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12. Sitzung: Systematisches Schema der Hauptgedanken von Hegels Philosophie als ‚Vernunftreligion‘

12. Sitzung: Systematisches Schema der Hauptgedanken von Hegels Philosophie als ‚Vernunftreligion‘

 

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Text für die 12. Sitzung

(3.3.2025)

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Einführung in das philosophische System Hegels

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Systematisches Schema der Hauptgedanken von Hegels Philosophie
als ‚Vernunftreligion‘ für die gesamte Menschheit

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1. Die Philosophie ist eine reine Wissenschaft.

2. In ihr Subjekt (Logos) und Objekt (Logos) sind dasselbe. In diesem Sinn braucht sie keine Erfahrung, sie ist eine Wissenschaft ‚a-priori‘, die das ‚a-posteriori‘ (die Erfahrung) bestimmen soll.

3. Der Logos ist das Absolute, in der Sprache des Glaubens ‚Gott‘.

4. Als solche ist Philosophie vor allem Logik-Metaphysik. Alle anderen Sektionen der Philosophie sind ‚Anwendungen‘ bzw. ‚Erweiterungen‘ der Logik-Metaphysik. 

5. Sie hat eine Geschichte, die in Griechenland und Süditalien (Groß-Griechenland bzw. Magna Grecia) mit Parmenides vor 2500 Jahre angefangen hat und in Deutschland mit dem Tod von Hegel 1831 zu Ende gekommen ist. 

6. Das Ende der Philosophie ist kein zeitlicher Begriff, sondern ein qualitativer Begriff. Dies Bedeutet, dass sich der Logos in Hegels Philosophie erkannt hat. Es ist als Vollendung im Sinne der wahrhaften Unendlichkeit zu begreifen. Dies bedeutet, dass vom Standpunkt der Zeit aus, also der schlechten Unendlichkeit, die Geschichte der Philosophie geht natürlich weiter, obwohl ihr Resultat eigentlich schon erreicht wurde. 

7. Die Zeit nach der Erreichung des Resultats besteht aus mehreren Tätigkeiten: 

- erstens, soll das Resultat, also Hegels Philosophie, gründlich gelernt und unterrichtet werden; 
- zweitens, soll dieses Resultat verbessert werden; 
- drittens, soll diese Philosophie in einer aktuellen Sprache ausgedrückt werden.
- viertens, soll eine entsprechende Weltgesellschaft danach gestaltet werden.
- fünftens, es soll individuell nach ihren Hauptprinzipien gelebt werden.
Usw. usf.

Es gibt also eine Menge für die Philosophen zu tun, obwohl das Resultat schon erreicht wurde! Eine Menge philosophische Arbeit wartet auf die Menschen…

8. In der Geschichte der Philosophie nach Hegels Tod gab bis heute viele Denker, die daran gearbeitet haben, Hegels Philosophie zu ‚pflegen‘, seine Manuskripte wissenschaftlich zu editieren, seine Entwicklung zu rekonstruieren, sogar eine neue Gesellschaftsform nach seiner dialektischen Logik zu gründen, was der Marxismus bewirkte. Die wahre Geschichte der Philosophie nach Hegel ist diese Pflege, Anwendung und Erweiterung seiner Philosophie, alles andere (Nietzsche, Heidegger, sowieso die anglo-amerikanische Philosophie usw.)  ist Philosophie als Meinung, nicht Philosophie als Wissenschaft. Die Pflege, Erweiterung und Anwendung des dialektischen Denkens ist dagegen der echte Inhalt der Geschichte der Philosophie als Wissenschaft nach Hegels Tod. Darin wurden die wichtigsten Fortschritte der Philosophie gemacht. 

9. Wir befinden uns heute Mitte in dieser Tätigkeit der Pflege und Anwendung der Philosophie Hegels und sollen dies weiterführen. Das ist unsere eigentliche philosophische Aufgabe, wenn wir die Philosophie als Wissenschaft und nicht als bloß subjektive Meinung leben wollen.

10. Insbesondere ist es heute wichtig, Hegels Philosophie als Vernunftreligion weltweit zu etablieren, wie wir in Europa die Philosophie Kant seit 1945 etablieren. Die UE ist auf dem Weg, eine Föderation von Nationalstaaten zu werden, wie Kant in seiner Schrift ‚Zum ewigen Frieden‘ (1795) dargestellt hatte. Dies wurde im Manifest von Ventotene, das Gründungsmanifest der Europäischen Bewegung festgehalten. Nur diese ‚Anwendung‘ von Kants Philosophie hat unseren Europäern einen dritten Krieg nach 1945 erspart. Wir haben damals den Weg des Friedens unter uns eingeschlagen, also uns für Kants Philosophie des ‚ewigen Friedens‘ definitiv entschieden.
Das reicht aber nicht, wie man sehen kann, um Frieden unter den Menschen weltweit zu stiften. Dazu braucht man eine echte allgemeine Religion, eine Weltreligion, die Kant als ’unsichtbare universelle Kirche‘ bezeichnet hatte. Diese universelle Religion kann nur die Philosophie als Wissenschaft sein, wie sie Hegel präsentiert hat, denn es Kant nicht gelingen konnte, in seinem Leben diesem Gedanken eine systematische und wissenschaftliche Form zu geben, vielleicht war er einfach schon zu alt dafür. Diese Aufgabe wurde aber in Tübingen von Hölderlin, Schelling und Hegel übernommen. 

