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255. Jahrestag der Geburt von Hegel

255. Jahrestag der Geburt von Hegel

 

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27. August 2025

255. Jahrestag der Geburt von Hegel

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Heute jährt sich zum 255. Mal der Geburtstag von Hegel. Dieser Mensch und Denker muss unendlich gefeiert und in Erinnerung behalten werden, denn dank seiner intellektuellen Geduld, seiner logischen Strenge und seiner spirituellen Tiefe hat er es der Menschheit ermöglicht, einen höheren Standpunkt im Verständnis der Welt zu erreichen, den spekulativen oder dialektischen Standpunkt. Dieser besteht darin, die Individuen und Ereignisse der Welt nicht als isoliert, sondern als miteinander verbunden zu betrachten. Der dialektische Philosoph bemüht sich daher stets, die Beziehungen zu rekonstruieren, die das Gerüst der Welt bilden. Das Wissen aus der Erfahrung, die Wissenschaft, reicht nämlich nicht aus, um die Welt zu verstehen. Beziehungen sind nicht sichtbar, sie sind das, was hinter dem Sichtbaren steht und was Aristoteles als „Metaphysik” bezeichnet hat, das, was hinter dem Physischen, dem Sichtbaren steht.
Sicherlich ist die heutige Welt wenig geneigt, hinter das Physische zu blicken, sie begnügt sich mit dem, was erscheint, mit dem Materiellen, sie ist eine oberflächliche Welt, zumindest bei uns im Westen, weil wir nicht wissen, wie andere Kulturen denken, vor allem die dialektischen, wenn auch in der materialistischen Version von Marx, also vor allem Russland und China.
Der Einfluss Hegels war in der Tat enorm. Die halbe Welt hat den Weg der Dialektik eingeschlagen, wenn auch in der Interpretation von Marx. Noch heute betrachten diejenigen, die dem kapitalistischen und liberalen Westen mit Argwohn begegnen, dies oft aus einer linken, marxistischen Perspektive.
Doch dies ist nicht der richtige Standpunkt, denn er ist antithetisch und nicht synthetisch, er stellt einem isolierten Gut, dem Individuum, ein anderes isoliertes Gut, den Staat, gegenüber, und genau das wollte Hegel vermeiden.
So befinden wir uns heute in der unglücklichen Situation einer extremen Dialektik, in der sich die Gegensätze, das Kapital und das Proletariat, der Liberalismus und der Kommunismus, gerne gegenseitig ausschalten würden, dies aber nicht tun können, weil niemand sicher ist, zu gewinnen.
Hegel war jedoch ein Mann des Friedens, wie übrigens auch Kant und die gesamte idealistisch-romantische Kultur Deutschlands jener Zeit. Wenn es eine historische Epoche gab, die mit allen Mitteln nach einem Weg zum Frieden für die Menschheit suchte, dann war es die historische Epoche Deutschlands zwischen Kant und Hegel. Die nachfolgende Geschichte hat jedoch ihre Botschaft teilweise verdreht, die nur in der Europäischen Union ihre erste Verwirklichung fand, zumindest die von Kants Gedanken, auch wenn sie heute von der aktuellen europäischen Führungsklasse völlig vergessen zu sein scheint. Die Menschheit hat jedoch die vereinigende Botschaft Kants und vor allem Hegels noch nicht wirklich verstanden, sondern sie als Gegensatz und nicht als Synthese interpretiert, wie es der Philosoph aus Stuttgart beabsichtigt hatte.
Genau aus diesem Grund ist es heute wichtiger denn je, sein Denken am Leben zu erhalten. Je mehr sich die Gegensätze gegenseitig verfestigen, desto mehr muss daran erinnert werden, dass das wahre Denken immer und ausschließlich das dialektische ist, das über den Gegensatz hinaus nach Synthese strebt. Wir sollen im Zeichen der Synthese und der Vereinigung leben und denken, in der Hoffnung, dass das dialektische Denken eines Tages dank eines neuen Verständnisses des „Weltgeistes”, der hinter den Nationalstaaten steht, seinen Weg zur Verwirklichung finden kann.
Sicherlich kommt manchmal Entmutigung auf und es scheint, dass die Welt genau in die entgegengesetzte Richtung geht, dass die Strömung zum Krieg und nicht zum Frieden, zur Opposition und nicht zur Vereinigung führt. Doch wenn, wie Hegel lehrt, in der Geschichte die Absolute Vernunft, der Logos, am Werk ist, können Opposition und Krieg nicht das letzte Wort sein, sondern nur ein vorübergehender Zustand auf dem Weg zur Synthese und zum Frieden. Deshalb ist es sinnvoll, die Flamme der Dialektik weiter brennen zu lassen, auch und vielleicht gerade in dunklen Zeiten, in Zeiten des Krieges, wie sie die Welt derzeit erlebt.


(Marco de Angelis, 27. August 2025, aus www.philosophyforfuture.org) 

 

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