigentum, Biodiversität, internationaler Terrorismus, schließlich Frieden und Sicherheit: (…) Ihnen ist eins gemeinsam: Sie sind grenzüberschreitend und bedürfen einer ausgreifenden politischen Koordination und Harmonisierung über Grenzen hinweg.“[19] schreibt Doktor Inge Kaul in ihrem Buch „Die Ohnmacht der Mächtigen“. Das bedeutet also, es gebe globale Themen, die nicht einzelne Länder entscheiden können, da sie die ganze Welt betreffen. Und dafür wäre ein Weltstaat eine mögliche Option.

Für John Lennon würde ein Weltgemeinschaft bedeuten, dass es keine Länder und keine Religionen gebe und dadurch keine Kriege, Frieden und Brüderlichkeit unter den Menschen, wie in „Imagine“ deutlich wird.

Doch wenn man die negativen Aspekte betrachtet, könnte in Bezug auf John Lennons Vorstellung der Länderauflösung, der Umgang mit den verschiedenen Sprachen und Kulturen ein Problem darstellen. Außerdem würde ein Weltstaat, wie man sich ihn vorstellt, bedeuten, dass wenige Menschen die politische Macht hätten, somit die Weltmacht. Das wäre ein gewagter Schritt und man müsste dann überlegen, ob eine andere Regierungsform möglich wäre.

Mathias Albert schreibt zu diesem Thema: „Es gibt keinen Weltstaat und es wird auch in Zukunft keinen solchen geben. Jedenfalls nicht, solange man unter einem „Weltstaat“ einen modernen Nationalstaat mit globaler Ausdehnung versteht. Diese Vorstellung eines Weltstaates, welcher wesentliche Funktionen moderner Staatlichkeit in sich bündelt, beherrscht die Diskussionen um die Wünschbarkeit eines solchen Weltstaates in der politischen Philosophie seit geraumer Zeit und liegt den meisten Diagnosen zugrunde, welche empirisch keine Herausbildung eines derartigen Gebildes erkennen können. “[20].

Er macht also deutlich, dass es zukünftig keinen Weltstaat, in der Form wie John Lennon ihn darstellt, geben könne, da es zu viele Problempunkte gebe.

Allerdings wird in der Philosophie darüber gesprochen, dass der Weltstaat sich durchsetzen werde. Dabei hätten nicht die Menschen die Entscheidungsmacht, denn dafür sorge die schöpferische Rationalität, welche die universelle absolute Vernunft des Menschen bedeute. Das Wesen des Menschen stelle dabei das Absolute dar. Marco de Angelis schreibt dazu in seinem Buch „Philosophie für alle“: „Die organisierte menschliche Gemeinschaft, d.h. der Staat als Weltstaat ohne jegliche geographische Grenze, ist der erste ethische Wert der absoluten Ethik. Dabei handelt sich um die Ethik, wie sie vom Geist angestrebt wird, der sich als Absolutes anerkennt und sich daher nicht nach seinen vorübergehenden und flüchtigen Neigungen, sondern nach seiner schöpferischen Rationalität verhält.“[21].

 

Verbindung zum Seminar

In dem Seminar „Ausdehnung der Staatlichkeit und Erweiterung des Bewusstseins: ein philosophisches Zusammenspiel als Grundlage der Menschheitsgeschichte?“ wurde die Philosophie als höchste Wissenschaft und ihre Bedeutung im menschlichen Leben vertieft. Im Bezug darauf können einige Verbindungen zu meinen Themen der Hausarbeit gezogen werden.

Wenn man den Aspekt der Ausdehnung der Staatlichkeit betrachtet, wurde über die Bedeutung und Entstehung eines Weltstaates gesprochen, dessen philosophischer Ansatz schon unter der Überschrift „Was ist ein Weltstaat?“ genannt wurde. Auch John Lennon scheint sich eine Weltgemeinschaft zu wünschen und nennt ihre Vorteile.

John Lennons Andeutungen in seinem Lied und seine Aussagen können außerdem philosophisch analysiert werden. Denn Lennon scheint die Welt verstehen und an Erkenntnis gewinnen zu wollen. Seine Werte, die Welt verbessern zu wollen, scheinen für sein Handeln verantwortlich zu sein. Begründen kann man dies mit der Vernunft. „Diese faszinierende Disziplin birgt zwei Kernaspekte: Der erste ist theoretischer Natur: das Wissen, die Kenntnis der Welt, in der wir als vollendete Wesen leben; Der zweite Aspekt ist eher praktischer Natur und behandelt das menschliche Handeln, den Sinn, den wir unserer eigenen Existenz in dieser Welt geben, und die Werte, die unser Handeln steuern.“[22], schreibt Marco de Angelis.

