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A8. PHILOSOPHIE FÜR ALLE: DER MENSCH ALS ABSOLUTES

A8. PHILOSOPHIE FÜR ALLE: DER MENSCH ALS ABSOLUTES

 

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Lektion 8

Der Begriff des ‚absoluten Geistes’ 
und der Mensch in seiner Universalität als ‚Absolutes’

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Das Verständnis der Vernunft als das Absolute stellt einen neuen Blickwinkel dar, zu dem wir über das geordnete System der Begriffe gelangt sind. Die Wahrheit, die in diesem Begriff ausgedrückt wird, ist, dass der Mensch sich darüber bewusst ist, das Absolute zu sein, wenn er der Vernunft folgt, d.h. wenn er nach den Prinzipien der Dialektik denkt und lebt, so wie sie in Hegels Wissenschaft der Logik dargelegt und auf den hier vorliegenden Seiten bereits zusammengefasst wurden. Selbstverständlich ist es denkbar, dass in Zukunft irgendjemand die hegelianische Logik verbessert oder sogar ein gänzlich neues Logikmodell erarbeitet, welches die Hegels zwar bewahrt aber auch übertrifft, wie Hegel es z.B. mit der Logik von Aristoteles und Kant getan hat. Aber das gilt für jede Wissenschaft, die in der Gegenwart als wahr und dann in der Zukunft als ‚aufgehoben‘ gilt. Somit wird sie aber nicht als falsch deklariert, sondern einfach verbessert. Wir müssen deshalb momentan die Logik von Hegel als die neueste gültige und wahre betrachten, weil sie eben derzeit noch nicht übertroffen wurde (sowohl als Logik als auch als Metaphysik). 

In dem Moment, in dem der Mensch seine Art zu denken an die wirkliche Struktur der Vernunft bzw. der Dialektik anpasst, schreibt er seine eigene Denkweise und seine Art zu handeln ins große Bild des Universums ein, in die Schöpfung von allem also, was stetig vom Logos, vom Absoluten geschaffen wird. Im philosophisch-dialektisch bewussten Menschen ist nämlich immer das Absolute am Werk, aber nicht mehr unbewusst und notwendig wie in der Materie, sondern eben bewusst und frei. 

Diese Wahrheit stellt ein neues Stadium in unserem Wissensaufbau dar. Wir sind vom Begriff der Absoluten Vernunft (oder des Absoluten) zu dem des absoluten Geistes übergegangen, d.h. zum Menschen, der das eigene vernünftige Wesen erkannt und eine Weise des Denkens und Handels angenommen hat, die jenes Wesen widerspiegelt. Auf diese Art lässt der philosophisch und dialektisch selbstbewusste Mensch in sich das Absolute, die absolute Vernunft handeln. Hier agiert also das Absolute, wie im Übrigen überall in der Welt und der Natur, nicht mehr der einzelne Mensch mit seiner Sensibilität, seinen Leidenschaften, Instinkten usw. Das Absolute handelt im Menschen auf bewusste Weise, es ist also absoluter Geist und nicht nur Absolutes. Es ist im Grunde das Absolute, das sich im Menschen, also im Geiste, über sich selbst bewusst ist. 

Es handelt sich um einen sehr wichtigen Schritt im Aufbau der Auffassung der Philosophie als ‚Wissenschaft der Weisheit‘. Die Voraussetzung für die Weisheit ist nämlich, dass der Mensch, der Geist, zu sicheren Erkenntnissen gelangt und damit in der Lage ist, auf dieser Grundlage ausgewogene, eben weise Entscheidungen zu treffen. Diese haben ihren Ursprung offenkundig nicht in der Individualität der empirischen Person (also in deren Charakter, Neigungen, Leidenschaften usw.), sondern aus einem übergeordneten Ursprung stammen. Sie stammen also aus einem begründeten Wissen, aus einer von den Besonderheiten des Moments und des empirischen Individuums distanzierten Betrachtungsweise. Vom Weisen erwartet man, dass er zu den höchsten Erkenntnissen gelangt und die höchsten Entscheidungen trifft, ohne dabei auf seine ihm eigene Subjektivität zurückzugreifen, die genauso schwach wie die der anderen ist. Von ihm erwartet man, dass er mithilfe seiner Fähigkeit, zum Universellen aufzusteigen, dorthin gelangt und folglich sichere Erkenntnisse und Wahrheiten zutage bringt. Diese sollen vom Prinzip her von allen, die diese Fähigkeit besitzen, geteilt werden können, von allen also, denen es möglich ist, sich zum universellen Ich, zur philosophischen Perspektive zu erheben. 

Die philosophische Haltung des absoluten Geistes weist darauf hin, dass man sich zum Verständnis des Absoluten erhoben hat, indem man unsere empirische Einzigartigkeit ausblendet. Man gelangt zu ihm als subjektive und objektive Vernunft, deren grundsätzliche Prinzipien dank des Studiums der Logik-Metaphysik verstanden worden sind. Deshalb ist man dann in der Lage, auf wirklich rationale Weise zu denken und Entscheidungen zu treffen, die nicht die empirische Subjektivität als Quelle haben, weil auch das Absolute an unserer Stelle sie treffen würde. Das Absolute in uns ist es, was die Entscheidungen also trifft! 

Der Geist hat sich also mit dem Absoluten identifiziert, auch wenn dies nur für die Zeit des Lebens gilt, die vom selbstbewussten Geist und nicht vom empirischen Ich bestimmt wird. Der Geist kann jedoch die Zeit bestimmen, in der er als Absolutes bzw. auf vernünftige Weise lebt. Wenn man konsequent in dieser philosophischen Einstellung ist, d.h. wenn man sich so gut wie möglich anstrengt, vernünftig zu denken und zu handeln, natürlich immer der dialektischen Rationalität zufolge, kann man das eigene Leben als Absolutes verlängern und das als empirisches Individuum verkürzen, das von falschen Gedanken und so auch von falschen Entscheidungen und Handlungen beeinflusst wird (falsch insofern, als sie nicht durch das Absolute, das wahre Wissen inspiriert, sondern Resultat individueller Subjektivität sind). 
 

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