11. Das Hauptprinzip einer solchen philosophischen Weltreligion ist die Anerkennung des Anderen als Logos, als Absoluten, als Gott (in der Sprache des Glaubens). Die Achtung vor dem Anderen, egal welcher Nationalität, Geschlecht, Reichtum usw. ist das absolute, unverzichtbare Hauptprinzip der philosophisch-dialektischen Weltreligion. Jeder Mensch ist Verkörperung des Logos, des Absoluten und darf niemals für uns ein Mittel, sondern immer nur ein Zweck sein. Der Mensch als Zweck nach dem Kantischen zweiten Imperativ, allerdings nicht formell, wie Kant dieses Prinzip ausgedruckt hat, sondern substantiell, inhaltlich.

12. Die absolute Sittlichkeit ist die Umsetzung dieses Prinzips. In der Familie sind  Partner und Kinder absoluter Zweck füreinander; in der Arbeit sollen die Adressaten unserer Arbeitstätigkeit absoluter Zweck sein; schließlich in dem Staat sollen alle Bürger (vergangenen durch die Erinnerung an sie, aktuelle und künftige) Zweck füreinander sein. 

13. Familie, Arbeit, Staat sind also die drei absoluten Werte der philosophisch-dialektischen, wissenschaftlichen Weltethik.

14. Diese Werte sind gleichzeitig Pflicht (Kant) und Recht (Hegel). Pflicht, weil sie auf Vernunft basiert sind und wir sind eben Vernunftwesen, die nach logischen Prinzipien leben sollen; Recht, weil wir unsere kreative Kraft als Logos nur dabei verwirklichen können. Familie, Arbeit, Staat sind in der Tat die höchsten, gemeinsamen Kreationen der Menschen. 

15. Sie sind die höchsten Kreationen der Menschen, da sie ‚notwendig‘ sind. Sie haben ihre Wurzeln in der Natur des Menschen. Die Familie ist die geistige und kreative Form des Überlebens der Menschheit; die Arbeit (bürgerliche Gesellschaft) ist die geistige und kreative Form des Überlebens des Einzelnen; der Staat ist die geistige und kreative Form der philosophischen Organisation von Familie und Arbeit. Ohne Familie und ohne Arbeit die Menschheit stirbt. Deshalb sind diese Werte notwendig und die höchstmöglichen Werte. 

16. Dies ist Hegels Begriff der wahren substanziellen Demokratie, sein Begriff der wahren Freiheit. Wahrhaft frei zu sein bedeutet, nach diesen sozialen und objektiven Werten zu leben (nach dem „objektiven Geist“). Der westliche Freiheitsbegriff, der auf die britische Philosophie des 18. Jahrhunderts zurückgeht, ist stärker individuell geprägt und sollte nach Hegel als „Willkür“ und nicht als „Freiheit“ definiert werden.

17. In einem Leben nach dieser wissenschaftlichen Weltsittlichkeit bzw. Weltethik ist der Mensch ‚glücklich‘, da er seinen Logos, sein kreatives Wesen verwirklicht und danach lebt. Das ist der höchste Anspruch des Menschen und seine höchste Selbstverwirklichung. Mehr Glück (Glücklichkeit, Glückseligkeit) ist im Leben nicht möglich!

18. Ein philosophischer Weltstaat, Hegels Begriff des Weltgeistes entsprechend (Aktualisierung von Hegels Philosophie), soll es ermöglichen, dass es, ob ein Kind im reichen Europa oder im armen Nigeria auf die Welt kommt, überhaupt keine Differenz mehr ausmacht. Das müsste die Hauptaufgabe der Philosophie in der Zukunft sein (www.philosophyforfuture.org). Alles andere ist nur Gerede für reiche und übersatte Menschen, während andere leiden und massenhaft sterben müssen.

19. Erst nach der Gründung des philosophischen Weltstaates werden die Menschen behaupten können, dass sie aus der Vorgeschichte, d.h. aus der Zeit der Unmündigkeit (nach Kant) herausgetreten sind. Solange aber wir Menschen nicht in der Lage sind, das neugeborene Leben (also den Logos) zu schützen, egal wo diese auf die Welt kommt, werden wir in der Vorgeschichte bleiben und im Grunde genommen immer noch eine ‚unzivilisierte Menschheit‘ sein. 

 

Das ist mein Vorschlag, wie wir Hegels Philosophie heute lesen sollten.


Vielen Dank dafür, dass Sie mich auf dieser Reise zur Entdeckung des echten und aktuellen Sinnes der Philosophie Hegels sowie der ganzen philosophischen Bewegung, wovon sie im damaligen Deutschland der Gipfel war, so geduldig (auf Grund meiner deutschen Sprache) und so interessiert begleitet haben. 

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