Des Weiteren hat sich Lennon kritisch gegen Religionen geäußert. Über das Verhältnis von Religion und Philosophie wurde auch im Seminar diskutiert. Denn beide Aktivitäten leiten das Leben der Menschen. Die Unterscheidung liegt darin, dass Philosophie auf Wissen und Religion auf Glauben beruht. Und „Die Philosophie unterscheidet sich hingegen von der Religion insofern, als sie danach strebt, nicht nur die Wahrheit zu erkennen, also rational zu erkennen, sondern auch ihr eigenes Fundament zu erklären, welches die Griechen Als Arché (…) bezeichneten.“[23], erklärt Marco de Angelis. Philosophische Aspekte beruhen darauf, bewiesen zu werden, im Gegensatz zur Religion.

John Lennon kritisiert Religionen, da er meint, dass diese für Unterschiede und Kämpfe zwischen den verschiedenen Religionen und ihren Anhängern sorgen würde. Doch „diesen Personen gibt die Religion ethische Orientierung für die Zukunft, Werte auf die kein Mensch verzichten kann.“[24], schreibt Marco de Angelis. Allerdings kritisiert auch er Religionen, die ohne Philosophie einhergehen: „So können wir auch sagen, dass die Religion ohne Philosophie leer ist bzw. sich auf einen dogmatischen und unbeweisbaren Grundsatz stützt, der heutzutage für Gelehrte, die mit den heutigen wissenschaftlichen Ergebnissen vertraut sind, eigentlich nicht mehr haltbar ist.“[25] Eine neue Perspektive biete, wie in Marco de Angelis Buch geschrieben, dabei die Vernunftsreligion: „Das Prinzip dieser Denk- und Lebenseinstellung, dieser Vernunftsreligion, der prägnanten Definition Immanuel Kants zufolge, ist die absolute Vernunft als Grundprinzip von allem. Dieses Prinzip ersetzt den Gott der monotheistischen Religionen, der einerseits die Götter der polytheistischen Religionen ersetzt hatte.“[26]

Die letzte Verbindung, die ich nennen möchte, besteht zu der Kreativität. Diese ist ein Grundprinzip der absoluten Vernunft und bedeutet, dass wir Menschen fähig sind zu schöpfen. Und „Unser Glück und unsere Selbstverwirklichung bestehen in nichts anderem als in der Schöpfung, in einem Leben als schöpferisches Wesen.“[27], schreibt Marco de Angelis. Auch John Lennon hat diese Kreativität genutzt und unter anderem „Imagine“ geschrieben. Er konnte sich und seine Gedanken dadurch ausleben und verbreiten.

 

Fazit

Zurückgreifend auf die Fragestellung, ob Musik den Geist der Zeit ausdrückt, kann man bei den Themen, die in der Hausarbeit behandelt wurden, zustimmen. Denn John Lennon hat in seinem Lied „Imagine“ Forderungen und Wünsche geäußert, die auch von den Studenten und anderen Anhängern der 68er-Bewegung deutlich werden. Die Anhänger wünschen sich unter anderem Frieden, Brüderlichkeit, Zusammenhalt, Freiheit und rebellieren gegen Krieg. Und diese Forderungen werden auch in „Imagine“ dargestellt. Lennon verdeutlicht in seinem Lied außerdem, dass schon mehrere Menschen seine Ansichten teilen, womit er die Anhänger der 68er-Bewegung meinen könnte. Sein Lied wurde passend dazu als „Hymne“ angesehen, was auch zeigt, dass Musik verbindet. Und Musik kann Vorstellungen ausdrücken und hervorrufen, wie die Idee einer Weltgemeinschaft.

Allerdings kann diese Frage nicht verallgemeinert bestätigt werden.

Viele Lieder beschäftigen sich auch mit Problemen, die keine zeitliche Begrenzung haben und in jeder Epoche und in jedem Genre zu finden sind. Lieder wie „Yesterday“ von den Beatles aus 1965, „I Will Always Love You“ von Whitney Houston aus 1992 oder „Someone Like You“ von Adele aus 2011, die Liebeskummer, Heimweh oder inneren Schmerz ausdrücken.

Manchmal soll Musik auch Freude verbreiten und von Problemen und dem Alltagsstress ablenken. Daher gibt es auch Lieder, wo die Bedeutung des Textes kaum beachtet wird, da keine besondere Aussage vermittelt werden soll, stattdessen sollen sie schnelle und stimmungsvolle Melodien und Rhythmen beinhalten, wie  beispielsweise bei „Let´s Get Loud“ von Jennifer Lopez aus 1999 oder „Dance Monkey“ von Tones and I aus 2019.

Man sollte des Weiteren nicht außen vor lassen, dass es sich dabei auch um eine Musikwirtschaft handelt. Erfolgreiche Musiker werden häufig von einem Management unterstützt, daher müssen sie in einigen Fällen Lieder produzieren, die sich nicht an den Wünschen des Musikers orientieren, sondern daran, was viele Hörer anspricht und somit den meisten Gewinn erwirtschaftet.

