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3. DRITTE PERIODE VON HEGELS DIALEKTISCHER ENTWICKLUNG (1802-1806)

3. DRITTE PERIODE VON HEGELS DIALEKTISCHER ENTWICKLUNG (1802-1806)

 

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1802/03-1806

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DRITTE PERIODE

VON

HEGELS DIALEKTISCHER ENTWICKLUNG

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Der Aufbau des ersten vollständigen, wenn auch

noch nicht definitiven philosophischen Systems

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Der Aufsatz Über die wissenschaftlichen Behandlungsarten des Naturrechts, der die ursprüngliche Formulierung des Begriffs der absoluten Sittlichkeit enthält, ist die letzte von Hegels sogenannten ‚kritischen Schriften‘, also der Jenenser Arbeiten, durch die der Stuttgarter Philosoph die beiden Hauptbegriffe seiner Philosophie formte, kräftigte und festigte: das religiös-metaphysische Prinzip des Absoluten und das moralisch-ethische Ideal der absoluten Sittlichkeit. Dabei polemisierte er vor allem mit den Auffassungen von Kant und Fichte sowie mit anderen philosophischen Strömungen seiner Zeit, wie z.B. mit dem Skeptizismus von Schulze.

Gegen Ende 1802/Anfang 1803 wurde eine neue Phase in der Gedankenentwicklung des jungen Philosophen eingeleitet. Die kritischen und polemischen Publikationen endeten, nicht nur weil Schelling, mit dem Hegel das Kritische Journal der Philosophie herausbrachte, Jena verließ, sondern vor allem aus einem tieferen, der Entwicklung des Hegelschen Denkens immanenten Grund. Nachdem sich Hegel nämlich in den ersten drei Jahren des Aufenthaltes in Jena durch das genaue Studium der Gedanken der damaligen idealistischen Philosophie deren kategoriale Hauptinstrumente angeeignet hatte, begann er nun in einer vollkommen systematischen und autonomen Art und Weise mit der Ausarbeitung seines eigenen Denkens, d.h. mit der langsamen Erarbeitung seines philosophischen Systems.

Dieser Vorgang lässt sich nach einem genauen Schema unterteilen: Hegel entwickelt den impliziten Gedankeninhalt beider Hauptprinzipien seiner Philosophie, des Absoluten und der absoluten Sittlichkeit, die er durch den Umwandlungsvorgang der Jahre 1797-1803 erhalten hatte. Die Entwicklung des impliziten Gedankeninhaltes dieser beiden Begriffe ist nämlich das Hauptmerkmal der Fortschritte im Hegels Denken von 1803 bis 1805/06, eine Zeit, auf die die Ausarbeitung seines ersten vollständigen, wenn auch noch nicht definitiven Systems zurückreicht. In diesem Zusammenhang muss nämlich Folgendes geklärt werden:Das Gesamtmanuskript aus dem Jahre 1799-1800 stellt den ersten systematischen Versuch Hegels dar, es ist aber weder vollständig noch definitiv; das aus den Manuskripten von 1805/1806 bestehende System ist hingegen das erste „vollständige“ System, weil es alle Grundkapitel des philosophischen Systems von Hegel enthält, aber es ist noch nicht definitiv, da es nicht die letzte, von Hegel selbst verfasste Version darstellt. Daher muss man schließlich die Enzyklopädie von 1830 als das vollständige und definitive philosophische System Hegels ansehen.

Diese Entwicklung führt also den Philosophen aus Stuttgart zur Erstellung seines philosophischen Systems. Im Einzelnen führte die Entwicklung des impliziten Gedankeninhaltes des Begriffs der absoluten Sittlichkeit (den Hegel, wie wir später sehen werden, als erstes entwickelte) zur Formulierung seiner ersten vollständigen Philosophie des objektiven Geistes im System der Sittlichkeit (1802/03). Die Entwicklung des impliziten Gedankeninhaltes des Begriffs des Absoluten mündete hingegen in die Formulierung der ersten Fassung der späteren Wissenschaft der Logik, enthalten im Manuskript zur Logik und Metaphysik von 1804/05.

Hegel jedoch genügte die Entwicklung des impliziten Gedankeninhaltes im logisch-metaphysischen Prinzip und im ethischen Ideal nicht für die Erstellung eines eigenen philosophischen Systems. Er musste einen dritten Begriff konzipieren, der als Bindeglied zwischen dem Begriff des Absoluten und dem der absoluten Sittlichkeit fungieren könne: der Begriff des ‚absoluten Geistes‘. Dieser Begriff wurde zum Grundbegriff seiner gesamten Philosophie, und grenzte sie nicht nur eindeutig vom Kantischen und Fichteschen Denken ab, von dem sich Hegel seit der Zeit in Jena schon entschieden distanziert hatte, sondern auch vom Idealismus Schellings, der noch bis 1802/03 seine feste Grundlage war. Kommen wir nun dazu, wie Hegel den impliziten Gedankeninhalt im Begriff des Absoluten und im Begriff der absoluten Sittlichkeit entwickelte, und wie er sich gezwungen sah, diese beiden Begriffe theoretisch zu vereinigen, eine Aufgabe, die er durch die Formulierung des Begriffs des absoluten Geistes brillant löste.


ENDNOTEN

1) Es handelt sich um die Manuskripte der Logik/Metaphysik (1804/1805), der Naturphilosophie und der Philosophie des Geistes von 1805/06.

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