Doch letztendlich ist die Aufgabe der Musik, die Möglichkeit zu bieten, die Kreativität auszuleben, die, wie schon genannt, in dem Menschen als schöpferisches Wesen verankert ist und daher zur Selbstverwirklichung führen kann. Viele Musiker nutzen Musik, um ihre Emotionen auszuleben und Gedanken auszudrücken. Das kann auch dazu führen, dass sie die zeitlichen Ereignisse in der Gesellschaft und Politik aufgreifen und dagegen protestieren. Und durch die Reichweite von Musik, können Menschen dadurch bewegt und verbunden werden. Aber das ist nicht immer die Intention.

 

Meine Version von „Imagine“

Anbei befindet sich eine digitales Cover von John Lennons „Imagine“, das ich selber singe und mit dem Klavier begleite (hier: https://www.youtube.com/watch?v=ItvmVmRcICk&feature=youtu.be). Damit möchte ich einige seiner Aussagen unterstützen und selber interpretieren.

Denn auch heute noch ist sein Lied weltbekannt und wird von Leute, die noch aus der Zeit der 68er- Bewegung kommen bis hin zu meiner Generation gehört. Viele Aspekte, die Lennon anspricht, sind auch heute noch Themen und Probleme, die die Gesellschaft und Politik beschäftigen.

 

 Literaturverzeichnis

  1.  Albert, Mathias, Beteiligt: Stichweh, Rudolf, Weltstaat und Weltstaatlichkeit,   Beobachtungen globaler politischer Strukturbildung, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2007, S.9

  1. De Angelis, Marco, Philosophie für alle- (1.0) -Manifest für die philosophische Identität des europäischen Volkes, PhilEuropa, Möhnesee, 2016, Lektionen 1 - 12

  1. Fawcett, Anthony, John Lennon Beatle - Künstler - Provokateur, 5. Aufl., Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach, Dezember 1988

  1. Frei, Norbert, 1968 Jugendrevolte und globaler Protest, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, März 2008, S.216

  1. Kaul, Inge, Die Ohnmacht der Mächtigen (online), IP (Zugriff am 09.03.2020), PDF e-Book, Juli/ August 2008, S.146, Verfügbar unter: https://www.ingekaul.net/wp-content/uploads/2014/01/Auf-dem-Weg-zum-Weltstaat.pdf

  1. Lennon, John, Imagine, (Lied), England, 1971

  1. Robertson, John, John Lennon 1940 - 1980: Eine Reise durch John Lennons Leben in Worten und Bildern, 1. Aufl., Edition Olms, Zürich, 1996, S.53 - 69

  1. Schulenburg, Lutz, Hrsg., Das Leben verändern, die Welt verändern! 1968  Dokumente und Berichte, 1. Aufl., Edition Nautilus, Hamburg, 1998, S.6 - 242

 

[1] Vgl. Lennon, John, Imagine, (Lied), England, 1971, Strophe 1, Zeile 5-6.

[2] Vgl. Ebd., Strophe 3, Zeile 6.

[3] Robertson, John, John Lennon 1940 - 1980: Eine Reise durch John Lennons Leben in Worten und Bildern, 1. Aufl., Edition Olms, Zürich,1996, S.46.

[4] Ebd., S.53.

[5] Ebd., S.55. 

[6] Vgl. Ebd., S.56.

[7] Ebd., S.62.

[8] Ebd., S.69.

[9] Ebd., S.77.

[10] Vgl. Ebd., S.118.

[11] Vgl. Schulenburg, Lutz, Hrsg., Das Leben verändern, die Welt verändern! 1968  Dokumente und Berichte, 1. Aufl., Edition Nautilus, Hamburg, 1998, S.20.

[12] Vgl. Ebd., S.6.

[13] Vgl. Ebd., S.20.

[14]Vgl. Ebd., S.143-144.

[15] Vgl. Ebd., S.211.

[16] Vgl. Ebd., S.213.

[17] Vgl. Ebd., S.240, 242.

[18] Vgl. Frei, Norbert, 1968 Jugendrevolte und globaler Protest, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, März 2008, S.216.

[19] Vgl. Kaul, Inge, Die Ohnmacht der Mächtigen (online), IP, Juli/ August 2008, S.146.

[20] Vgl. Albert, Mathias, Beteiligt: Stichweh, Rudolf, Weltstaat und Weltstaatlichkeit, Beobachtungen globaler politischer Strukturbildung, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2007, S.9.

[21] Vgl. De Angelis, Marco, Philosophie für alle- (1.0) -Manifest für die philosophische Identität des europäischen Volkes, PhilEuropa, Möhnesee, 2016, Lektion 12.

[22] Vgl. Ebd., Lektion 1.

[23] Vgl. Ebd., Lektion 2.

[24] Vgl. Ebd.

[25] Vgl. Ebd.

[26] Vgl. Ebd., Lektion 9.

[27] Vgl. Ebd., Lektion 7.

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